Stadtmuseum braucht neue Leitung
Dinah Rottschäfer arbeitet ab Dezember in Heilbronn. OB: "Sie hat den Laden in Schwung gebracht". Künftig "mehr zum Anfassen"?

Von Christian Beck
Sinsheim. "Mir fiel die Entscheidung schwer", berichtet Dinah Rottschäfer. Doch die neue Stelle in Heilbronn sei sehr attraktiv. Und so kommt es, dass die Leiterin des Stadtmuseums Sinsheim im Dezember verlässt.
Seit fünf Jahren arbeitet sie im Alten Rathaus, mit Spaß, wie sie sagt. Der Einstieg sei holprig gewesen, es habe Konflikte gegeben, die sich auch gegen sie gerichtet hätten. Damit meint sie ihren Vorgänger Holger Friedrich und dessen Frau Christine, die das Museum nicht im Guten verlassen haben sowie einen neuen Verein gegründet haben, was auch im Geschichtsverein für bewegte Zeiten gesorgt hat. Doch hier sei Ruhe eingekehrt.
Mehr als 6000 Objekte hat sie in den zurückliegenden Jahren digital inventarisiert, berichtet Rottschäfer. "Ich schätze, das ist etwa ein Drittel der Sammlung." Zudem hat sie die Beschriftung der Ausstellungsstücke erneuert und nach Farben in Kategorien eingeteilt, um die Zeiträume deutlicher zu gliedern. Einige Ausstellungsbereiche habe sie offener gestaltet: So können Besucher nun in die Schuhmacher-Werkstatt hineingehen, um die Werkzeuge aus der Nähe zu betrachten. Und andere Bereiche hat sie komplett umgestaltet, darunter die Zeit der badischen Revolution.
Letzteres sei auch dem "Lichdi-Lädle" geschuldet, das ins Stadtmuseum aufgenommen wurde. Hier habe sie viel Herzblut reingesteckt, allein dabei 1900 Objekte ins Inventar aufgenommen. "Man kann nur mit einer Sammlung arbeiten, wenn man weiß, was man hat", sagt sie. Und es sei ihr wichtig gewesen, dass das Lädle lebendig bleibt. So können Besucher selbst Waren abwiegen oder Schubladen öffnen.
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"Ich konnte mich hier kreativ auf vielfältige Weise einbringen", blickt sie positiv auf ihre Zeit in Sinsheim. "Ich hatte sehr viel Freiraum." Gern habe sie neue Formate wie eine Taschenlampenführung angeboten. Und die Sammlung sei klein, aber phänomenal. So hat sie beispielsweise die älteste Stadtkarte Sinsheims, sie stammt aus dem Jahr 1841, auf ein Banner drucken lassen und in einen Gang gehängt. "Wenn ich eine Gruppe Sinsheimer durchs Museum führe, verliere ich sie meist hier", erzählt sie und lächelt. Denn dort vergleiche jeder gerne die Stadt von heute mit der von damals.
Was ihr am besten gefallen hat? "Eine Sonderausstellung zu eröffnen, ist einer der schönsten Momente", erzählt sie und strahlt. Bis zu einem Jahr dauerten die Vorbereitungen für solche besonderen Ausstellungen, beispielsweise jene über 50 Jahre Kreisreform. Die Schau zu diesem Thema zu konzipieren, sei nicht leicht gewesen, da sich das meiste auf Texte stützt.
Um das Thema anschaulicher zu gestalten, verband sie beispielsweise Dutzende Stimmzettel zu einem meterlangen Wust und hängte ihn über eine Wahlurne bis hoch zur Decke. Wie sie Ausstellungen aufgezogen hat, lobt Oberbürgermeister Jörg Albrecht, ihren Weggang bedauert er. "Sie hat den Laden in Schwung gebracht", sagt er.
Was genau Rottschäfer in Heilbronn macht, dürfe sie noch nicht verraten. Es habe ebenfalls mit Geschichte zu tun, aber auch mit anderen Bereichen wie zum Beispiel Marketing. "Da lerne ich noch ganz viel Neues kennen", erklärt sie. Doch bis 3. Dezember sei sie noch im Stadtmuseum. Die Ausschreibung für ihre Nachfolge wurde vor wenigen Tagen veröffentlicht. Albrecht möchte, dass die Stelle so schnell wie möglich besetzt wird. Das Museum sei "ein Baustein unserer Kultur und unseres Stadtlebens".
Einen Tag vor ihrem Abschied, am 2. Dezember, wird Rottschäfer noch eine Sonderausstellung zum Thema Mittelalter eröffnen: Harald Schaaf aus Neidenstein bringt zahlreiche Playmobil-Sets aus den 1970er-Jahren nach Sinsheim, daraus werde eine neun Meter lange und drei Meter breite mittelalterliche Stadt gebaut. Gezeigt wird sie im Bürgersaal bei freiem Eintritt.
Wie es mit dem Museum weitergeht, "werde ich mitverfolgen", betont Rottschäfer. Sie bleibe auch Mitglied im Geschichtsverein. Dass die Tourist-Info im gleichen Gebäude eröffnet wurde, habe wichtige Synergieeffekte gebracht, sagt sie. So konnte das Museum täglich öffnen. Es stehe zukunftsfähig da und könne sich sehen lassen. Die 3000 bis 4000 Besucher pro Jahr seien gut, aber noch steigerungsfähig. Was sie sich für die Zukunft des Stadtmuseums wünscht? "Mehr zum Anfassen in den Ausstellungen", sagt Rottschäfer.