Das Nadelöhr geht den Bürgern "auf den Sack"
Entlastung der Bundesstraße - Kreis-FDP will Machbarkeit einer Umgehung prüfen lassen

Stoßstange an Stoßstange quälen sich die Autos täglich durch Hirschberg-Großsachsen. Archivfoto: Kreutzer
Von Stefan Hagen
Hirschberg-Großsachsen. Dicke Luft, entnervte Autofahrer: Wer schon einmal zur Rushhour auf der Bundesstraße B3 durch den Hirschberger Ortsteil Großsachsen gefahren ist, weiß, von was für einem Geduldsspiel die Rede ist. Hier teilt sich die Bundesstraße den knappen Platz mit der RNV-Linie 5 - die extrem lange Wartezeit an den zahlreichen Ampeln macht Autofahrern und Fußgängern das Leben zusätzlich zur Hölle. Ein Nadelöhr im schlimmsten Sinne des Wortes.
Westumgehung, Südumgehung oder Autobahnanschluss Weinheim-Süd - alle Vorschläge zur Verbesserung der verfahrenen Situation verpufften bisher erfolglos. "Den Bürgern geht das auf den Sack", hatte der stellvertretende Vorsitzende der Hirschberger CDU, Ulrich Zeitel, bei einer Veranstaltung zum Thema "Ortsumgehung" im vergangenen Jahr Klartext gesprochen. Geholfen hat auch das nicht.
Und bis eine Lösung in Sicht ist, wird es noch dauern - womöglich viele Jahre. Schließlich gibt es für die Umgehung Großsachsens keine aktuelle Planung. Unklar ist, wie das Ganze finanziert werden soll. Auch mit der Zustimmung aus der Bürgerschaft im Süden oder Westen des Hirschberger Ortsteils wird es wohl nicht einfach werden. "Beide Lösungen sind für die Landwirte schwierig", hatte der Vorsitzende des Bauernverbands Großsachsen, Hans Mayer, auf eingangs erwähnter Veranstaltung betont.
Unter anderem hatte er darauf verwiesen, dass eine Westumgehung eine weitere Straße zwischen Autobahn A5 und B3 bedeute. Für die im Westen des Ortsteils ansässigen Landwirte, deren Hofläden und Hofcafés sich etabliert hätten, wäre dies ein großes Problem. Daher befürworte der Bauernverband den Autobahnanschluss Weinheim-Süd.
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Nun soll dieses vertrackte Verkehrsproblem auch die Kreispolitik beschäftigen - jedenfalls, wenn es nach dem Willen der FDP geht. Die Liberalen schlagen vor, im Haushalt 2019 einen Planungsansatz von 100.000 Euro einzustellen, um die Machbarkeit einer Umgehungsstraße - hier Kreisverbindungsstraße Weinheim-Bundesautobahn genannt - sowohl planerisch als auch finanziell zu prüfen.
Obwohl bereits zwei Jahrzehnte über eine Ortsrandstraße um Hirschberg diskutiert werde, hätten sich die Verkehrsverhältnisse für die Bürger von Weinheim und Hirschberg nicht verbessert, heißt es in dem Antrag. Diverse Optimierungen der Ampelschaltung in Großsachsen hätten das steigende Verkehrsaufkommen zwar teilweise auffangen können. Weitere Verbesserungen an den Ampelschaltungen seien jedoch kaum noch zu erwarten.
Seit die Gemeinde Hirschberg 2012 ihre Planungen zur Ortsrandstraße eingestellt habe, weil die Verhandlungen mit über 50 Grundstückseigentümern zu zäh, die Ortslage zergliedert und die Überquerung des Apfelbachs zu teuer geworden wäre, habe sich die Interessenlage verschoben. "Es sind nicht mehr nur die verkehrsgeplagten Großsachsener, die diese neue Straße brauchen", betont Fraktionsvorsitzende Claudia Felden.
Durch die neuen Wohngebiete im Süden und in den Odenwaldstadtteilen, durch die großen Märkte und geplanten Gewerbeflächen in Weinheim, sowie durch die zu erwartenden Auswirkungen des aktuell gewordenen Brückenbaus Ladenburg-Neckarhausen bestehe Bedarf über die Ortsbürger hinaus.
Selbst ein verstärkter Personennahverkehr würde den Flaschenhals B3 Großsachsen noch weiter verstopfen - und autonomes Fahren auf der Strecke sei, wenn überhaupt, eine sehr ferne Zukunftsvision. Darüber hinaus fehle ein leistungsfähiger Bypass für die nahegelegene Bundesautobahn.
Alles gute Gründe für die Liberalen, sich für eine Umgehungsstraße in diesem Bereich stark zu machen.



