Wie alt ist Daisbach wirklich?
Heimatforscher sind auf Bericht gestoßen, der den Anschein erweckte, dass das Dorf schon 800 Jahre alt ist. Der Stadtarchivleiter klärte auf.

Von Winfried Glasbrenner
Waibstadt-Daisbach. Die Frage, wie alt Daisbach eigentlich ist, treibt Heimatfreunde schon seit Langem um. Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung auf der Gemarkung reichen laut diversen Bodenfunden bis in die Jungsteinzeit, 5000 vor Christus, zurück. Auch in römischer Zeit gab es Besiedlungen in der Nähe des heutigen Daisbach, wie Ausgrabungen bewiesen.
Der in der Nähe des Dorfes gelegene Ursenbacher- oder Bleihof wurde nach Vermutungen von Heimatforschern erstmals in einer Stiftungsurkunde der Abtei Sinsheim im Jahr 1000 erwähnt und ist damit also deutlich älter als Daisbach selbst.
Denn die nachweislich erste urkundliche Erwähnung des "Dahspach" genannten Dorfs erfolgte in einer Kaufurkunde aus dem Jahr 1349, in der Isengard von Berlichingen ihre Leibeigenen in Daisbach und etlichen anderen Dörfern in der Nähe an Engelhart von Hirschhorn verkaufte.
Diesem Datum gingen die Freunde Daisbacher Geschichte 1997 auf den Grund und konnten die entsprechende Urkunde, den Kaufvertrag vom 5. April 1349 im hessischen Staatsarchiv in Darmstadt einsehen. Dieses Datum gilt bis heute als erste urkundliche Erwähnung und wurde auch als Grundlage des 1999 gefeierten 650-jährigen Bestehens genommen.
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Dieter Zapf, Koordinator der Freunde Daisbacher Geschichte, recherchiert zurzeit im Sinsheimer Stadtarchiv nach Informationen über Daisbach in den Jahrgängen des "Sinsheimer Landboten" ab 1849. Dabei stieß er auf eine unter "Historische Notizen" stehende Meldung des Landboten vom 10. Januar 1852. Darin steht, dass sich "im Dorfe noch eine verfallene Burg befindet, die sehr früh erbaut sein muss, da auch das Dorf schon im Jahr 1211 in Urkunden vorkommt".
Der Bericht enthält keine Signatur, sodass Zapf und seine Mitstreiter nicht nachvollziehen können, wer der Verfasser war und woher er sein Wissen hatte. "Hat er etwa vor 174 Jahren über uns nicht bekannte Informationen verfügt und Daisbach ist tatsächlich schon mehr als 800 Jahre alt?" Dieser Frage wollte Zapf auf den Grund gehen.
Dr. Marius Golgath wusste die Antwort und klärte den Sachverhalt: Der den Heimatfreunden von gemeinsamen Projekten gut bekannte Historiker aus Eschelbronn und Stadtarchivleiter von Eberbach teilte mit, dass Gerhard von Schauenburg im Jahr 1211 auf die Vogteirechte eines Hofes, der dem Kloster Lobenfeld gehörte und in dem Weiler "Dagesbach" lag, verzichtete.
Diese Siedlung wurde 1786 von Johann Goswin Widder in der kurpfälzischen Landesbeschreibung mit der Gemeinde Daisbach bei Sinsheim in Verbindung gebracht. Die Literatur des 19. Jahrhunderts übernahm diese Angabe, noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dies in Veröffentlichungen geschrieben.
Aus diesem Grund berichtete auch der Landbote über die angebliche Ersterwähnung von Daisbach 1211. Die neuere Forschung stellte aber fest, dass es sich bei "Dagesbach" nicht um Daisbach, sondern um einen heute nicht mehr bestehenden Weiler auf der Gemarkung von Neuenheim handelt. Somit ist die Bezugnahme auf Waibstadt-Daisbach falsch.
"Nach aktuellem Forschungsstand ist Daisbach erstmals 1349 erwähnt. Ihr müsst deshalb an der Ersterwähnung nichts ändern", teilte Golgath abschließend mit. Die Heimatfreunde nahmen dies als Bestätigung ihrer Arbeit zufrieden zur Kenntnis.