Sinsheimer Stadtmuseum

Die neue Leiterin will ein kleines Kulturzentrum schaffen

Dinah Rottschäfer ist seit August im Amt - Erweiterte Öffnungszeiten, ein Umzug des Archivs und neue Schwerpunkte

22.11.2018 UPDATE: 23.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 26 Sekunden

Schreiben mit dem Federkiel ist eine von vielen Ideen, die Dinah Rottschäfer als neue Leiterin des Stadtmuseums umsetzen will, um Besucher miteinzubinden. Foto: Christian Beck

Von Christian Beck

Sinsheim. Nein, es ist nicht das Museum mit der Concorde. Das muss Dinah Rottschäfer in letzter Zeit häufiger erklären, wenn sie von ihren Bekannten nach ihrer neuen Arbeit gefragt wird. Denn momentan wohnt sie noch in Schwäbisch Hall, der Umzug nach Sinsheim ist aber schon geplant. Dann kann sie ihre Arbeitsstätte zu Fuß erreichen - seit August leitet sie das Stadtmuseum.

Und sie schwärmt, vom Gebäude wie von den Exponaten. Die 31-Jährige hat viel vor, einige Ideen präsentierte sie jüngst im Gemeinderat. Mit der RNZ sprach sie über Veränderungen, Ziele und Herausforderungen.

"Haben Sie geöffnet?", wird die neue Leiterin gefragt, der Dialekt der zwei Herren lässt vermuten, dass sie Sinsheim einen Besuch abstatten. "So etwas passiert häufig", berichtet sie. Ihr sei deshalb wichtig, die Öffnungszeiten zu erweitern. Nach ihrem Wunsch sollen die Türen von Dienstag bis Sonntag offen stehen - bislang sind es zwei Tage.

Das soll künftig möglich sein, weil die Tourist-Info im Erdgeschoss des Museums eingerichtet werden soll - für das Jahr 2020 ist das geplant, zu den Landesheimattagen. Und weil dann ohnehin Personal vor Ort sei, könne man sich einen ständigen Museumsöffner sparen, erklärt Rottschäfer.

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Hintergrund

Dinah Rottschäfer hat Kunstgeschichte und Medienpädagogik studiert. Im Rahmen ihres wissenschaftlichen Volontariats bei den Staatlichen Schlössern und Gärten BW betreute sie unter anderem die Sonderausstellung "Macht und Glauben" im Schloss Heidelberg

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Dinah Rottschäfer hat Kunstgeschichte und Medienpädagogik studiert. Im Rahmen ihres wissenschaftlichen Volontariats bei den Staatlichen Schlössern und Gärten BW betreute sie unter anderem die Sonderausstellung "Macht und Glauben" im Schloss Heidelberg maßgeblich mit. Vor ihrem Antritt als Leiterin des Sinsheimer Stadtmuseums arbeitete sie bei befristeten Projekten als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Badischen Landesmuseum Karlsruhe und beim Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. (rnz)

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Veränderungen soll es auch im Nebengebäude geben, dem alten Grundbuchamt. Wenn die Statik es zulässt, wird dort das Stadtarchiv eingerichtet werden. Momentan befindet es sich im Keller des Rathauses. Die Einlagerung sowie die Möglichkeit, sich die Schriftstücke anzuschauen und damit zu arbeiten, wird von allen Beteiligten als nicht ideal angesehen. "Ein Archiv ohne Nutzer ist ein Haufen Altpapier", fasst es die Museumsleiterin zusammen.

Was den Ausstellungsbereich im Stadtmuseum anbelangt, möchte Rottschäfer ebenfalls einiges verändern: Die Fülle der Exponate will sie reduzieren, sie setzt auf wichtige Einzelstücke. Den Themenbereich "Freiheit", auf den das Ehepaar Friedrich großen Wert gelegt hatte, betrachtet sie ebenfalls als wichtig, möchte jedoch weitere Schwerpunkte setzen, beispielsweise die Stadtgeschichte in den 1960er- und 70er-Jahren. Andere Themengebiete, unter anderem den Blick auf die DDR oder altes Handwerk, sollen künftig eine untergeordnetere Rolle spielen. Darüber hinaus will sie Besucher mitnehmen, Aktionen und Kurse anbieten, beispielsweise zum Thema Ahnenforschung.

Und auch bauliche Veränderungen schweben ihr vor: Alles soll etwas luftiger werden, Sackgassen möchte sie zu Rundwegen umgestalten. Darüber hinaus sei eine neue Beleuchtung und Verkabelung sinnvoll. Nach den Heimattagen seien auch größere Baumaßnahmen denkbar, sie hofft, dass unter dem Linoleum-Boden Parkett schlummert.

Als Verstärkung wünscht sie sich Verstärkung von einem Historiker sowie einem Museologen, beide ihn Teilzeit. Letzterer solle sich um die Lagerung und Verpackung der Exponate kümmern.

Dass das alles Geld kostet, ist Rottschäfer klar. Was Verhandlungen rund ums Budget anbelangt, ist sie aber zuversichtlich. Denn sie sieht sich auch auf lange Sicht in Sinsheim: "Es gibt hier spannende Objekte, und das Ehepaar Friedrich hat in den letzten Jahrzehnten unglaublich viel bewegt. Das ist eine gute Basis", betont sie.

Von Konflikten zwischen dem Ehepaar Friedrich und der Stadtverwaltung weiß sie, dies mache die Arbeit nicht unbedingt leichter. Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung hatte sich Holger Friedrich im Rahmen der Bürgerfragestunde zu Wort gemeldet. Gegenüber der RNZ kritisierte er die Pläne, die die neue Leiterin vorgestellt hatte: Mit der Konzentration auf Einzelexponate und der Abkehr von einigen Themenbereichen verliere das Museum sein Alleinstellungsmerkmal.

Zudem hätte er viele Ideen bereits vor Jahren geäußert, unter anderem die Verlagerung des Archivs und erweiterte Öffnungszeiten. Dies sei jedoch von der Stadtverwaltung abgelehnt worden, unter anderem aus Kostengründen. Zu diesen Punkten möchte sich Oberbürgermeister Jörg Albrecht nicht äußern. Er betont jedoch: "Ich finde, Frau Rottschäfer hat eine faire Chance verdient."

Sie selbst sieht die Kritik gelassen: Wenn jemand eine Stelle neu antrete, gebe es immer auch Veränderungen. Nun wolle sie anpacken und gestalten, die Wahrnehmung des Museums nach außen steigern. Was ihr langfristig vorschwebt? "Ein kleines Kulturzentrum."

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