Landwirtschaftspark Heidelberg rund um das ehemalige US-Airfield: Gute Idee oder "Luftschloss"?
Der IBA-Kandidat wurde in einer Sitzung der Bezirksbeiräte Kirchheim und Pfaffengrund vorgestellt. Viele Fragen blieben jedoch offen.

Vom Schlauchturm der Neuen Feuerwache am Baumschulenweg bietet sich diese Aussicht über einen bedeutenden Teil jener ganz überwiegend agrarisch genutzten Fläche, auf der ein Landwirtschaftspark entstehen soll. Im Hintergrund erblickt man (von links nach rechts) den Pleikartsförster Hof, das Airfield und den Pfaffengrund. Foto: Werner Popanda
Von Werner Popanda
Heidelberg. Noch ist es nicht mehr als eine Ideensammlung, aber das Projekt "Landwirtschaftspark Heidelberg" hat das Potenzial, die große Fläche zwischen Pfaffengrund, Kirchheim und der Bahnstadt - samt dem ehemaligen US-Flughafen - langfristig zu prägen. Seit fünf Jahren befasst sich ein Netzwerk aus Anwohnern, Landwirten und ökologischen Einrichtungen mit den Plänen. Das Projekt ist zudem einer der Kandidaten der Internationalen Bauausstellung (IBA). In der letzten Woche wurde es in einer Sondersitzung der beiden Bezirksbeiräte Pfaffengrund und Kirchheim vorstellt. Die RNZ stellt die wichtigsten Fakten zu den Plänen zusammen:
Was ist ein Landwirtschaftspark? Der Landwirtschaftspark (LWP) soll "ein Freiraum neuen Typs" werden, der die landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes langfristig sichern und noch deutlicher im Bewusstsein der Heidelberger verankern soll. Dazu soll eine stärkere Verknüpfung der Landwirtschaft mit der Stadt und ihren Einwohnern erfolgen - durch einen direkteren Vertrieb der Produkte, durch verschiedene Bildungsangebote innerhalb des Parkes sowie durch seine Funktion als Naherholungsgebiet. Getragen werden soll er von einem Netzwerk aus Landwirten, Initiativen und Bewohnern der angrenzenden Stadtteile.
Wie soll das konkret aussehen? Geplant wird der LWP für die sogenannte "grüne Zunge" - die landwirtschaftlich genutzte Fläche zwischen Bahnstadt, Pfaffengrund, Kirchheim sowie Patrick Henry Village, die das ehemalige Airfield der US-Armee umschließt. Das Gebiet wird seit Mitte des 20. Jahrhunderts für die Landwirtschaft genutzt. Vor allem ehemalige Stadtbauern aus der Innenstadt und dem Kirchheimer Ortskern siedelten sich dort an. Nun soll hier nicht nur ein Netzwerk aus Landwirten, Direktvertreibern und Anwohnern entstehen, sondern auch verschiedene Angebote, die allen Bürgern offenstehen. So könnten die ehemalige Maulbeerallee, die von Heidelberg nach Schwetzingen führte, wieder reaktiviert werden oder die historische Traitteur’sche Wasserleitung zwischen Rohrbach und Mannheim an einigen Stellen wieder sichtbar gemacht werden. Zudem soll es Projekte geben, die die landwirtschaftliche Arbeit veranschaulichen. Um regionale Produkte direkt zu verkaufen, könnte es auch eine Art "Eier-Drive-In" geben - einen Verkaufsstand inmitten der Felder, wo Passanten frische Eier kaufen könnten.
Wer will das Projekt umsetzen? Die Idee hatte ein Initiatorenteam um den Landschaftsarchitekten Wolfgang Roth. Dem haben sich seitdem zahlreiche Einzelpersonen, Anwohner, Landwirte und Vereine angeschlossen. Als IBA-Kandidat erhalten die Planer zudem inhaltliche, organisatorische und ökonomische Unterstützung vom IBA-Büro. Bei ersten Arbeitstreffen seien jeweils zwischen 20 und 30 Teilnehmer anwesend gewesen, heißt es. In diesem Jahr soll ein Verein gegründet werden, der sich um die Umsetzung kümmert.
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Was passiert mit dem einstigen US-Flughafen? Das US-Airfield liegt zentral inmitten des geplanten Landwirtschaftsparks und könnte dessen Herzstück werden. Die Stadt stellt laut Initiatoren jedoch eine Entwicklung der Fläche für die nächsten Jahre nicht in Aussicht. Deshalb wollen diese erst mal ohne Fokus auf den Flugplatz planen und Ideen entwickeln, wie der LWP auch so in kleinen Schritten umgesetzt werden kann, da man sonst noch zwei Jahre warten müsste. Mit der Stadt habe man jedoch vereinbart, sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten, was die Entwicklung der Fläche angeht. Bei den Bezirksbeiräten kam diese Zwangspause jedoch nicht gut an: Der Pfaffengrunder SPD-Rat Bruno Krüger befand, "ein zweijähriger Dornröschenschlaf beim Flughafen ist nicht akzeptabel". Die Stadt müsse in dieser Hinsicht "die Hosen runter lassen". Grünen-Rat Fritz Engbarth-Schuff aus Kirchheim sprang ihm zur Seite und wies darauf hin, dass das Airfield ein "integraler Bestandteil" des Vorhabens sein müsse.
Was sind die nächsten Schritte? Die Initiatoren des Landwirtschaftsparks wollen sich als Verein organisieren und die Öffentlichkeit suchen, um weitere Netzwerkpartner und Unterstützer zu finden. Die konkreten Ideen seien zwar bislang noch nicht mit der Stadt abgestimmt worden, aber laut Aussage der Planer haben Bürgermeister und wichtige Ämter bereits ihr Wohlwollen signalisiert. Innerhalb der IBA wäre ein nächster Schritt der Aufstieg des LWP vom "Kandidaten" zum "Projekt", was weitere Hilfe durch die Bauausstellung zur Folge hätte. Inhaltlich will das LWP-Netzwerk zudem daran arbeiten, erste Pilotprojekte umzusetzen, etwa die Maulbeerallee, einen Wissenspfad oder eine Bohnenzucht. Wie wahrscheinlich eine komplette Umsetzung des Landwirtschaftsparks ist, lässt sich bislang noch nicht sagen. Pfaffengrunds Stadtteilvereinsvorsitzender Heinz Schmitt sprach sich etwa in der Bezirksbeiratssitzung dafür aus, "bitte keine Luftschlösser" zu bauen. Und die Kirchheimer Rätin Tatjana Hasse (Bunte Linke/Die Linke) sagte am Ende der Sitzung, dass sie nun mit mehr Fragen gehen werde, als sie gekommen sei.



