Neuen Anlauf für einen sicheren Hoffenheimer Bahnübergang
Der Gemeinderat nimmt einen neuen Anlauf, um den Übergang zu entschärfen. Doch das dürfte dauern.

Von Tim Kegel
Sinsheim-Hoffenheim. Rettungsfahrzeuge, die mit blinkendem Blaulicht an der geschlossenen Schranke stehen. Ein bei Notfällen zweigeteiltes Dorf. Und: Regelmäßig Stau über die Kreuzung bis hinaus auf die Bundesstraße 45 und zurück bis zum Ortseingang bei Sinsheim. Nervtötend. Gefährlich.
So beschreiben die Hoffenheimer Stadträte Erwin Hess und Marc Heinlein die Situation rund um den Bahnübergang im Stadtteil. Seit Jahren gibt es diese Probleme, und noch sehr viele Jahre wird es sie wohl geben, so viel steht fest.
Dass nun trotzdem die ersten 100.000 Euro für die Beseitigung des Bahnübergangs an der Landesstraße 612 ausgegeben werden sollen, liegt an einer Planungsvereinbarung, die die Stadtverwaltung kürzlich der Deutschen Bahn offenbar regelrecht abgerungen hat: "Nach vielen Jahren und unzähligen Verhandlungen" sei dies gelungen, schreibt Infrastrukturamtsleiter Bernd Kippenhan in der Ratsvorlage zur jüngsten Gemeinderatssitzung.
Mit dem Regelwerk komme man dem Ziel ein wenig näher, weil die Grundlagen, der Umfang, die Erstellung und die Bezahlung der Planung einschließlich der nötigen Untersuchungen dadurch festgelegt seien. Sind Planungen und Kostenschätzungen erledigt, folgt eine Kreuzungsvereinbarung mit der Bahn. Danach könne man in die "tatsächliche Umsetzung der Beseitigung" des Bahnübergangs "kommen".
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Doch was für Laien nach einer Aussicht auf ein flottes Vorankommen klingt, heißt aus dem Amtsdeutsch übersetzt, dass es wohl noch sehr viele Jahre dauern wird, bis der Verkehr über oder unter den Gleisen rollen wird. Selbst Endvierziger unter den Stadträten sagten bei der Sitzung, dass sie das Projektende wohl "nicht mehr erleben" würden. Und zwar nicht nur in Amt und Würden nicht. Sondern überhaupt nicht. Mehrfach wurde auch von der Verwaltungsspitze angemerkt, dass man es schließlich "mit der Bahn" zu tun habe.
Ein Vorgeschmack: Es gibt fünf Fachplanungsbereiche – Landschaftsplanung, Ingenieurbauwerke, Verkehrsanlagen, Tragwerksplanung und Technische Ausrüstung – bei denen in zunächst zwei Leistungsphasen Vermessungen, geotechnische und umweltrelevante Untersuchungen und bauakustische Leistungen benötigt werden.
Und wenn dies alles erbracht ist, kommen "nach Abstimmung mit der Netze-AG der Bahn die Leistungsphasen 3 und 4". Erst dann kann parallel die Kreuzungsvereinbarung mit dem Staatskonzern "erarbeitet und geschlossen" werden. Dann kommt ein Planfeststellungsverfahren. Und erst nach dessen Ende rollen Baumaschinen. Für Teile der Arbeiten, etwa bei den Ingenieurbauwerken, Verkehrsanlagen und beim Tragwerk hat die Stadt seit 2019 Verträge mit einem Ingenieurbüro aus Heidelberg geschlossen.
20.000 Euro für eine Vermessung, danach 50.000 Euro für geotechnische und hydrologische Untersuchungen gab der Gemeinderat jetzt frei – und die ersten 30.000 Euro fürs Ingenieurbüro. Auch im kommenden Jahr stehen Raten für das Bauvorhaben im Haushaltsplan. Geld, mit dem die Stadt in Vorleistung gehe, sagte Oberbürgermeister Jörg Albrecht. "Erst mit der Schließung der Kreuzungsvereinbarung" bekomme Sinsheim das Geld von Bund, Land und Bahn erstattet.
Murrende Reaktionen im Gremium: Man mache sich doppelt teure Arbeit, glaubt SPD-Rat Jens-Jochen Roth; seiner Ansicht nach war der Runde vor wenigen Jahren bereits "ein vollkommen nachvollziehbarer Plan" einer Bahnquerung präsentiert worden. Albrecht und Kippenhan sagten, es habe sich dabei lediglich "um eine Plan-Skizze" gehandelt, die zwar "wunderbar ausgesehen", aber die komplexen Erfordernisse noch nicht erfüllt habe.
Hoffenheims Ortsvorsteher und Freie-Wähler-Rat Karlheinz Hess war sogar der Ansicht, dass vor Jahren bereits in der Dorfhalle "ein Kreuzungsvertrag unterschrieben" worden sei. CDU-Rat Friedhelm Zoller erinnerte sich hingegen daran, dass sich das Gremium seinerzeit "geärgert" habe, weil die Stadt damals an dem Vorhaben "mit zwölf Millionen Euro beteiligt" habe werden sollen. "Wir haben geplant über Flächen, die uns nicht gehören", erinnerte sich Albrecht. Doch fürs künftige Verfahren klang durch, dass Enteignungen als letztes Mittel irgendwann notwendig werden könnten.
Gegen die Pläne stimmte einzig Grünen-Stadtrat Alex Riederer, der "viele Fragen in puncto Klimaschutz" hat, von einem 30-Millionen-Euro-Projekt sprach und "eine Verlegung des Bahnhalts" für zielführender hält. Mit den Worten "zurück zur Wirklichkeit" und dem Verweis auf die Probleme der Rettungsdienste sprach sich CDU-Fraktionschef Florian Hummel für die Planung aus. "Dem dicken Brett" müsse man dennoch zustimmen, sagte auch Klaus Gaude von den Freien Wählern. Und auch Roth argumentierte: "Jeder Übergang, der wegfällt, ist richtig."