"Einfallstor zur Stadt" wirkt wie eine Kloake
Wahlkämpfer Harbarth (CDU) und Castellucci (SPD) wollen DB AG wegen des Bahnhofs angehen

Bürgermeister Peter Reichert schildert den Abgeordneten Harbarth und Castellucci, wie schwer es die Stadt dabei hat, mit der Bahn AG ins Gespräch zu kommen. Foto: Marcus Deschner
Eberbach. (MD) Verdreckte Böden, notdürftig geflickte oder ganz zugenagelte Türen, jede Menge Zigarettenkippen und sonstiger Unrat in einem noch mit Erde befüllten Blumenkübel, ein häufig streng nach Urin riechender Durchgang: So bietet sich seit langem der Eberbacher Bahnhof täglich Reisenden wie Passanten dar.
Von diesem Zustand nahmen dieser Tage auch die beiden Bundestagsabgeordneten Dr. Stephan Harbarth (CDU) und Dr. Lars Castellucci (SPD) Kenntnis. Die Stadt Eberbach dränge bei der Deutschen Bahn AG immer wieder auf Abhilfe. Doch bislang vergebens. Das berichtete Bürgermeister Peter Reichert den Abgeordneten. Reichert wurde zu dem Vor-Ort-Termin von Stadträten aus SPD-, CDU- und AGL-Fraktion begleitet. "Wir stehen in ständigem Kontakt", versicherte Reichert. Resonanz habe man von der Bahn aber keine erhalten. Problem dabei sei, dass die Ansprechpartner bei der Bahn häufig wechselten. Man habe seitens der Stadt sogar schon angeboten, eigene Schreiner zwecks Reparatur der Türen zu schicken. Doch auch hier sei keinerlei Rückmeldung von der Bahn gekommen.
Erst vor vier Wochen habe man wieder mit einem Bahn-Verantwortlichen gesprochen. Der Augenscheinlich ergab: "Wieder nichts gebracht."
"Man kommt sich vor wie in einer Kloake", verschaffte Lars Castellucci seinem Erstaunen Luft. Das sei leider bei vielen Bahnhöfen in ländlichen Gegenden ähnlich. "Abgesehen von Vorzeigebahnhöfen wie etwa in Mannheim".
Er könne ja verstehen, wenn sich die Bahn auf ihre im Verkehrsbetrieb liegende Kernaufgabe konzentriere und Bahnhöfe veräußere. Aber es könne doch nicht sein, dass die Anlagen im DB-Eigentum verblieben und derart vergammelten, so der SPD-Parlamentarier. Das sah sein CDU-Abgeordnetenkollege Stephan Harbarth genauso. Ein Bahnhof sei schließlich das Einfallstor in die Stadt.
Doch was können die Abgeordneten außerhalb des derzeit in die "heiße Phase" gehenden Wahlkampfs für die Stadt Eberbach tun, damit diese unschönen Zustände endlich abgestellt werden? "Wir werden den Leuten bei der Bahn auf die Nerven gehen und entsprechende Briefe schreiben", kündigte Castellucci an.
Als ersten Schritt zur Verbesserung der Situation schlug Harbarth vor, den Konzernbeauftragten für Baden-Württemberg direkt anzuschreiben. Man müsse mit den Leuten endlich ins Gespräch kommen. Die Bahn sei als Verkehrsunternehmen dem Service verpflichtet.