MLP Academics

Wie TV-Experte Alex Vogel die Heidelberger zum Erfolg führen will

"Paul Zipser noch mal im Academics-Trikot wäre super": Der Sportliche Berater Alex Vogel im Interview. Würzner steht vor der Verlängerung

26.06.2022 UPDATE: 27.06.2022 06:00 Uhr 5 Minuten, 7 Sekunden
Ein Teil des Kaders des Kaderplaners (v.l.): Niklas Würzner soll bleiben, Leon Friederici und Albert Kuppe stehen unter Vertrag, Osasu Osaghae ist weg und mit Phillipp Heyden laufen Gespräche. F: cheesy
Interview
Interview
Alex Vogel
TV-Experte und sportlicher Berater der MLP Academics

Von Nikolas Beck

Heidelberg. Basketball wurde Alex Vogel in die Wiege gelegt. Vater Michael spielte in den 1970er Jahren in der Bundesliga für den USC Heidelberg. Der Sohn ging schon früh in der Jugend auf Korbjagd, begann bereits mit 19 auch das Coachen. In Heidelberg ist er verwurzelt, auch wenn er mit Ehefrau Armela in München lebt. Die Sportredaktion der RNZ hat er als Praktikant kennengelernt. Inzwischen ist der 31-Jährige einer der gefragtesten Basketball-TV-Experten des Landes, schreibt Kolumnen für Fachblätter, kommentiert für MagentaSport und DAZN die NBA, den europäischen Basketball und die Bundesliga.

Nach dem Aufstieg der MLP Academics stieß er als sportlicher Berater zum Team. Vor der zweiten BBL-Saison der Heidelberger wurde seine Rolle erweitert. Gemeinsam mit dem neuen Headcoach Joonas Iisalo arbeitet er aktuell mit Hochdruck am neuen Kader. Für die RNZ nahm er sich nun trotzdem Zeit für ein Gespräch. Über misslungene Prognosen, neue Wege, hartnäckige Gerüchte – und die Mutter aller Basketball-Fragen.

Alex Vogel, Sie haben noch im November kategorisch ausgeschlossen, dass die Golden State Warriors NBA-Meister werden. Vergangene Woche feierten Steph Curry und Co. den Titel. Wie können Sie Academics-Fans beruhigen, bei der Spielerauswahl ein besseres Näschen zu haben?

(lacht) Stimmt, das sind nicht die besten Vorzeichen. Als TV-Experte wird man aber auch dafür bezahlt, mal etwas provokantere Thesen aufzustellen. Da lag ich falsch. Aber jetzt mal ernsthaft: Die Kaderzusammenstellung im vergangenen Jahr hat ja auch gut funktioniert. Außerdem stellen wir den Kader ja als Team zusammen. Und soweit ich weiß, hatte Joonas (Iisalo) Golden State nicht ausgeschlossen. (schmunzelt)

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Sie müssen den Spagat meistern, einerseits bei den besten Basketballern der Welt auf dem Laufenden zu bleiben, andererseits eine schlagkräftige BBL-Truppe zusammenzustellen ...

Ich glaube, es kann nur hilfreich sein, dass ich von der NBA über den europäischen Spitzenbasketball bis zur Bundesliga nicht nur die verschiedenen Leistungslevel, sondern auch die verschiedenen Arten des Basketballs beruflich abdecke. In den vergangenen Jahren habe ich gerade in der BBL viele Teams gesehen, die trotz eines höheren Budgets ihre Ziele nicht erreicht haben. Aber eben auch viele, die mit geringeren Mitteln extrem clever gearbeitet haben und erfolgreich waren. Klar, ich bin jung und muss lernen, auch wir werden Fehler machen. Aber es geht darum, Fehleinschätzungen zu minimieren.

Wie viel Basketball läuft denn im Hause Vogel?

Viel. Jetzt könnten wir mal meine Frau fragen, sie würde wohl sagen: deutlich zu viel. Aber ich glaube, sie hat sich im Laufe der Jahre daran gewöhnt. Ich bin nun mal Basketball durch und durch. Es gibt aber natürlich auch Zeiten, in denen der Basketball außen vor bleiben muss. Man muss sich auch mal zwingen, abzuschalten. Auch wenn mir das sehr, sehr schwerfällt.

Wie schwer fällt es, ein Spiel eines Rivalen der Academics zu kommentieren, vielleicht einen Spieler beurteilen zu müssen, den man selbst nächste Saison gerne im Team hätte? Entstehen da keine Interessenskonflikte?

Das kann ich zu 100 Prozent ausblenden. Das spielt bei mir überhaupt keine Rolle. Wenn ich kommentiere, bin ich so auf das Sachliche konzentriert, da denke ich überhaupt nicht an meine Aufgabe in Heidelberg. Anders könnte ich den Job auch gar nicht machen.

Wie muss man sich den Austausch mit Coach Iisalo, der aktuell noch in Finnland weilt, vorstellen?

Sehr angenehm und extrem intensiv. Der Austausch beginnt meistens früh morgens. Dann besprechen wir, was es zu erledigen gilt, sind über den gesamten Tag in permanentem Austausch. Wir haben sehr ähnliche Vorstellungen, mit welcher Art von Basketball man erfolgreich sein kann, welche Trends und Entwicklungen es gibt. Außerdem haben wir die gleiche Arbeitsauffassung, was unsere Zusammenarbeit bereits nach wenigen Monaten sehr vertraut gestaltet.

Drei Monate vor Saisonstart wurden schon vier Neuzugänge verpflichtet und mit Courtney Stockard verlängert ...

Auf den deutschen Positionen war unsere Rotation im vergangenen Jahr eher dünn. Hier ist der Markt in diesem Sommer überschaubar. Teams schauen meist zuerst nach deutschen Spielern, dann nach Imports, von denen es wesentlich mehr Kandidaten gibt. Wir haben hier deshalb sehr früh gute Gespräche geführt – und ich denke auch eine gute Mischung beisammen aus Erfahrung, etwa mit Akeem Vargas, und jungen Spielern wie beispielsweise Lukas Herzog. Es ist ein gutes Zeichen, dass wir solche Spieler von unserem Weg überzeugen konnten. Jetzt sind wir dabei, die letzten Import-Spots zu besetzen, sind hier aber nicht in Eile, sondern wollen die für uns optimalen Spieler und Charaktere finden.

Im Umfeld des Klubs hält sich hartnäckig die Erzählung, dass mit Ihrer Ankunft die Tage des langjährigen Coaches Ignjatovic gezählt waren ...

Im Gegenteil. Ich war der Meinung und bin es immer noch, dass "Frenki" für die Mannschaft in der Saison 2021/22 zu 100 Prozent der richtige Trainer war. Auch als wir zwischendurch neunmal in Folge verloren hatten, war es meine und unsere Einschätzung immer, dass wir die Saison mit ihm beenden sollten. Er hat in Heidelberg über Jahre hinweg fantastische Arbeit geleistet.

... und musste dennoch gehen.

Prinzipiell bin ich der Meinung, dass im Profisport leider viel zu oft ein Wechsel vollzogen wird, wenn Ergebnisse mal kurzfristig nicht stimmen, obwohl man vielleicht von der grundsätzlichen Ausrichtung auf allen Vereinsebenen total übereinstimmt. Andererseits sollten die reinen Ergebnisse aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, wenn es in zentralen Punkten hinsichtlich der langfristigen Ausrichtung nicht mehr ausreichend Schnittmengen gibt.

Es wurde kommuniziert, dass es nicht zwingend darum gehe, künftig etwas besser oder schlechter zu machen, sondern darum, etwas anders zu machen. Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, was unter Coach Iisalo anders wird?

Zunächst würde ich das so nicht ganz unterschreiben. Natürlich geht es am Ende darum, es auch besser zu machen. Wie Matthias (Lautenschläger, Geschäftsführer, Anm.d.Red.) es richtig gesagt hat: Es kann sein, dass wir nach den elf Siegen in der vergangenen Saison in der kommenden Runde am Ende nur zehn auf dem Konto haben – und dennoch die richtigen Weichen gestellt haben, um mittel- und langfristig erfolgreich zu sein. Hierbei müssen wir noch an vielen Dingen arbeiten. Dazu gehört z.B. auch die Jugendarbeit, für die wir ein neues Konzept entwickeln und die deutlich enger mit der BBL-Mannschaft verbunden sein soll. Ich arbeite mit Hochdruck daran. Dazu wird es schon bald Neuigkeiten geben. Besser machen heißt also gerade kurzfristig nicht direkt, dass man mehr Siege holen muss. Dennoch ist uns allen klar, dass wir auch in der BBL Ergebnisse brauchen, um uns in der 1. Liga behaupten können.

Matthias Lautenschläger träumt davon, in den kommenden Jahren die Playoffs, vielleicht sogar das internationale Geschäft zu erreichen. Ist das zu ambitioniert?

Warum sollten wir nicht große Ziele haben? Matthias hat den Klub über Jahre hinweg entwickelt und in die 1. Liga geführt. Entscheidend ist jetzt, realistisch zu bleiben und auch im kommenden Jahr das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Ich halte es aber mittelfristig für möglich, in drei bis fünf Jahren regelmäßig um die Playoffs zu spielen. Davon sind wir jetzt noch weit entfernt, arbeiten aber an den Voraussetzungen.

Zurück zu den Besten der Besten. Die Mutter aller Basketball-Debatten darf an dieser Stelle nicht fehlen. Entweder oder: Michael Jordan oder LeBron James?

LeBron. (grinst) Jordan ist für mich der größte Basketballer aller Zeiten. Wenn es um die Bedeutung für den Sport und die Marke geht. James dagegen ist der beste, weil er variabler und sein Spiel vielseitiger ist.

Heidelberg oder München?

Das ist ganz einfach: Heidelberg, ohne jeden Zweifel. Das ist meine Heimat und die schönste Stadt in ganz Deutschland.

Paul Zipser oder Niklas Würzner?

Da kann ich mir nur Feinde machen. (lacht) Ich habe mit beiden zusammengespielt. Paul ist ein sehr guter Freund, Niki seit Jahren die Identifikationsfigur der Academics. Wir hoffen, schon bald seine Verlängerung bekannt geben zu können. Paul irgendwann noch mal im Academics-Trikot zu sehen, wäre aber super. Das weiß er natürlich auch schon.

Und zu guter Letzt: NBA-Meisterschaft für die Dallas Mavericks oder BBL-Playoffs für die MLP Academics?

Playoffs für die Academics!

Hat die Liebe zu den Mavs ohne Dirk Nowitzki etwa nachgelassen?

Ganz und gar nicht. Ich bin nach wie vor ein riesengroßer Dallas-Fan, wahrscheinlich ein bisschen zu emotional dabei. Aber bei den Academics kann ich den Erfolg aktiv mitgestalten. Und für diese Aufgabe brenne ich.

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