Der nächste Buwe-Fehlstart weckt schon Abstiegskampf-Erinnerungen
Der Drittligist unterliegt an der Ostsee mit 0:1. Neuzugang-Phobie bei Glawogger?

Von Daniel Hund
Rostock. Julian Rieckmann stülpte sich sein Trikot über den Kopf, Sascha Voelcke starrte einfach ins Leere. Und Dominik Glawogger, der Trainer des SV Waldhof? Der strich sich immer wieder durch die Haare, wirkte nachdenklich.
Frustriert über die erste Saisonpleite: 0:1 (0:0) bei Hansa Rostock. Vor 25.600 Zuschauern. Glawogger, der Frustrierte: "Oft hat einfach der letzte Pass gefehlt. In Sachen Einsatz und Einstellung muss ich meiner Mannschaft ein Lob aussprechen."
Die Begleitumstände des blau-schwarzen Ostsee-Trips waren speziell. Da in Rostock zeitgleich die Hanse-Sail stattfand, war die Hotel-Situation – um es mal vorsichtig zu formulieren – angespannt. Für eine Fußball-Mannschaft samt Staff – also rund 30 Personen – sowieso. Selbst im Umkreis von 50 Kilometern war nichts zu machen.
Die Lösung: ein Ein-Tages-Abstecher. Am Sonntag, 11 Uhr, ging’s per Privatflieger von Mannheim nach Rostock. Flugzeit: knapp 70 Minuten. Dann rein in den Bus. Mittagessen. Und ab ins Ostsee-Stadion. Ehe es abends wieder mit dem Flieger zurück ging.
Die Frage aller Fragen vor dem Rostock-Kraftakt: Was macht Trainer Dominik Glawogger, lässt er die Neuzugänge erneut erst auf der Bank schmoren? Im näheren Umfeld der Mannschaft wurde gar vermutet, dass Glawogger die gleiche Startelf wie gegen Verl ins Rennen schickt.
Stimmte nicht ganz: Der Österreicher verzichtete zwar erneut auf die Neuzugänge, baute aber dennoch um. Nicklas Shipnoski und Maximilian Thalhammer waren diesmal nur Bankangestellte. Abräumer Janne Sietan und Abwehr-Riese Niklas Hoffmann ersetzen sie.
Im Tor breitete Lucien Hawryluk die Arme aus, weil die Spielgenehmigung für Thijmen Nijhuis nicht mehr rechtzeitig kam.
Und einer fehlte wieder komplett: Terrence Boyd stand nicht im Kader. Einen wie ihn gar nicht mitnehmen? Stimmt, muss man nicht verstehen. Ein Mann, der einen eingebauten Torriecher hat, der trotz seiner 34 Jahre auf Einsatzminuten brennt. Schon bei der Halb-Blamage gegen zehn Verler (2:2) wurde sein Killerinstinkt schmerzlich vermisst.
Taktisch sah’s folgendermaßen aus: Glawogger switchte hinten von der Vierer- auf die Dreierkette um. Vorne sollten es Felix Lohkemper und Kenny Okpala als Doppelspitze richten. Dahinter wirbelte Arianit Ferati als klassischer Zehner, als Ideen- und Taktgeber.
Zum Spiel: Die erste blau-schwarze Schrecksekunde gab’s früh: In der siebten Minute passte Mittelfeld-Mann Rieckmann den Ball zurück auf Keeper Hawryluk, erwischte ihn aber auf dem falschen Fuß. Im Rückwärtslaufen konnte er ihn gerade noch so von der Linie kratzen.
In der 21. Minute war der Waldhof nah dran an der Führung. Schnibbel-Freistoß Ferati, Abschluss Malte Karbstein. Sein Schuss zischte knapp über die Querlatte. Eine Mega-Chance! Rund zehn Minuten später war dann Hawryluk-Time: David Hummel tauchte allein vor ihm auf, zog aus fünf Metern ab, doch der 24-Jährige, der bei Borussia Dortmund ausgebildet wurde, war zur Stelle, klärte spektakulär mit dem linken Arm.
Mit dem 0:0 ging’s in die Halbzeit. Das Pausen-Fazit: Die Mannheimer machten es gut, hielten dagegen und lieferten ein Duell auf Augenhöhe.
Bitter für Waldhof: Ab der 63. Minute waren es nur noch zehn Buwe. Innenverteidiger Tim Sechelmann sah die gelb-rote Karte. Glawogger reagierte, brachte mit Diego Michel und Adama Diakhaby zwei Neuzugänge.
Diakhaby rückte neben Lohkemper in die Spitze. In der 78. Minute dann der Knockout für den Waldhof: Der Ex-Mannheimer Marco Schustern zieht aus rund 18 Metern ab, trifft Rieckmann und von dessen Rücken fliegt der Ball unhaltbar zum 1:0 ins SVW-Tor.
Übrigens: Auch SVW-Sportdirektor Mathias Schober wurde vom übertragenden Sender Magenta-Sport auf die Neuzugang-Phobie von Glawogger angesprochen. Leicht ratlos wirkte er dabei, sagte aber, dass letztlich der Trainer die Mannschaft aufstellen würde. Gefallen kann ihm die Situation dennoch nicht, schließlich war er es, der gemeinsam mit Geschäftsführer Sport Gerhard Zuber die Neuen verpflichtet und für gut befunden hat.
Klar ist: Nach einem Punkt aus zwei Spielen wird der Druck auf die Buwe vor dem nächsten Liga-Heimspiel gegen Viktoria Köln riesig sein.
Rostock: Uphoff – Wallner (46. Gürleyen), Carstens, Pfanne – Lebeau (60. Kinsombi), Fatkic, Schuster, Mejdr – Kraus (46. Bergh), Hummel (74. Krohn), Stock (46. Dietze).
Waldhof: Hawryluk – Hoffmann, Karbstein (77. Thalhammer), Sechelmann – Klünter, Voelcke – Sietan (86. Asallari), Ferati (66. Michel), Rieckmann – Okpala (66. Diakhaby), Lohkemper (77. Abifade).
Schiedsrichter: Exner (Münster); Zuschauer: 25.600; Tore: 1:0 Schuster (78.).