Gartenschau in Eppingen 2021

Ein Stadtweiher mit Kalte-Füße-Gefahr

Die Kostenkalkulation für die Gartenschau liegt bei fast elf Millionen plus Unwägbarkeiten – Der Gemeinderat stimmt Vorentwurfsplanung zu

31.05.2017 UPDATE: 01.06.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

Nicht zuletzt mit dem gefälligen Entwurf für einen großen Stadtweiher mit Aufenthaltsterrassen hat das Berliner Büro Planorama 2016 den Wettbewerb um die Gartenschauplanung gewonnen. Dieses Kernelement sorgt nun für deutliche Mehrkosten. Visualisierung: Planorama

Eppingen. (guz) Die Gartenschau 2021 wird die Stadt deutlich voranbringen und dauerhaft attraktiver machen, darin sind sich Gemeinderat und Verwaltung einig. Doch angesichts der weiter steigenden Kosten keimen auch die ersten Bedenken. Waren vor einem Jahr im Realisierungswettbewerb noch sechs Millionen Euro (netto) die Maßgabe, rechnet das Berliner Architekturbüro Planorama, das den Wettbewerb gewann, inzwischen mit Nettokosten von fast elf Millionen Euro.

Selbst wenn die Baumaßnahmen für die Gartenschau wie erwartet zur Hälfte vom Land gefördert werden, muss die Stadt nach aktuellem Stand dennoch etwa 5,5 Millionen selbst finanzieren - verteilt auf die kommenden drei Haushaltsjahre und mit dem Manko behaftet, dass Garten- und Landschaftsbaufirmen derzeit gut ausgelastet sind, die Preise also eher steigen als fallen.

Hintergrund

(guz) Planorama-Chef Maik Böhmer stellte am Dienstag eine verfeinerte Planung für das mehr als fünfeinhalb Hektar große Gartenschaugelände vor.

Neben der getrennten Wasserführung von Stadtweiher und Elsenz ergeben sich wesentliche Änderungen entlang der sanierten

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(guz) Planorama-Chef Maik Böhmer stellte am Dienstag eine verfeinerte Planung für das mehr als fünfeinhalb Hektar große Gartenschaugelände vor.

Neben der getrennten Wasserführung von Stadtweiher und Elsenz ergeben sich wesentliche Änderungen entlang der sanierten Stadtmauer in der Leiergasse und im Postweg. Letzterer soll zu einer verkehrsberuhigten Zone mit flacherer Uferböschung und teilweise direktem Zugang zur Elsenz umgestaltet werden, während zwischen Stadtmauer und "Bachwegle" ein Kräutergarten mit Terrasse und Liegebereich angelegt werden soll. Insgesamt fünf schlichte, zurückhaltend gestaltete Brücken werden Fußgänger und Radfahrer auf das Gartenschaugelände leiten. Dessen Kernbereich, der heutige Bürgerpark, soll mit dem "Steinplatz" einen bis zu 1000 Quadratmeter großen, modernen Spielplatz und Aufenthaltsbereich bekommen. Hier könnte auch das ehemalige (Fachwerk-) Torhaus aus der Brettener Vorstadt einen neuen Platz finden.

Rückgrat der Wegeführung über das Gartenschaugelände ist die von Bäumen flankierte Altstadtpromenade. Der reaktivierte Mühlkanal schafft die Verbindung zwischen dem Bächlein Hilsbach und dem Schwanen-Areal, dessen Außenbereich neu gestaltet werden und einen direkten Elsenzzugang bekommen soll. Der Kiosk am Kleinbrückentorplatz wird abgerissen, der Platz teilweise neu gestaltet.

Am Zusammenfluss von Elsenz und Hilsbach soll mit einer "Wassernase" ein erlebbar gestalteter neuer Bereich entstehen. Die Renaturierung beider Gewässer soll zu "relativ natürlichen Bachläufen" führen und, ergänzt durch eine Schmetterlingswiese, künftig mehr Tierarten beherbergen.

Probleme bereiten nach wie vor die Besitzverhältnisse der Kleingärten entlang der Elsenz. Voraussichtlich wird nur ein kleiner Teil der privaten Gärten in das Gesamtkonzept einbezogen werden können.

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"Das ist ein ambitioniertes finanzielles Programm, und wir können noch nicht sagen, wie der Etat aussieht", räumte Oberbürgermeister Klaus Holaschke ein, als nun der Grundsatzbeschluss zur Vorentwurfsplanung samt Kostenschätzung auf der Tagesordnung stand. Zugleich sicherte er dem Gremium "eine enge Führung der Kosten" zu und forderte zur Planungssicherheit verbindliche Förderzusagen vom Land. Der Fürsprache aller politischen Vertreter aus der Region und der regen Beteiligung der Bürger misst Holaschke entscheidende Bedeutung für das Gelingen bei.

Nicht ganz unerwartet entpuppt sich ausgerechnet das spektakuläre Herzstück des Planorama-Entwurfs, der Weiher auf den Bahnhofswiesen, als größter Kostentreiber: Aus Gründen der Hygiene, aber auch um nicht vom schwankenden Wasserstand der Elsenz abhängig zu sein, muss der Stadtweiher vom Bach getrennt und aus Grundwasserquellen gespeist werden. Entsprechende Untersuchungen haben inzwischen gezeigt, dass dies problemlos möglich ist. Die Kosten steigen durch diese geänderte Planung allerdings deutlich. Aber auch die geplante Querung für Fußgänger und Radfahrer über den Altstadtring sowie die zahlreichen Uferzugänge, durch die Wasser erlebbar gemacht werden soll, verursachen Mehrkosten.

Alles in der Vorentwurfsplanung Aufgelistete genehmigte der Gemeinderat nun einstimmig. Die genaue Berechnung der Kosten und eine Zusammenstellung der Fördermittel werden allerdings erst in der noch anstehenden Entwurfsplanung vorgelegt - dann gehe es richtig "ans Eingemachte", warf Bürgermeister Peter Thalmann schon mal einen Blick voraus.

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"Seid mutig", appellierte Hartmut Kächele (SPD) nach der Vorstellung des aktuellen Planungsstandes durch Planorama-Chef Maik Böhmer und der anschließenden Debatte an seine Gemeinderatskollegen, "wir sollten nicht den Eindruck erwecken, wir bekommen jetzt schon kalte Füße!" Zuvor hatte Herbert Meixner (CDU) bekannt, dass ihn "10,9 Millionen Euro schon bewegen", und auch seine Fraktionskollegin Carmen Probst lobte zwar den "schönen Masterplan", hoffte aber zugleich, "dass wir das alles so durchhalten." Während Jörg Haueisen (FBW) froh darüber ist, dass es mit dem Stadtweiher nun doch klappt, forderte Peter Wieser (Grüne) ein Maßhalten ein, einen ständigen Blick auf die Wasserqualität der Elsenz und ein Mehr an Bürgerbeteiligung: "Wir werden die Bürger brauchen, um die Gartenschau mit Leben zu füllen", sagte er - zu viele Vorgaben seien dabei eher hinderlich.

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