Bahnübergang in Sinsheim-Hoffenheim

Sind die Schranken zu, geht hier nichts mehr

Der Hoffenheimer Bahnübergang sorgt fürs Staus und Risiken im Ernstfall - Wie steht es um die Pläne einer Unterführung?

26.09.2017 UPDATE: 27.09.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 2 Sekunden

Gerade am Spätnachmittag und Abend führen geschlossene Schranken am Bahnübergang in Hoffenheim häufig zu langen Staus, die bis in die Ortsdurchfahrt reichen. Seit vielen Jahren existieren Pläne für eine Unterführung für den Straßenverkehr. Foto: Christian Beck

Von Christian Beck

Sinsheim-Hoffenheim. Beschrankt und beschränkt - zwei ähnliche Worte, die in Hoffenheim eng miteinander verbunden sind. Denn wenn sich die Schranken am Bahnübergang schließen, steht der Verkehr für einige Minuten still und staut sich oft bis auf die B 45. Und auch der Notarzt oder die Feuerwehr stehen dann vor verschlossener Schranke. Seit Jahren überlegen Ortschaftsrat, Stadtverwaltung und Politiker, wie die Situation verbessert werden könnte. Im Rahmen der Serie "Verkehr im Kraichgau" fragte die RNZ nach.

Das Ausgangsproblem

S-Bahnen und Regionalbahnen halten in Hoffenheim, der Regionalexpress fährt durch den Ort - von wenigen Stunden in der Nacht einmal abgesehen, schließen sich die Schranken deshalb mehrmals pro Stunde. Das Hauptproblem: Sie senken sich nicht nur, wenn die Züge den Kreuzungsbereich überqueren, sondern teilweise schon lange vorher. "Es kommt vor, dass die Schranken für fünf bis sieben Minuten geschlossen sind", berichtet Ortsvorsteher Karlheinz Hess. Von seinem Hof kann er den Bahnübergang sehen und hat schon mehrfach die Stoppuhr zur Hand genommen.

Die Ursache

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"Der Bahnsteig liegt sehr nahe am Bahnübergang", erklärt Baudezernent Tobias Schutz. Wenn nun ein Zug aus Richtung Heidelberg in Hoffenheim nicht rechtzeitig zum Stehen komme, könne es passieren, dass dieser im Kreuzungsbereich lande. Aus Sicherheitsgründen müssen die Schranken also bereits geschlossen werden, bevor der Zug überhaupt am Haltepunkt angekommen ist. Und bleiben zu, bis alle Passagiere ein- oder ausgestiegen sind und der Zug weitergefahren ist. Kommt ein Zug aus der Gegenrichtung, bleiben die Schranken noch länger unten.

Auswirkungen

Vor allem zu Stoßzeiten am Morgen und am späten Nachmittag führen die lange Zeit geschlossenen Schranken zu massiven Staus. Die Horrenberger und die Eschelbacher Straße sind zuerst betroffen. Oft staut es sich in der Folge auch auf der B 45. Autofahrer, die beispielsweise von Sinsheim nach Zuzenhausen fahren, stehen dann in der Hoffenheimer Ortsdurchfahrt im Stau. "Der Autobahn-Ausbau verschärft die Situation noch einmal", berichtet Ortsvorsteher Hess. Denn dort kommt es nun noch häufiger zu Unfällen und Staus - Verkehrsteilnehmer versuchen es deshalb häufiger mit der Route abseits der A 6.

Das Risiko

Staus sind für alle Beteiligten ärgerlich. Gefährlich wird es allerdings, wenn der Rettungswagen oder die Feuerwehr auf dem Weg zum Einsatz vor verschlossener Schranke stehen. In diesem Fall kann die Schranke nur nach mehreren Anrufen geöffnet werden. Laut Baudezernent Schutz gibt es für diesen Fall Notfallpläne: Wird die Feuerwehr in Hoffenheim westlich der Bahnlinie gebraucht, werden parallel die Floriansjünger in Eschelbach alarmiert. Ortsvorsteher Hess erinnert sich an einen Brand vor einigen Jahren, bei dem sogar die Dührener Feuerwehr vor jener aus Hoffenheim am Einsatzort war. Schutz gibt deshalb zu: "Diese Pläne sind Krücken." Schwierig wird es auch bei einem medizinischen Notfall: "Wenn westlich der Bahnlinie jemand einen Herzinfarkt hat, empfehle ich, in Heidelberg den Hubschrauber anzufordern", erklärt Hess auf RNZ-Nachfrage. Der Ortsvorsteher hat große Sorgen, dass irgendwann eine Person zu Tode kommt, weil der Rettungswagen vor verschlossener Schranke steht.

Lösungsansätze

Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Variante eins, eine Brücke über den Bahnübergang, bezeichnet Schutz als "unmöglich". Variante zwei: Eine Unterführung leitet den Straßenverkehr unter den Schienen hindurch. Diese Pläne gibt es seit etlichen Jahren berichten Schutz und Hess. Der Baudezernent spricht von damit verbundenen Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro. Den größten Teil davon müsste Sinsheim tragen, eine Förderung würde sich laut Schutz im überschaubaren Rahmen bewegen. Aus diesem Grund habe die Stadtverwaltung das Projekt "recht schnell verworfen". Dies sei nun etwa zehn Jahre her. Die Finanzkrise habe dazu geführt, dass das Projekt komplett auf Eis liege. Allerdings hat Sinsheim mittlerweile viele Grundstücke erworben, die zum Bau der Unterführung gebraucht werden. Die dritte Variante wäre eine andere Straßenführung, beispielsweise eine Ortsumgehung. Dies sei aber noch teurer und somit unwahrscheinlicher, schätzt Hess.

Wie geht’s weiter?

Laut Tobias Schutz müsse der Gemeinderat entscheiden, an welcher Stelle die Priorität gesetzt, sprich: Geld investiert werde. Zudem sei das Problem nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein politisches. Was bedeutet: Sinsheim kann die Unterführung nicht zu großen Teilen alleine stemmen, eine Fördermöglichkeit muss her. "Alle möglichen Politiker waren schon bei uns", erinnert sich Hess.

Eine Möglichkeit brachte Jochen Haußmann, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion, bei einem Besuch in Hoffenheim ins Spiel: Das geänderte Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes erlaube nun einen maximalen Fördersatz des Landes bei Eisenbahnkreuzungsmaßnahmen von 75 Prozent. CDU-Landtagsabgeordneter Albrecht Schütte meint dazu: Dies gelte nur bei "besonders gelagerten Ausnahmefällen". Und er schränkt weiter ein: "Leider fällt aber nach meinen Vorabklärungen der Kreuzungspunkt in Hoffenheim nicht unter diese Regelung." Festzuhalten bliebe aber: "Ein ganz erheblicher Teil der Kosten würde von Bund und Land getragen." Sowohl Schütte als auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein wollen sich um Unterstützung für das Projekt bemühen.

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