Paukenschlag in Hoffenheim

TSG trennt sich von Trainer Schreuder - Rosen leitet Trainerteam (Update)

Als Grund nennt der Verein unterschiedliche Auffassungen bei der sportlichen Planung

09.06.2020 UPDATE: 09.06.2020 13:27 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden
Alfred Schreuder. Fotos: APF

Hoffenheim. (dpa/run) Das ist ein Paukenschlag: Alfred Schreuder ist nicht mehr Cheftrainer der TSG Hoffenheim. Der bis zum 30. Juni 2022 laufende Vertrag mit dem 47 Jahre alten Niederländer werde aufgelöst. Darauf habe man sich mit Schreuder geeinigt, teilte der Fußball-Bundesligist mit. Die Kraichgauer schrieben von "Differenzen" bei der Zukunftsplanung. "In wichtigen Detailfragen waren wir unterschiedlicher Auffassung, so dass eine Zusammenarbeit über das Saisonende hinaus keinen Sinn mehr macht", erklärte Sportchef Alexander Rosen. Schreuder stolperte aber auch über eine miserable Heimbilanz, und der Schatten Nagelsmanns war zu groß für den spröden 47-Jährigen. Rosen räumte aber auch ein, dass es dabei auch um Personalien ging. So ist bei den Kraichgauern weiter offen, was mit dem von Schalke 04 bis zum 30. Juni ausgeliehenen Nationalspieler Sebastian Rudy passiert. Die Saison sei "auf jeden Fall nicht konstant gewesen".

Sportchef Rosen wird vorerst der neue starke Mann auf der Bank. "Ich werde extrem nah dabei sein und die ganze Sache steuern", sagte der 41-Jährige am Dienstag. "Aber nicht im Trainingsanzug und nicht in Fußballschuhen."

Rosen verfügt über die Trainer-A-Lizenz, ihm stehen in den restlichen vier Spielen der Kraichgauer in der Fußball-Bundesliga gleich fünf Personen dabei zur Seite: Der bisherige Schreuder-Assistent Matthias Kaltenbach, Torwarttrainer Michael Rechner, Videoanalyst Timo Gross sowie Marcel Rapp und Ex-Profi Kai Herdling aus der clubeigenen Akademie. Für die neue Spielzeit sei aber "grundsätzlich davon auszugehen, dass wir eine externe Lösung erwarten können".

Rosen peilt mit dem derzeitigen Tabellensiebten die Europa-League-Teilnahme an. "Es gibt nicht mehr viel zu verlieren, es gibt viel zu gewinnen", betonte er in einer Telefonschalte mit Journalisten.

Gemeinsam mit Alfred Schreuder wird auch dessen Bruder und Co-Trainer Dick Schreuder die TSG verlassen. Alfred Schreuder war von Ajax Amsterdam gekommen, zuvor aber bereits Assistent von Nagelsmann in Hoffenheim gewesen. In einer Saison mit bislang acht zum Teil krachenden Heimniederlagen führte der frühere Assistent von Erik ten Hag bei Ajax Amsterdam die Hoffenheimer zuletzt zurück auf Kurs Europa League. Vier Spieltage vor Saisonende liegt die TSG auf dem siebten Tabellenplatz. Gleichzeitig verschwand der Club, bei dem Senkrechtstarter Nagelsmann als jüngster Chefcoach der Liga-Historie für viel Aufsehen sorgte, immer mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung. Dabei hatte Schreuder einst als Assistent von Nagelsmann dessen Aufstieg mit geprägt.

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"Leider konnten wir uns nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen, wie wir die TSG in die Zukunft führen möchten. Ich bedauere diese Entwicklung. Dass man unterschiedliche Meinungen hat, ist im Berufsleben aber nun einmal nicht ungewöhnlich. Man muss dann ehrlich miteinander sein und die entsprechenden Konsequenzen ziehen", sagte Schreuder.

Nagelsmann hatte Schreuder einst als "Hardliner" bezeichnet: "Ich glaube, er spricht mit seinen Spielern deutlich härter als ich." Den Hoffenheimern war in dieser Saison auch etwas die Spielfreude abgegangen. Der Niederländer trat allerdings auch unter schwierigen Voraussetzungen an: So verkaufte die TSG vor dieser Runde Leistungsträger wie Nico Schulz (Borussia Dortmund), Nadiem Amiri und Kerem Demirbay (beide Leverkusen) für hohe Transfererlöse. Zudem fiel der Star des Teams, der kroatische WM-Zweite Andrej Kramaric, immer wieder mit Verletzungen aus.

Diese Trainer haben Hoffenheim in der Bundesliga trainiert:

Mit Ralf Rangnick fing alles an in der Fußball-Bundesliga für die TSG 1899 Hoffenheim. Nach Marco Kurz prägte Markus Gisdol für zweieinhalb Jahre den einstigen Dorfclub. Trainer-Neuling Julian Nagelsmann hob die Kraichgauer auf internationales Niveau. Sein früherer Assistent und Nachfolger Alfred Schreuder musste jetzt nach einem knappen Jahr gehen. Die Trainer der TSG seit Rangnick, der 2008 mit Hoffenheim in die Bundesliga aufstieg:

07/2006 - 01/2011 Ralf Rangnick

01/2011 - 06/2011 Marco Pezzaiuoli

07/2011 - 02/2012 Holger Stanislawski

02/2012 - 12/2012 Markus Babbel

12/2012 - 04/2013 Marco Kurz

04/2013 - 10/2015 Markus Gisdol

10/2015 - 02/2016 Huub Stevens

02/2016 - 06/2019 Julian Nagelsmann

07/2019 - 06/2020 Alfred Schreuder

Update: Dienstag, 9. Juni 2020, 11.33 Uhr


Die Trainerwechsel in der Bundesliga-Saison 2019/2020

Das Ende der Zusammenarbeit zwischen Alfred Schreuder und der TSG 1899 Hoffenheim war der neunte Trainerwechsel in der Saison 2019/20 der Fußball-Bundesliga. Die Hoffenheimer setzen bis zum Saisonende nun auf eine Teamlösung. (dpa)

Update: Dienstag, 9. Juni 2020, 13.27 Uhr

Datum Verein Trainer alt Trainer neu
3. November 2019 FC Bayern München Niko Kovac Hansi Flick
9. November 2019 1. FC Köln Achim Beierlorzer *Markus Gisdol
10. November 2019 FSV Mainz 05 Sandro Schwarz Achim Beierlorzer
27. November 2019 Hertha BSC Ante Covic Jürgen Klinsmann
29. Januar 20120 Fortuna Düsseldorf Friedhelm Funkel Uwe Rösler
11. Februar 2020 Hertha BSC Jürgen Klinsmann Alexander Nouri
9. März 2020 FC Augsburg Martin Schmidt Heiko Herrlich
9. April 2020 Hertha BSC Alexander Nouri Bruno Labbadia
9. Juni 2020 TSG 1899 Hoffenheim Alfred Schreuder Trainerteam mit Matthias Kaltenbach, Michael Rechner, Timo Gross, Marcel Rapp, Kai Herdling
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