Schwierige Suche nach Normalität

Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann bestreitet jeglichen Kontakt zum FC Bayern

Am Samstag will die TSG gegen den FC Augsburg unbedingt wieder zurück in die Erfolgsspur

12.10.2017 UPDATE: 13.10.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Genervt über skurrile Rückschlüsse: Hoffenheims Julian Nagelsmann (Vertrag bis 2021). Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Ob er das will oder nicht, das Thema FC Bayern München und Julian Nagelsmann wird vorerst eins bleiben. Zumindest so lange, bis der deutsche Rekordmeister die Nachfolge von Rückkehrer Jupp Heynckes (72) geklärt hat. In der gestrigen Pressekonferenz, die vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) der TSG 1899 Hoffenheim gegen den FC Augsburg angesetzt worden war, ging es weniger um den Ist-Zustand der Kraichgau-Elf, sondern vielmehr um neueste Spekulationen, die bei einem privaten Trip von Nagelsmann nach München entstanden waren. Auf jeden Fall war es dem 30-Jährigen ein großes Anliegen, die Dinge in den entsprechenden Kontext zu rücken und möglichst klar Stellung zu beziehen. "Es gibt und gab keine Anfrage und auch keinen Austausch oder Kontakt von meiner Seite zu dem Klub", sagte Nagelsmann, "natürlich ist mir bewusst, dass spekuliert wird, wenn ich mit meiner Lebensgefährtin und meinem Sohn in meine Heimat fahre und dort wird ein Trainer gesucht. Aber ich kann ja schlecht zu meinen Schwiegereltern sagen, ihr müsst jetzt umziehen, da ich nicht mehr nach München darf."

Dem nicht genug: Nagelsmann wagte sich mit seinem knapp dreijährigen Sprössling auf einen Spielplatz. Dort wurde der TSG-Cheftrainer von einem Sechsjährigen um ein Foto gebeten. "Volksnah wie ich bin, habe ich das bejaht", so Nagelsmann weiter. Die Crux dabei: Wenige Stunden später erschien die Aufnahme, die ihn in einer orange- und weinrotfarbenen Daunenjacke zeigt, ohne den kleinen Jungen bei Twitter und in den Sportnachrichten eines privaten TV-Senders. Konsequenz: Am Tag darauf habe er bei einem Familien-Ausflug in einen Märchenpark ein Foto mit einem Fan kategorisch abgelehnt.

Das Fußballgeschäft treibt manchmal bunte Blüten - und Nagelsmanns Toleranzgrenze scheint sich sukzessive zu verschieben. Mit ironischem Unterton plauderte er über das Phänomen einer skurrilen Berichterstattung, die ebenfalls bemerkenswerte Rückschlüsse beinhalte: "Ich mache mir keine Illusionen, dass meine Jackenfarbe Auswirkungen auf meinen künftigen Klub hat. Heute habe ich eine blaue Jacke an - und ich kann in Richtung Daniel Bierofka und Domenico Tedesco sagen, dass ich übermorgen nicht bei 1860 München oder Schalke 04 anfangen werde. Ich trage schon immer Farbe."

Wie dem auch sei: Nagelsmann betonte, er wünsche Trainer-Routinier Heynckes "alles Glück der Welt, dass er genauso erfolgreich wie in seinem Abschiedsjahr arbeiten wird." Und: "Ich konzentriere mich extrem auf den Weg und den Erfolg mit meiner Mannschaft. In meinem Kopf spielt nichts anderes eine Rolle."

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Nach den beiden Niederlagen vor der Länderspielpause gegen Ludogorez Rasgrad (1:2) und den Sportclub Freiburg (2:3) ist morgen gegen die kompakten, unbequemen Augsburger Kurskorrektur bei "Hoffe" angesagt. Drei Niederlagen in Serie gab’s unter Nagelsmann nämlich noch nie. Die TSG setzt stattdessen auf ihre exzellente Heimbilanz (seit 21 Spielen sind die Blauen in der Rhein-Neckar-Arena ungeschlagen!) - und auf das Comeback der kreativen Schaltzentrale im Mittelfeld, die im Breisgau schmerzlich vermisst wurde. Kerem Demirbay und Nadiem Amiri sind wieder fit. "Kerem wird uns mit seiner Präsenz helfen", freut sich Nagelsmann auf den Filigrantechniker Demirbay, aber auch auf den Tempomacher Amiri. Fehlen werden den Hoffenheimern definitiv Lukas Rupp (Beckenkammprellung), Serge Gnabry (Oberschenkel) sowie die die Langzeitverletzten Ermin Bicakcic und Adam Szalai.

Bislang wurden 26.000 Tickets fürs fünfte Bundesliga-Saisonmatch vor heimischer Kulisse verkauft, außerdem wollen die "Nagelsmänner" die Werbetrommel für das wohl vorentscheidende Europa-League-Duell (Donnerstag, 19. Oktober, 21.05 Uhr) gegen Istanbul Basaksehir FK rühren. "Verlieren ist nicht so mein Fall", konstatierte Nagelsmann.

Für den "außergewöhnlichen Trainer" (Manager Alexander Rosen) ist die Suche nach Normalität ein schwieriges Unterfangen geworden. Im Hintergrund sind die Begleiterscheinungen der Causa Bayern/Nagelsmann unübersehbar. Die Münchner tz schrieb unlängst kritisch: "Seine offensive Selbstdarstellung sorgt regelmäßig für Verwunderung." Wahrscheinlich hätte Nagelsmann nach dem 2:0-Sieg gegen den FC Bayern nichts über den Hausbau in München erzählen sollen. Das rein Sportliche sprach für sich.

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