Für diesen Naturschützer sind die Grünen ein "rotes Tuch"
Johannes Fink kritisiert Klimaschutz mit "Symbolcharakter" - Dabei sorgt er sich um Artenvielfalt

Von Lukas Werthenbach
Heiligkreuzsteinach. Ob Stadtradeln, groß angelegte Baumpflanzungen oder Windkraft: Von sogenannten Klimaschutz-Maßnahmen wie diesen hält Johannes Fink wenig. Etwa fallen im Gespräch mit ihm darüber Begriffe wie "lächerlich" oder "Schmarotzer-Industrie". Und das obwohl – oder gerade weil – er mit Leib und Seele Naturschützer ist. Insbesondere kritisiert er, dass Klimaschutz in seiner aktuellen Form zu häufig zulasten des Artenschutzes gehe. Der Hobbybiologe und Mitgründer des Vereins "Lebenswerter Odenwald" (LEO) legt zudem auch mal als Gemeinderat der Fraktion "Freie Liste Heiligkreuzsteinach" (FLH) den Finger in die Wunde, spricht unbequeme Sichtweisen aus. Und er spart nicht mit Kritik an den Grünen, die er "heuchlerisch" nennt. Die RNZ sprach mit dem ebenso engagierten wie kritischen Zeitgeist.
Als es dabei um die Kampagne Stadtradeln geht, kann sich Fink ein herzliches Lachen nicht verkneifen: "Da heißt es dann, man hätte so und so viel Tonnen CO2 eingespart." Hier handele es sich doch um "reines Spaßradeln". Der 56-jährige IT-Manager betont, dass er selbst "Spaßradler" sei und sechsmal die Woche aufs Fahrrad steige. "Aber es wird immer so getan, als könnte das Fahrrad das Auto ersetzen." Dies sei nicht der Fall: "Wenn ich für eine Erledigung nach Heidelberg fahre, mache ich das mit dem Auto", gesteht er. Man könne mit dem Fahrrad nichts transportieren, müsse in der Stadt einen Diebstahl befürchten, sei je nach Wetter geschwitzt oder vom Regen durchnässt – "und das sind nur ein paar Beispiele".
Dabei ist Fink ein echter Naturliebhaber. Als Kind habe er mit seinem Vater als einer der ersten in Heiligkreuzsteinach einen Gartenteich ausgehoben und schon immer gern Nistkästen gebaut. Vieles habe er sich zum Thema Natur-, Umwelt- und Artenschutz angelesen. Die RNZ nannte ihn aufgrund seines Engagements in einem Artikel auch schon einen "Streuobstwiesenverfechter"; auch beschrieb er im Gemeinderat das Programm "1000 Bäume für 1000 Kommunen" als "rein symbolischer Natur" und mit "keinerlei Auswirkungen auf das Klima selbst". 2014 wurde er erstmals ins Heiligkreuzsteinacher Gremium gewählt. Die – von höherer politischer Ebene stammenden – Pläne zum Bau von Windrädern im Odenwald bewegten ihn und andere 2017 zur Gründung von LEO.
Allein über das Thema Windkraft könnte man sich mit dem verheirateten Vater zweier Kinder stundenlang unterhalten. Er kritisiert die milliardenhohen Ausgaben in Deutschland unter anderem für die "Subvention" von Windkraftanlagen – ohne dass dies bisher nennenswerte Auswirkungen auf die CO2-Bilanz habe. "Das ist ineffizient und auf Dauer nicht bezahlbar", sagt er. Ein Problem sei, dass Strom nicht gespeichert werden könne. Mit Blick auf Windräder im Odenwald kritisiert er insbesondere die Gefahr für Lebewesen: Fledermäuse und Vögel etwa werden durch die Rotorblätter der Anlagen gefährdet, in der Nähe lebende Arten sterben aus. Allgemein stellt Fink zum Thema "Klima- und Artenschutz" fest: "So wie wir Klimaschutz betreiben, vernichtet er eher Arten, als dass er sie schützt." Windkraft lehnt er nicht generell ab, spricht sich aber für einen "naturverträglichen Ausbau" und damit für eine sorgfältigere Auswahl der dafür genutzten Flächen aus.
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Ein weiteres Beispiel für die "Vernichtung von Arten" zum Zweck des vermeintlichen Klimaschutzes sieht Fink beim Heizen mit Holzpellets: "Dafür werden weltweit Urwälder kahl geschlagen."
Ein "rotes Tuch" indes seien "Bündnis 90/ Die Grünen" für ihn. "Die tun so, als müssten wir einfach alle Elektroauto fahren und mehr Windkraftanlagen bauen; und dann könnten wir so weiter leben wie bisher", sagt Fink. Dies sei "eine Lüge", wobei er etwa an den hohen Verbrauch von Kupfer, Lithium und Grundwasser für die Produktion von E-Autos erinnert.
Und wie begegnet man nun dem Klimawandel richtig? "Das einzige, das helfen würde, sind weltweite CO2-Zertifikate", ist Fink überzeugt: "Sonst wird jeder Tropfen Öl, den wir in Deutschland einsparen, woanders verbrannt."