Eine Zeppelin-Erlebniswelt für Heidelberg
Die Firma Hangarworld stellte ihre Pläne letzte Woche vor - Vom ehemaligen US-Airfield aus würden Rundflüge starten

Von Timo Teufert
Heidelberg. Die Firma Hangarworld hat den Heidelberger Stadträten in der vergangenen Woche hinter verschlossenen Türen die Pläne für eine mögliche Nachnutzung des ehemaligen US-Militärflugplatzes zwischen Kirchheim und dem Pfaffengrund vorgestellt. Das Münchner Unternehmen möchte dort auf einer zehn Hektar großen Fläche eine Erlebniswelt rund um das Luftschiff "Zeppelin" bauen. Neben einem Hangar für den Zeppelin, mit dem Rundflüge über Heidelberg angeboten werden sollen, sind auch ein Start- und Landeplatz, ein Hotel, Tagungsräume, mehrere Restaurants und eine Wissenswelt zum Thema "Pioniere" vorgesehen.
Insgesamt will Hangarworld zusammen mit der schwäbischen Dünkel-Holding 50 Millionen Euro für das Pilotprojekt investieren. Neben Heidelberg spricht die Firma derzeit auch mit Hamburg, Berlin, dem Ruhrgebiet und Salzburg über eine Ansiedlung.
Wird Heidelberg neuer Standort für eine Erlebniswelt rund um das Luftschiff "Zeppelin"? Die Chance besteht, denn in der letzten Woche stellte die Geschäftsführerin von Hangarworld, Arantxa Dörrié, ihr Projekt hinter verschlossenen Türen den Stadträten vor. Sie will zusammen mit dem Unternehmer Andreas Dünkel 50 Millionen Euro auf dem ehemaligen Airfield der US-Army zwischen Kirchheim und Pfaffengrund investieren und von dort aus Rundflüge mit einem Zeppelin anbieten. Den Stadträten hat die Idee offenbar gefallen: Bei einem Meinungsbild stimmten sie einstimmig dafür, die Pläne für das Projekt weiter zu verfolgen.
Hintergrund
Timo Teufert zur Hangarworld
Bislang fehlen der Stadt die Ideen, was man mit dem Areal des ehemaligen US-Flughafens im Kirchheimer Feld machen könnte. Zu speziell sind dort die Bedingungen, um die Fläche jetzt schnell umzunutzen. Da taucht auf einmal ein Unternehmen
Timo Teufert zur Hangarworld
Bislang fehlen der Stadt die Ideen, was man mit dem Areal des ehemaligen US-Flughafens im Kirchheimer Feld machen könnte. Zu speziell sind dort die Bedingungen, um die Fläche jetzt schnell umzunutzen. Da taucht auf einmal ein Unternehmen auf, das sich für die Fläche interessiert und an die alte Nutzung anknüpfen will: Wo einst die Militärhubschrauber der Amerikaner aufgestiegen sind, könnte künftig ein Zeppelin zu Rundflügen abheben. Mit der Hangarworld könnte Heidelberg zu einem Vorreiter werden, denn nach dem Pilotprojekt will die Firma weltweit expandieren. Doch bis es so weit ist, muss sich die Stadt im Wettbewerb gegen Metropolen wie Hamburg und Berlin durchsetzen. Ein Faktor ist dabei sicher auch die Zeit: Egal welche Entscheidung der Gemeinderat am Ende trifft, jetzt sollte schnell über diese charmante Chance für das Airfield diskutiert werden.
Noch gibt es kein vergleichbares Konzept, für das Pilotprojekt spricht die Firma derzeit neben Heidelberg auch mit Hamburg, Berlin, dem Ruhrgebiet und Salzburg. Man ist für die Rundflüge bewusst auf der Suche nach touristischen Ballungsräumen: "Es hilft uns, wenn unsere Zielgruppe schon da ist", sagt Dörrié. Für sie hat der Standort viele Vorteile: Heidelberg sei nicht nur hochattraktiv zum Überfliegen, auch das Airfield liege sehr zentral. "Es gibt eine gute Anbindung zur Autobahn, und mit dem Zeppelin sind wir schnell in der Nähe der Sehenswürdigkeiten." Der ehemalige Flugplatz sei wie geschaffen für das Projekt: "Es war ein Glücksmoment, als wir erfahren haben, dass sich die Stadt damit auseinandersetzt, was auf dem Airfield machbar ist", sagt Dörrié.
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Hintergrund
Die Idee zu Hangarworld hatte Arantxa Dörrié schon, als sie noch Pressesprecherin bei der Zeppelin-Gruppe in Friedrichshafen war. Dort gibt es seit 2001 einen Passagierbetrieb mit zwei Luftschiffen. Doch die Idee war dem Konzern eine Nummer zu groß, Dörrié
Die Idee zu Hangarworld hatte Arantxa Dörrié schon, als sie noch Pressesprecherin bei der Zeppelin-Gruppe in Friedrichshafen war. Dort gibt es seit 2001 einen Passagierbetrieb mit zwei Luftschiffen. Doch die Idee war dem Konzern eine Nummer zu groß, Dörrié kündigte und verfolgt zusammen mit der Dünkel-Holding alleine das Projekt weiter. Das schwäbische Familienunternehmen aus Schemmerhofen, keine zehn Kilometer nördlich von Biberach an der Riß entfernt, hat seinen Ursprung in einem Kieswerk und heute seinen Schwerpunkt in der Entwicklung von Gewerbe- und Gesundheitsimmobilien. Andreas Dünkel ist Aufsichtsratsvorsitzender bei Hangarworld und Geschäftsführer des Schwesterunternehmens Motorworld: Dort dreht sich alles um Autos als Sammlerstück. tt
Rund zehn Hektar Fläche braucht Hangarworld für die Erlebniswelt. Denn allein um den Zeppelin - der mit 75 Metern fast drei Meter länger ist als ein Airbus A 380 - bei schlechtem Wetter unterstellen zu können, muss der Hangar 100 Meter lang, 30 Meter hoch und 45 Meter breit sein. Hinzu kommt der Landeplatz mit einem Durchmesser von 250 Metern, für den aber keine Flächen versiegelt werden müssen: "Zum Glück kann der Zeppelin auf der Wiese landen", berichtet Dörrié. Im Halbbogen um den Landeplatz werden terrassenförmig die Gebäude für Gastronomie, Tagungsräume und das Hotel entstehen.
"Diese Vielfalt ist extrem wichtig, um die Wirtschaftlichkeit des Projekts sicherzustellen", betont die Münchner Unternehmerin. Mit Luftschiffflügen allein würde man nur eine schwarze Null schreiben können. Das reicht aber nicht aus, denn Dörrié und ihre Partner finanzieren das Projekt allein und ohne Fördergelder.
Anziehungspunkt auf dem Gelände - das für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein soll - ist neben den Rundflügen auch die Wissenswelt: "Das ist mein persönliches Herzstück", erklärt die 50-Jährige. Die Frage sei gewesen, welche Themen man dort präsentieren könnte: "Die Menschen verbinden mit dem Namen Zeppelin heute immer noch Attribute wie Pioniergeist, Innovation und Mut." Da habe es auf der Hand gelegen, sich in der Erlebniswelt den Pionieren zuzuwenden: "Als Zeitreise inszeniert kann man Ferdinand Graf Zeppelin, Carl Benz oder Marie Curie kennenlernen." Dabei sollen die Personen nicht etwa ihre Erfindungen vorstellen, sondern einen Einblick geben, was Pioniersein für sie selbst bedeutete. "Und wir blicken auch in die Zukunft und wollen aktuellen Pionieren Raum geben, ihre Entwicklungen vorzustellen."
In der Sitzung mit den Stadträten ging es auch um möglichen Lärm für die Anwohner, doch Dörrié beruhigt: "Der Zeppelin startet und landet senkrecht und ist dabei - wenn man direkt daneben steht - so laut wie ein Staubsauger." In der Luft höre man ihn gar nicht mehr. Wetterbedingt wird der Zeppelin - das zeigen die Erfahrungen aus dem Passagierbetrieb beim Zeppelin-Hersteller in Friedrichshafen - an 200 Tagen abheben können. Pro Tag sind sechs Starts geplant, ein einstündiger Rundflug soll 500 Euro kosten. "Ein Rundflug ist aber keine elitäre Sache, denn 65 Prozent aller Tickets werden als Gutscheine verkauft", berichtet Dörrié.
Nach dem positiven Stimmungsbild der Stadträte will die Stadtverwaltung weitere Gespräche mit Hangarworld führen und das Vorhaben konkretisieren, damit sich Gemeinderat und Bürgerschaft damit detailliert beschäftigen können. "Das Konzept der Investoren sieht vor, einen Großteil des ehemaligen Flugplatzes als öffentliche Grün- und Freizeitfläche anzulegen. So könnte das Projekt auch mit der bereits bestehenden Idee eines Landwirtschaftsparks verzahnt werden. Inhaltlich würde Hangarworld sehr gut zur Identität des Ortes passen", sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner auf RNZ-Anfrage.