Läutet am Bach schon das Totenglöckchen?
Renaturierung des Rohrbachs steht auf der Kippe - Land will Fördermittel zur Regulierung von Starkregenschäden verwenden

Vorerst gekippt: Für die geplante Renaturierung des Rohrbachs sind plötzlich keine Fördermittel mehr da. Die Stadt sucht nun nach einer Lösung. Foto: Guzy
Eppingen. (guz) Die Zuschüsse für die Renaturierung des Rohrbachs im gleichnamigen Eppinger Stadtteil werden zumindest in diesem Jahr offenbar gar nicht oder nicht in der erhofften Größenordnung fließen. Damit hat das von vielen gewünschte, von einigen Einwohnern aber auch kritisch gesehene Vorhaben einen herben Dämpfer bekommen. Ortsvorsteher Georg Heitlinger hofft, dass damit "nicht das Totenglöckchen für die Offenlegung" leise angeschlagen wurde.
Eigentlich sollte die Renaturierung zeitlich parallel zur Erschließung des benachbarten neuen Baugebietes "Dorfwiesen/Herrenäcker II" erfolgen und den dortigen Flächenverbrauch ökologisch ausgleichen. Dabei sollte auch ein Teil des verdolten Bächleins aus seinem Betonkorsett befreit und vor allem für Kinder, aber auch für die Besucher der Gartenschau 2021 erlebbar gemacht werden. Zudem ist ein neues Rückhaltebecken geplant, das bei Starkregen das Oberflächenwasser aus dem Neubaugebiet drosseln soll.
Mit 1,4 Millionen Euro hat das technisch aufwendige Renaturierungs- und Wasserwirtschaftsprojekt zwar eine stolze Größenordnung, doch bei vom Land in Aussicht gestellten Fördermitteln in Höhe von 70 bis 85 Prozent schien der Stadt die Realisierung bislang finanzierbar. Nun aber will das Regierungspräsidium (RP) die "Fördermittel Wasserwirtschaft" anders verwenden - sie sollen vor allem an die im vergangenen Jahr vom Starkregen betroffenen Kommunen umgeleitet werden. Über die Verwendung der dann noch übrigen Summe wird im Juni entschieden. Das Vorhaben in Rohrbach dürfte dabei allerdings kaum berücksichtigt werden - es liegt laut Stadtverwaltung "außerhalb der priorisierten Programmstrecke".
Das Rathaus habe vor rund zwei Wochen von der neuen Ausgangslage erfahren, gab Bürgermeister Peter Thalmann nun im Gemeinderat bekannt. Außerdem habe das RP Stuttgart die Kommune aufgefordert, die bisherigen Planungen "zu optimieren", also nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. Es sei daher unklar, ob die Stadt bei der Baugebietserschließung tatsächlich auch gleich die Voraussetzungen für die geplante Renaturierung schaffen könne, so Thalmann. Man suche in Abstimmung mit dem RP nach Lösungen.
Wenn im Neubaugebiet die ersten Häuser stehen, was wohl frühestens in einem halben Jahr der Fall sein wird, muss zur Ableitung des Regenwassers eine Interimslösung her: Dazu soll ein Teil des Wassers in das bestehende Rückhaltebecken des ersten Baugebiets "Dorfwiesen/Herrenäcker" geleitet werden; das Wasser aus dem östlichen Bereich fließt vorerst direkt in den Bach ab, was ja eigentlich vermieden werden sollte. Außerdem wird eine provisorische Rohrleitung nötig, die 60.000 Euro kosten wird. "Wir hoffen, dass aus dieser Notlösung keine Dauerlösung wird", äußerte sich der Rohrbacher CDU-Gemeinderat Markus Rupp, und auch Ortsvorsteher Heitlinger drängte darauf, dass die Stadt die Renaturierung nicht abschreibt.
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Oberbürgermeister Klaus Holaschke bedauerte die überraschende Wendung, die nun jahrelange Planungen und schwierige Grundstücksverhandlungen konterkariere. "Das Land hat die Förderung fast überschwänglich beworben", blickte er zurück, "da geht man natürlich mit einer Planungseuphorie rein." Jetzt sei es Aufgabe der Stadt, dranzubleiben, sagte er. Ausgaben, die Eppingen nun möglicherweise aus eigener Kraft schultern muss, brächten immerhin Punkte für das Öko-Konto der Stadt, versuchte Bürgermeister Thalmann der Zwangslage einen Nutzen abzugewinnen.
Einstimmig fasste der Gemeinderat anschließend den Entwurfs-, Bau- und Finanzierungsbeschluss für die Erschließung des neuen Baugebiets und die überplanmäßigen Ausgaben für die provisorische Rohrleitung - insgesamt schlägt die Erschließung nun voraussichtlich mit 914.000 Euro zu Buche.



