1899 Hoffenheim

Belfodil-Festspiele in der Stadt der Puppenkiste

TSG-Stürmer erzielt beim 4:0 in Augsburg einen Hattrick - Nagelsmann: "Unheimlich mutig und souverän"

07.04.2019 UPDATE: 08.04.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Der zweite von drei Torstreichen: "Hoffe"-Stürmer Ishak Belfodil (m.) lässt dem Augsburger Torwart Gregor Kobel beim 0:3 keine Abwehrchance. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Augsburg. Ob Andrej Kramaric ein schlechtes Gewissen hatte? Es war ja viel diskutiert worden, nachdem der Kroate mit der Fußspitze seinem Sturmkollegen Ishak Belfodil ein Tor "geklaut" hatte und sich ausgerechnet dadurch als bester Bundesligatorschütze der Hoffenheimer Vereinsgeschichte feiern lassen durfte. Am Sonntagnachmittag jedenfalls brauchte der Kroate nur sechs Minuten, ehe er auch den letzten Zweifler überzeugt hatte.

Mit seinem offiziell nun 48. Torerfolg ließ er TSG-Legende Sejad Salihovic endgültig hinter sich (46) - und brachte seine Mannschaft beim FC Augsburg ganz nebenbei auch noch früh auf die Siegerstraße. Und weil die Belfodil-Festspiele auch in der Stadt der berühmten Puppenkiste weitergingen, der Algerier einen Hattrick obendrauf packte (61., 74., 82. Minute), fuhren die Hoffenheimer einen souveränen 4:0 (1:0)-Erfolg ein.

Hintergrund

Einzelkritik

Baumann: Erlebte einen ruhigen Nachmittag.

Kaderabek: Blieb diesmal vor allem offensiv eher blass.

Vogt: Scheint seine Formdelle endgültig überwunden zu

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Einzelkritik

Baumann: Erlebte einen ruhigen Nachmittag.

Kaderabek: Blieb diesmal vor allem offensiv eher blass.

Vogt: Scheint seine Formdelle endgültig überwunden zu haben.

Hübner: Wie schon gegen Leverkusen einer der Besten. "Hübi" hat der TSG in der Hinrunde gefehlt.

Schulz: Zeigte einmal mehr, warum er Deutschlands Linksverteidiger Nummer eins ist. Nach etwas mehr als einer Stunde angeschlagen raus.

Grillitsch: Herr des Mittelfelds. Hielt die Fänden bei den Puppenspielern fest in der Hand.

Demirbay: Machte die ein, zwei Stockfehler zu Beginn spätestens mit seiner Bilderbuch-Flanke vor Belfodils 2:0 wieder gut. Starker Auftritt.

Amiri: Hat nach wie vor Luft nach oben.

Szalai: Ohne gefährliche Abschlüsse, aber immer anspielbar und mit einer Torvorlage. Solide.

Belfodil: Wenn einem Stürmer ein Hattrick gelingt, kann im Arbeitszeugnis nur eine Eins mit Sternchen stehen.

Kramaric: Das 1:0 war eine seiner leichtesten Übungen. Auch ansonsten aber einer der Stärksten.

Bicakcic: Löste Amiri ab, als die Partie eigentlich schon entschieden war.

Brenet: Kam für Schulz, konnte sich aber nicht entscheidend in Szene setzen.

Bittencourt: In den Schlussminuten für Kramaric im Spiel. (nb)

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Es waren die beiden Torschützen, die im Fokus standen. Ein Lob hatte Julian Nagelsmann aber für alle seine Schützlinge parat. "Ich bin mit dem gesamten Auftritt der Mannschaft sehr zufrieden", sagte der "Hoffe"-Coach, der seine Startelf gegen den Lieblingsgegner - es war der fünfte Sieg im siebten Duell (zwei Remis) mit dem FCA - im Vergleich zum starken 4:1 gegen Bayer Leverkusen erwartungsgemäß umbaute. Nationalspieler Nico Schulz rückte nach abgesessener Gelbsperre wieder für Joshua Brenet ins Team. Adam Szalai ersetzte den verletzten Joelinton (Syndesmoseeinriss) an vorderster Front und Nadiem Amiri durfte sich anstelle von Leo Bittencourt von Beginn an versuchen.

Am Selbstvertrauen, mit dem die TSG zuletzt zu Werke ging, änderten die Wechsel aber nichts. In den ersten 45 Minuten spielten nur die Gäste. Dass es trotz der frühen Führung dennoch knapp mit 1:0 in die Kabine ging, sind aufmerksame TSG-Beobachter dieser Tage gewohnt. Wieder einmal wurden zahlreiche beste Chancen vergeben.

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Eine neue Qualität allerdings, so glaubt zumindest Kerem Demirbay, zeigte "Hoffe" im Aufbauspiel: Obwohl die Fuggerstädter phasenweise mit sechs Mann um den TSG-Strafraum herum pressten, fand der Kraichgauklub immer wieder spielerische Lösungen. "Unheimlich mutig und souverän" fand Nagelsmann, wie sein Team das gelöst habe. "Wir haben im Moment einfach diese gewisse Arroganz, dass wir Spiele dominieren können. Diese Selbstverständlichkeit, dass wir - bei allem Respekt für den Gegner - die bessere Mannschaft sind, besser Fußball spielen und die Spiele dann auch gewinnen", so Demirbay.

Am dritten Sieg in den vergangenen vier Partien hatte auch Hoffenheims Nummer zehn maßgeblichen Anteil: Per Flanke bediente er Belfodil vor dem vorentscheidendem 2:0. Geht es nach Demirbay, soll diese Kombination in den verbleibenden sechs Spielen noch häufiger zum Erfolg führen: "Ishak ist ein guter Typ, ich mag ihn und ich spüre ihn auch", sagte Demirbay: "Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, aber ich spüre einfach in manchen Situationen, was er macht und wo er steht."

Dass Belfodil nicht nur über einen ausgeprägten Torriecher verfügt, sondern auch eine ganze Menge Pferdestärke auf den Rasen bringt, mussten die geschockten Augsburger bei den Kontertoren zwei und drei des Algeriers feststellen. Für den 27-Jährigen, der im Winter leicht verstimmt bereits an Abschied gedacht hatte, sich in der Rückrunde aber in Galaform präsentiert, waren es die Saisontore elf, zwölf und 13. Als Lohn für seinen ersten Hattrick im Profifußball gab’s den Spielball mit nach Hause - und einen Sonderapplaus beim Feiern mit den Fans in der Kurve.

Ort des Geschehens

Für die TSG geht’s im Tableau zwei Plätze nach oben auf Rang sieben, weswegen wieder mehr denn je von Europa geträumt werden darf. Und auch der "Torklau von Sinsheim" dürfte spätestens seit gestern endgültig ad acta gelegt sein.

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