1899 Hoffenheim gegen Nürnberg

Die Hacke ins Glück

TSG muss beim 2:1 gegen Nürnberg kurz zittern - Ausgleich beeindruckt Kraichgauer

10.03.2019 UPDATE: 11.03.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

Mann des Tages: Andrej Kramaric (l.) hat den Ball zum Siegtreffer im Tor der Nürnberger versenkt und dreht jubelnd ab. Foto: dpa

Von Nikolas Beck

Sinsheim. Es war eine Stunde gespielt, als am Sonntagnachmittag den allermeisten der 29.015 Zuschauer in der Sinsheimer Arena Böses schwante. Hanno Behrens kam im Hoffenheimer Strafraum unbedrängt an den Ball - und Bundesligaschlusslicht Nürnberg bei der TSG Hoffenheim durch den Kapitän zum 1:1-Ausgleich wie die Jungfrau zum Kind.

Plötzlich hatten die "Clubberer" im Gästeblock Oberwasser, stimmten nach davor 18 (!) Partien ohne Erfolg gar "Wir woll’n euch siegen sehen" an, während auf den restlichen Rängen gegrübelt wurde. Würde "Hoffe" abermals wertvolle Punkte unnötig liegen lassen (19 Zähler wurden nach Führungen im Saisonverlauf bereits verspielt - Ligahöchstwert)?

Hintergrund

Einzelkritik

Baumann: Ließ zu Beginn einen Distanzschuss prallen. Behrens‘ zwischenzeitlichen Ausgleich hält "Oli" an guten Tagen.

Posch: Mit ein, zwei Wacklern.

Vogt: Die Formkurve

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Einzelkritik

Baumann: Ließ zu Beginn einen Distanzschuss prallen. Behrens‘ zwischenzeitlichen Ausgleich hält "Oli" an guten Tagen.

Posch: Mit ein, zwei Wacklern.

Vogt: Die Formkurve scheint beim Kapitän leicht nach oben zu zeigen.

Bicakcic: Retter in höchster Not.

Kaderabek: Aufmerksam, lauffreudig, zweikampfstark. Nur zum Torjäger wird der Tausendsassa nicht mehr.

Schulz: Wieder einmal auf der linken Seite kaum zu bremsen.

Amiri: Nach 72 Minuten ausgewechselt, diesmal aber mit Schweigegelübde in der Mixed-Zone. Solide.

Grillitsch: Der österreichische Strippenzieher macht Spaß in dieser Saison.

Kramaric: Eiskalt vom Elfmeterpunkt, kombinationssicher vor allem mit Schulz, Kunstschütze. Mann des Tages.

Belfodil: Spielte sich im ersten Durchgang phasenweise in einen Rausch. Hätte ein Tor verdient gehabt. Unerklärlicher Leistungsabfall nach der Pause.

Joelinton: Bemüht wie eh und je, aber diesmal ohne Durschlagskraft.

Szalai: Kam für Posch, trat aber nicht mehr nachhaltig in Erscheinung.

Bittencourt: Übernahm von Amiri, ohne Anlaufschwierigkeiten.

Otto: Durfte am Ende mitwirken. (nb)

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Ganz offensichtlich ließ der Ausgleich aus heiterem Himmel auch auf dem Rasen keinen Hoffenheimer unbeeindruckt. Nach dem Gegentor habe er sich wie in einem schlechten Film gefühlt, gab Andrej Kramaric Einblicke in sein Seelenleben: "Ich dachte nur: ,Bitte nicht schon wieder solch ein Spiel nicht gewinnen.‘"

Dass es am Ende doch noch klappte, daran hatte der Kroate entscheidenden Anteil. Nach seinem Tor per Handelfmeter (25./Erras) schlug der TSG-Sturmführer noch ein zweites Mal zu - sehenswert per Hacke durch die Beine von FCN-Keeper Christian Mathenia (78.) zum 2:1-Endstand.

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Ein Resultat, das dem Spielverlauf der ersten 45 Minuten mitnichten gerecht wurde. Während ums Stadion herum Sturmtief "Eberhard" wütete, fegte nach dem Anpfiff nur noch Orkan "Hoffe" durch die Arena.

Beim Videobeweis schaute Schiedsrichter Christian Dingert (o.r.) ganz genau hin. Foto: APF

Der erste Torjubel kam aber mit Verspätung daher. Zwar hatte Referee Christian Dingert (Gries) schon nach vier Minuten seinem Ruf alle Ehre gemacht und auf Elfmeter entschieden, nachdem Kramaric im Zweikampf mit Ewerton zu Fall gekommen war - unter keinem anderen Unparteiischen gibt es mehr Strafstöße (sechs in elf Partien) -, nach Ansicht der TV-Bilder korrigierte der 38-Jährige aber seine Entscheidung. Selbst der vermeintlich Gefoulte sah ein: "Ich mache eine langen Schritt, er trifft mich leicht und bringt mich ein bisschen aus der Balance, aber es war richtig, keinen Elfmeter zu geben", sagte Kramaric.

So dauerte es bis Mitte der ersten Hälfte, ehe der 27-Jährige Vizeweltmeister den - diesmal gerechtfertigten - Strafstoß sicher verwandeln konnte.

"Mit der ersten Halbzeit war ich sehr zufrieden", sagte Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann, "da müssen wir ein zweites und drittes Tor machen." Jedoch ist die Chancenverwertung bekanntlich keine Kernkompetenz der "Nagelsmänner" in der Saison 2018/2019. Pavel Kaderabek, vor der Partie für 100 Spiele im TSG-Trikot geehrt und mit Tochter Ema auf dem Arm beim Einlauf, brachte den Ball freistehend aus zwei Metern genauso wenig ins Tor (42.) wie zuvor der vor der Pause bärenstarke Ishak Belfodil, der am Pfosten scheiterte (33.).

TSG-Trainer Julian Nagelsmann musste mit ansehen, dass sich seine Profis in den zweiten 45 Minuten schwer taten. Foto: APF

Doch so stürmisch wie die Hausherren begannen, so harmlos agierten sie nach dem Seitenwechsel. "Da hat uns komplett der Zugriff gefehlt, auch im Ballbesitz waren wir sehr träge", befand Nagelsmann. Ermin Bicakcic ergänzte: "Im zweiten Durchgang haben wir Nürnberg zu viel Raum gelassen, am Ende des Tages war es ein Arbeitssieg."

Der bosnische Innenverteidiger, Spitzname "Eisen Ermin", rettete den erst dritten "Dreier" der letzten 14 Bundesligaspiele (neun Unentschieden, zwei Niederlagen) höchstpersönlich ins Ziel: In der Nachspielzeit war der vor allem in der Offensive zu biedere Aufsteiger tatsächlich ein zweites Mal in eine gefährliche Abschlussposition gekommen, doch Bicakcic warf sich in den Schuss von Erras und lenkte die Kugel knapp am Kasten vorbei.

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D⚽️PPELPACKER❗️Mit der Hacke schießt uns @andrejkramaric zum #HEIMSIEG! 2️⃣:1️⃣?? #TSGFCN

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Kollektives Aufatmen in Sinsheim war die Folge, auch bei Dietmar Hopp. Der TSG-Mehrheitseigner pustete beim Gang durch die Stadionkatakomben zwei Mal kräftig durch, ehe er lieber die "sehr gute erste Halbzeit" lobte.

Nagelsmann, der in dieser Spielzeit schon so häufig gute Miene zum bösen Ergebnis machen musste, brachte es im Rahmen der Pressekonferenz auf den Punkt: "Wir hatten genug unglückliche Momente in dieser Saison, da kann man auch mal einen glücklichen haben."

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