Ortsumgehung Großsachsen

Jetzt ist eine Kreis-Entlastungsstraße im Spiel

Weinheimer Liste macht Vorschlag und will gemeinsame Kommission - Just und Pfefferle beim Bundesverkehrsministerium

06.11.2018 UPDATE: 07.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 47 Sekunden

Die Weinheimer Liste hat eine Alternative für die Ortsrandstraße entworfen (blau), die an einen früheren Vorschlag der Hirschberger FDP erinnert. Die Trasse würde den Autobahnzubringer in Großsachsen mit der Muckensturmer Straße in Hohensachsen verbinden.

Von Annette Steininger

Hirschberg-Großsachsen. Das Thema "Ortsumgehung" in Großsachsen hat zuletzt wieder Fahrt aufgenommen. Und am Dienstag überschlugen sich die Meldungen. Bürgermeister Manuel Just verschickte eine Pressemitteilung zu einem Besuch beim Bundesverkehrsministerium und die Weinheimer Liste eine mit dem Vorschlag für eine "Kreis-Entlastungsstraße" und eine gemeinsame Kommission der drei Gemeinden Hirschberg, Weinheim und Heddesheim.

Auch wenn Bürgermeister Manuel Just das Gespräch im Ministerium als "angenehm" bezeichnete: Eine Lösung für die katastrophale Verkehrssituation in der Ortsdurchfahrt gab es nicht. "Man darf auch nicht blauäugig sein", so Just im Gespräch mit der RNZ. Schließlich sei der Bundesverkehrswegeplan, der eine Finanzierung einer Ortsrandstraße möglich gemacht hätte, erst vor wenigen Monaten ohne eine mögliche Entlastungsstraße für Hirschberg verabschiedet worden. Und in der Regel ist dieser auf 15 Jahre ausgelegt. "Es war schon klar, dass wir daher andere Projekte nicht links überholen werden."

Etwas Hoffnung gab es, dass man eventuell durch Zuschussprogramme auf Fördertöpfe zugreifen könnte. "Doch das ist aktuell nicht möglich", sagte der Bürgermeister. "Aber es ist für die Zukunft auch nicht ausgeschlossen." Jedenfalls seien die Hirschberger im Ministerium "nicht auf taube Ohren gestoßen".

Just war zusammen mit SPD-Gemeinde- und Kreisrätin Eva-Marie Pfefferle zu dem erneuten Gespräch in Berlin gereist - auf Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Lothar Binding. Die beiden Gemeindevertreter und Binding haben laut Pressemitteilung gegenüber dem Ministerium nochmals deutlich machen, dass die Ortsdurchfahrt Großsachsen trotz der vor einigen Wochen verbesserten Ampelschaltung am Knotenpunkt Bundesstraße B3/Landesstraße L596, aufgrund der beengten räumlichen Situation und der gleichzeitig dort fahrenden RNV-Linie 5 auf der Ostseite der Straße überlastet ist.

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Die täglich bis zu 16.000 Fahrzeugbewegungen seien nur bedingt - insbesondere in den Stoßzeiten - abwickelbar. Als Lösungsvorschlag unterbreiteten die Gemeindevertreter einmal mehr eine Umgehungsstraße, die westlich des Ortsteils Großsachsens verläuft.

Da das Ministerium jedoch trotz "großem Verständnis für die Situation" erneut auf die Tatsache hinwies, dass die Maßnahme nicht in den aktuell gültigen Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde, versucht die Gemeinde Hirschberg jetzt noch einen anderen Weg: Sie wird in den kommenden Wochen nochmals versuchen, mit dem Land Baden-Württemberg ins Gespräch zu kommen, um auch mit diesem als möglichem Straßenbaulastträger etwaige Lösungs- oder Finanzierungsmöglichkeiten zu besprechen. "Insgesamt bleibt aus Sicht der Diskussionsteilnehmer festzuhalten, dass die Gemeinde für eine Lösung des Verkehrsproblems in Großsachsen nach wie vor einen langen Atem benötigt", heißt es in der Pressemitteilung.

Zwar begrüßte Just im RNZ-Gespräch, dass es Lösungsvorschläge gibt, wie sie bereits von der Hirschberger FDP und nun auch von der Weinheimer Liste kommen. Gleichzeitig wies er aber darauf hin, dass es müßig sei, jetzt schon über solche Vorschläge zu diskutieren, bevor ein regionaler Konsens gefunden sei. Der Vorschlag der Weinheimer Liste, dass Heddesheim, Weinheim und Hirschberg eine gemeinsame Kommission zur Problemlösung bilden, stieß bei ihm auf offene Ohren.

"Jetzt müssen sich aber erst einmal die Bürgermeister untereinander abstimmen." Dass jetzt ein Lösungsvorschlag aus Weinheim kommt, überrascht ihn nicht sonderlich. Denn schließlich müssten ja auch einige Weinheimer durch die Großsachsener Ortsdurchfahrt, wenn sie zum Autobahnzubringer wollen.

So heißt es in der Pressemitteilung der WL, die auch an die Bürgermeister der drei Kommunen ging: "Uns liegt nicht nur als bloßes Wort das Wohl der Bürger in der Metropolregion am Herzen, so auch in diesem Sinne die Belange der Regional- und Stadtplanung." Die derzeitige Ortsdurchfahrt in Großsachsen sei mit der gegebenen Überlastung nicht nur ärgerlich, sondern schlichtweg auch für die vor Ort wohnenden Menschen gefährlich und gesundheitsbelastend. Der Verkehrsfluss aus den Orten könnte erheblich besser sein. Und weil die in den einzelnen Gemeindevertretungen und Verwaltungen geführte Diskussion nur langsam vorankommt, schlägt sie besagte Kommission aus Vertretern aller drei Orte vor.

Zugleich präsentiert sie eine aus ihrer Sicht "kostengünstige Alternative", die sowohl eine schnellere Anbindung von Lützelsachsen und Hohensachsen an die Autobahn A5 vorsehe als auch eine Entlastung des Verkehrs im Bereich Großsachsen B3/Breitgasse bringe: eine Kreis-Entlastungsstraße nach dem Vorbild der Kreisverbindungsstraße Weinheim-Sulzbach-Hemsbach-Laudenbach.

Die Trasse könnte sowohl westlich als auch östlich der bestehenden Bahnschienen geführt werden und würde so den Verkehr aus Großsachsen heraushalten und gleichzeitig dem Weinheimer Süden eine weitgehend ampelfreie Verbindung zur A5 ermöglichen, ist die WL überzeugt. Sie geht von etwa elf bis zwölf Millionen Euro an Projektkosten aus.

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