Die Geschichte des ältesten Daisbacher Hauses
500 Ziegel Jahrespacht fürs Haus des Zieglers: 1808 wurde das mächtige Wohnhaus errichtet, heute steht es unter Denkmalschutz.

Von Winfried Glasbrenner
Waibstadt-Daisbach. Es gibt nicht viele Wohnhäuser in Daisbach, die unter Denkmalschutz stehen. Das älteste davon ist das mächtige Wohnhaus in der Schulstraße 4. Es ist das Haus des einstigen Dorf-Zieglers.
Das 1808 errichtete, derzeit leerstehende Gebäude ist in massiver Bauweise mit zwei gewölbten Kellern, das Dachgeschoss als Fachwerk ausgeführt. Das Portal trägt im Türsturz über der Eingangstür die eingemeißelten Initialen G K und M E K, was auf den Nachnamen Kunz schließen lässt. Darüber befindet sich ein Oberlicht, über dem sich wiederum das Zunftzeichen des inzwischen nahezu ausgestorbenen Handwerksberufs des Zieglers oder Ziegelbrenners befindet: zwei stilisierte gekreuzte Ziegelformen zum Ausformen der Ziegel. Angeblich sei das Gebäude im Kern älter, der jetzige Bestand ist jedoch von der Familie der Zieglermeister Kunz 1808 erbaut worden.

Der Familienname Kunz war im 19. Jahrhundert in Daisbach häufig vertreten und stammte aus dem Nachbardorf Zuzenhausen, wo der Name auch in den katholischen Kirchenbüchern nachzuweisen ist. Ein Hinweis auf den Beruf des Zieglers findet sich im Sterbebuch der evangelischen Kirchengemeinde Daisbach, als 1793 die Frau des Zieglermeisters Christoph Kunz verstorben ist; auch die Geburt von Maria Kunz 1847, Tochter des Zieglers Jakob Kunz, ist festgehalten. 1804 haben Zieglermeister Johann Georg Kunz und Barbara Reber geheiratet. Dass beide tatsächlich das Haus 1808 errichtet haben, kann vermutet werden.
Die erste Erwähnung einer Ziegelei war eine Beschreibung von 1750, als die Grundherrschaft ihr Daisbacher Stammgut verkaufen wollte, "eine gute Ziegelhütte, Brennofen samt einer Wohnung für einen Ziegler", heißt es da. Auch in der Ortsgeschichte von 1910 ist erwähnt, dass sich im Hinterdorf die herrschaftliche Ziegelhütte mit Brennofen befand. Der angrenzende Bereich in Alt-Daisbach, auf dem heute die Grundschule und die Mehrzweckhalle stehen, hieß früher Ziegelhüttengärten. Dort wurde einst der Lehm für die Ziegelei abgebaut. Gebrannt wurden Dachziegel, sogenannte Biberschwänze, und Backsteine.
Am 27. Oktober 1841 hat das Großherzogliche Bürgermeisteramt Daisbach dann in der Zeitung "Der Landbote" bekanntgegeben, dass "auf der Rathsstube dahier" das Vermögen von Michael Kunz senior versteigert wird. Und zwar "ein zweistöckigtes neues Wohnhaus mit Ziegelbrennofen im hinteren Dorfe, nebst einstöckigten Ziegel- und Trockenhütte, Scheuer und Stallungen", daneben Äcker, Gärten und Waldungen. Die Liegenschaften seien Erbbestand, die Herrschaft von Göler bezieht jährlich an Erbpacht 500 Ziegel und ein halbes Fuder Kalk."
Im Hinterdorf standen zu damaliger Zeit nur wenige Häuser, meist waren Handwerker wie Schmied, Schumacher oder Küfer angesiedelt. In der gesamten Schulstraße gab es außer dem Haus des Zieglers nur ein einziges weiteres Gebäude. Wie die Versteigerung ausging, ist nicht bekannt; Michael Kunz ist 1844, also drei Jahre danach, im Alter von 72 Jahren verstorben. Der Ziegler Georg Jacob Kunz, Sohn des wahrscheinlichen Erbauers Johann Georg Kunz ist 1853 nach Amerika ausgewandert.