1899 Hoffenheim

Darum ist Pavel Kaderabek für die TSG unverzichtbar

Warum der Heimsieg gegen Nürnberg für den Mittelfeldspieler ein ganz besonderes Spiel war - Kein Torjäger, aber ein Sympathieträger

11.03.2019 UPDATE: 12.03.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Viel hat nicht gefehlt: Beinahe wäre dem Hoffenheimer Pavel Kaderabek, der sich in eine scharfe Hereingabe von Teamkollege Nico Schulz wirft, in seinem 100. Bundesligaspiel gegen Nürnberg sein fünftes Tor geglückt. Foto: Imago

Von Nikolas Beck

Sinsheim. Wenn Pavel Kaderabek nach einem Heimspiel der TSG Hoffenheim durch die Mixed-Zone, wo Journalisten und Fußballer zum verbalen Doppelpass zusammenkommen, schlendert, dann hat der Tscheche stets ein Lächeln auf den Lippen. Der Sonntagabend machte da keine Ausnahme. Wieso auch? Schließlich hatte "Hoffe" das Bundesligaschlusslicht 1. FC Nürnberg zwar knapp, aber verdient mit 2:1 besiegt. Und Kaderabek einmal mehr gezeigt, warum er auf der rechten Außenbahn für die TSG unverzichtbar ist.

Für den 26-Jährigen, der in Prag zur Welt kam, war es aber aus verschiedenen Gründen ein ganz besonderes Spiel: Es war sein 100. Einsatz in Deutschlands Eliteliga. "Als ich ganz jung war, war mein größter Traum immer, einmal in der Bundesliga zu spielen", so Kaderabek, der im Sommer 2015 für 3,5 Millionen Euro von Sparta Prag zur TSG wechselte und vor der Saison seinen Vertrag vorzeitig bis 2023 verlängerte.

Dass es jetzt schon 100 Spiele sind, "das hatte ich niemals erwartet". Vor der Partie gab’s für den Nationalspieler ein gerahmtes Trikot mit der Nummer 100, überreicht von TSG-Manager Alexander Rosen sowie den Geschäftsführern Frank Briel und Dr. Peter Görlich. Auf das Spielfeld begleitet wurde der Jubilar dann auch noch von Töchterchen Emma, die als Einlaufkind mit dabei war.

"Das waren beides sehr schöne Momente", strahlte Kaderabek hinterher in den Stadionkatakomben. In der 42. Minute des ungleichen Duells zwischen Champions-League-Teilnehmer und Aufsteiger hätte der Sympathieträger, der - untypisch für einen Profi im Jahr 2019 - kein Freund von Tattoos oder Selfies ist, um ein Haar noch einen dritten Höhepunkt erlebt. Doch den wohl schönsten Spielzug der Gastgeber über Ishak Belfodil, Andrej Kramaric und Nico Schulz konnte Kaderabek freistehend aus drei Metern nicht mit einem Tor vollenden. Sei’s drum, die drei Punkte, mit denen sich Hoffenheim wieder von Rang zehn auf Platz acht vorarbeiten konnte, blieben im Kraichgau. Und Tore schießen zählt auch nicht unbedingt zu den Hauptaufgaben des Dauerläufers: In seinen 100 Einsätzen konnte er bislang viermal einnetzen.

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Eines davon, erzählte er nun, werde ihm aber für immer im Gedächtnis bleiben. "Mein Tor zum 3:1 am letzten Spieltag der vergangenen Saison gegen Dortmund, das werde ich in meinem Leben niemals vergessen", musste Kaderabek nicht lange überlegen, welches Erlebnis im TSG-Trikot das schönste gewesen sei. Damals, am 12. Mai 2018 - das Datum verwendete Julian Nagelsmann übrigens zuletzt als Sperrcode für sein Smartphone, wie der "Hoffe"-Coach kürzlich mal verriet - sicherte sich der kleine "Dorfklub" einen Platz unter den ganz Großen in der Königsklasse.

Bei aktuell neun Punkten Rückstand auf Rang vier und nur noch neun verbliebenen Partien wird sich die Geschichte ein Jahr und sechs Tage später, wenn die TSG am 18. Mai zum Bundesligafinale beim 1. FSV Mainz antritt, aller Voraussicht nach nicht wiederholen. "Die Champions-League-Plätze sind wohl ein bisschen zu weit weg", räumte Andrej Kramaric, Doppeltorschütze gegen den "Club", ein, "aber die Europa League ist immer noch drin, wir müssen bis zum Ende darum kämpfen."

Der kroatische Vizeweltmeister ist wie Teamkamerad Kaderabek, der für die Familie - Frau Tereza, das Töchterlein und Golden Retriever Dobby - Heidelberg verlassen und ein Haus mit Garten in Waldnähe in Sinsheim bezogen hat, kein Lautsprecher. Ein Freund der leisen Töne, aber mit klaren Zielen. Er wolle der beste Torjäger der Vereinsgeschichte werden, verriet Kramaric kürzlich im Vereinsmagazin. Eins fehlt noch, um zumindest der erfolgreichste Hoffenheimer Bundesligatorschütze zu werden. Nur Sejad Salihovic (46 Treffer in 171 Spielen) steht noch vor dem 27-Jährigen (45 in 104).

Ob’s schon am Samstag im Gastspiel beim VfB Stuttgart klappt? Pavel Kaderabek gebe sicherlich gerne die Vorlage.

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