Pseudowut-Virus bei Wildschweinen bringt Hunde in Gefahr
Ein infiziertes Wildschwein wurde gefunden. Haustiere sterben am Virus.

Sandhausen. (luw) Insbesondere für Hunde herrscht Lebensgefahr: Ein tückisches Virus ist bei einem erlegten Wildschwein im südlichen Sandhäuser Wald nahe der Ortsgrenze zu Walldorf nachgewiesen worden. Dabei handelt es sich um die sogenannte Aujeszkysche Krankheit (AK), aufgrund der Tollwut-ähnlichen Symptome auch "Pseudowut" genannt. Das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises warnt. Indes handelt es sich für den in diesem Revier zuständigen Jagdpächter Horst Mattern um eine neue Erfahrung.
"Ich habe seit 48 Jahren den Jagdschein, aber damit hatte ich noch nie zu tun", sagt Mattern auf Anfrage. Der infizierte, gut 20 Kilogramm schwere Frischling sei von einem seiner "Mitjäger" erlegt worden. Im Rahmen einer – eher auf die Schweinepest abzielenden – Routine-Untersuchung per Blutprobe sei dann die Infektion mit AK nachgewiesen worden, die zu den Herpesviren gehört.
Für Menschen ist das Virus völlig unbedenklich, für Hunde und Katzen verläuft eine Infektion immer tödlich. Das bestätigte das Landratsamt auf RNZ-Nachfrage. "Die Ansteckung erfolgt in der Regel über die Aufnahme von rohem Fleisch oder von Innereien infizierter Wildschweine oder durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten der Wildschweine", erklärt Sprecherin Susanne Uhrig. Ein typisches Symptom bei Hunden sei akuter Juckreiz. Zudem könne die Krankheit Tollwut-ähnlich verlaufen. Und: "Die Infektion führt bei Hunden innerhalb weniger Stunden bis Tage zum Tod."
Das Landratsamt warnt daher insbesondere vor einer Gefahr für Jagdhunde. Wenn ein vom Jäger getroffenes Wild wegrenne, verhalte man sich daher bei der "Nachsuche" mit Hund nun anders, wie Mattern erklärt: "Wenn er das Tier aufgespürt hat und es verendet ist, darf er es eigentlich zur Belohnung immer noch schütteln – das machen wir jetzt nicht mehr." So soll eine Infektion durch Kontakt mit Sekreten des Wildtiers verhindert werden. Dem Landratsamt zufolge sollte zudem kein rohes Fleisch von Wildschweinen an Hunde verfüttert werden. Pferde gelten übrigens laut Uhrig als "resistent".
Bei Schweinen verursache AK derweil unterschiedliche Symptome: Junge Ferkel weisen oft Fieber, Lähmungserscheinungen und Zittern auf, bei erwachsenen Schweinen sind es milde Atemwegserkrankungen. Letztlich verlaufe eine Infektion bei erwachsenen Schweinen meist weniger schwer und eine Genesung sei möglich, so Uhrig.
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Die Sprecherin informiert darüber, dass das AK-Virus in den vergangenen Jahren immer wieder bei einzelnen Schweinen im Norden Baden-Württembergs nachgewiesen wurde. Die Hausschweinebestände in Deutschland gelten dagegen als "AK-frei". Im Herbst 2021 sei jeweils bei einem Wildschwein in Eberbach und einem in Laudenbach AK nachgewiesen worden. Zuvor habe es 2019 ebenfalls in Eberbach zwei und in Laudenbach einen Fall gegeben.
Und was ist nun zur Eindämmung des Virus zu tun? "Das Virus lässt sich aufgrund seiner Eigenschaften nicht komplett aus der Wildschweinepopulation entfernen, da infizierte Tiere die Infektion meist überleben", erklärt Uhrig. Zugleich sei AK in der Wildschweinepopulation "eine Bedrohung für die Hausschweinebestände". Landwirte – insbesondere solche, die selbst Jäger sind – sollten demnach mit konsequenter Hygiene und weiteren Sicherheitsmaßnahmen ihre Bestände vor dem Virus schützen, empfiehlt die Behörde.