Starkes Saison-Ende ohne Lohn
Die Rhein-Neckar Löwen machen dem neuen Meister Füchsen Berlin lange das Leben schwer, verlieren aber letztendlich 33:38.

Von Tillmann Bauer
Mannheim. Die Schale ist zurück in Mannheim – aber die Rhein-Neckar Löwen können bei der Party am Ende nur zuschauen und gratulieren.
Im dramatischen Bundesliga-Finale am Sonntag setzten sich die Füchse Berlin in einem langen offenen Handballspiel nervenstark vor 13200 Zuschauern in der SAP Arena durch (38:33) und machten damit die erste Meisterschaft der Klubgeschichte klar.
Schon vor dem Abpfiff skandierten die mitgereisten Füchse-Fans: "Deutscher Meister, Füchse aus Berlin!" Füchse-Boss Stefan Kretzschmar lief kurz danach mit Tränen in den Augen aufs Spielfeld.
"Kretzsche" musste lange zittern. Die Löwen hatten dem Über-Team um Welthandballer Mathias Gidsel (10 Treffer) mit einer starken Willensleitung extrem große Probleme bereitet – erst nach 40 Minuten gab’s die Wende (26:26) und eine abgezockte Schlussviertelstunde mit anschließender Meister-Sause.
Diese Steigerung war aber auch notwendig: Der SC Magdeburg gewann im Parallelspiel in Bietigheim (35:25) und erledigte damit die eigenen Hausaufgaben, musste sich aber mit dem Vize-Titel zufrieden geben.
Feiern durfte Berlin. Auch wenn es lange nicht so aussah: Die Löwen legten im letzten Spiel unter Trainer Sebastian Hinze einen furiosen Start hin. 20 Treffer in einer Halbzeit sprechen für sich. Es war ein Offensiv-Feuerwerk! Mutig ging man vorne angeführt von einem überragenden Juri Knorr (11 Treffer) ins Tempo, in der Deckung verteidigte man aufopferungsvoll.
Es war der Löwen-Handball, den man in dieser Saison viel zu selten gezeigt hatte. Die Füchse lagen zeitweise deutlich hinten (14:10/18. Minute) – und machten ungewohnt viele Fehler.
Angeführt von Superstar Gidsel drehte der Meister-Favorit dann im zweiten Durchgang mit einem 6:0-Lauf das Spiel und ging erstmals in Führung (26:27/43.). Danach kämpften die angeschlagenen Löwen zwar tapfer, richtig eng wurde es aber nicht mehr.
Die Löwen beenden die nächste enttäuschende Saison also mit einer starken Leistung, aber ohne Punkte. Der zweifache Meister schließt in der Tabelle auf Platz neun mit 36:32-Zählern ab und verpasst das internationale Geschäft wieder deutlich. Die Saison hatte einige Höhepunkte mit Siegen gegen Topteams parat, aber eben auch viele Ausrutscher – die Konstanz fehlt.
Im Sommer gibt’s einen radikalen Umbruch. Das Trainerteam um Sebastian Hinze, Michael Jacobsen und Dragan Jerkovic geht, zudem wurden mit Juri Knorr, Jon Lindenchrone, Olle Forsell Schefvert, Gustav Davidsson, Niklas Michalski und Valentin Willner sechs Spieler verabschiedet.
Löwen: Schefvert 3, Lindenchrone 7, Martinovic 5, Knorr 11/3, Nothdurft 3, Kohlbacher 2, Plucnar 2
Füchse: Gidsel 10, Lichtlein 5, Marsenic 4, Freihöfer 11/7, Andersson 3, Wiede 2, av Teigum 1
Strafminuten: Kohlbacher 4, Schefvert 2, Plucnar 2, Nothdurft 2, Jaganjac 2 – Andersson 2, Marsenic 2
Stenogramm: 5:3 (5.), 8:6 (10.), 11:9 (15.), 14:10 (20.), 17:13 (25.), 20:17 (30.), 23:20 (35.), 26:24 (40.), 27:28 (45.), 29:31 (50.), 32:35 (55.), 33:38 (60.)
Zuschauer: 13.200 (ausverkauft)