Eppinger Dorfwiesen-Areal bekommt ein neues Gesicht
Für 2,6 Millionen Euro aus dem Betonkorsett ins Naturbett: Renaturierter Bach auf der einen, Neubauten auf der anderen Seite

An dieser Stelle wird sich das Gesicht des Dorfes wohl bald deutlich wandeln. Der bis hierher verdolte Bach wird auf 300 Meter Länge aus seinem Betonkorsett befreit und renaturiert. Aus den Äckern gegenüber wird ein Baugebiet mit 41 Grundstücken. Foto: Guzy
Eppingen. (guz) Die Erschließung eines neuen Baugebiets in Rohrbach und die im Dorf nicht unumstrittene Offenlegung des gleichnamigen Gewässers rücken näher. Am Dienstag haben sich die Mitglieder des Technischen Ausschusses geschlossen hinter beide Vorhaben gestellt und dem Gemeinderat die Zustimmung empfohlen. Die Erschließung des Baugebiets "Dorfwiesen Herrenäcker II" ist mit 1,2 Millionen Euro veranschlagt, die Offenlegung des Rohrbachs wird 1,4 Millionen Euro kosten.
Wie die Erweiterung des Sandsteinpfades in Mühlbach wird auch die Renaturierung des Rohrbachs nicht zuletzt als Beitrag zur Gartenschau 2021 gesehen. Außerdem wird damit die Flächenversiegelung durch das neue Baugebiet ausgeglichen. Voraussichtlich wird das Land die Renaturierung mit mindestens 700.000 Euro fördern. Da sich der Auftragswert gegenüber der ersten Berechnung um fast 450.000 Euro auf 1,4 Millionen erhöht hat und das Land bis zu 85 Prozent der Kosten für die Renaturierung übernimmt, könnte die Förderung aber auch deutlich höher ausfallen. Die wasserrechtliche Genehmigung des Landratsamtes und eine konkrete Förderzusage stehen noch aus, werden aber in den nächsten Wochen erwartet.
Die gestiegenen Kosten sind vor allem das Ergebnis einer Umplanung und eines dadurch nötig gewordenen Kreuzungsbauwerkes, mit dem Leitungsrohre aus dem neuen Baugebiet unter dem Bachbett durchgeführt werden. Ursprünglich war ein anderer Verlauf geplant. Weil dafür aber die benachbarten Kleingärten Flächen hätten abgeben müssen, und einige Eigentümer dazu nicht bereit waren, wurde der Bachverlauf nun planerisch nach Süden verlegt. Zu dem 370.000 Euro teuren Kreuzungsbauwerk bestehe daher keine Alternative, versicherte Simon Schuster vom Sinsheimer Ingenieurbüro Willaredt.
Der Gegenwert der Investition ist eine tiefer liegende, baumbeschattete Bach-Aue, durch die der dann aus seinem Betonrohrkorsett befreite Rohrbach in sanften Windungen dahinplätschern kann. Sitz- und Spielstufen sollen zum Verweilen am Gewässer einladen und damit das Gartenschauthema in den Stadtteil tragen. Ein Sicherheitsrisiko für Kinder ist kaum zu erwarten: Im Durchschnitt wird mit einem Wasserstand von 15 Zentimetern gerechnet.
Da laut Ortsvorsteher Georg Heitlinger inzwischen auch die letzten Entwässerungsgruben geschlossen wurden, durch die in der Vergangenheit immer wieder Schmutzfracht in den Bach gelangte, dürfte auch die Wasserqualität bald deutlich besser werden.
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Auf der gegenüberliegenden Seite werden fast 2,9 Hektar bisherige Ackerfläche in 41 Grundstücken umgewandelt - viel Platz für Ein- und Mehrfamilienhäuser von Bauwilligen, deren Anfragen die Gemeinde zuletzt immer ablehnen musste, weil es in Rohrbach keinen einzigen kommunalen Bauplatz mehr gab. "Dorfwiesen Herrenäcker I" wurde vor 17 Jahren erschlossen und ist längst komplett bebaut. Dorfwiesen Herrenäcker II dockt nun daran an und schafft neuen Platz.
Damit bei Starkregen von den neuen Hausdächern künftig nicht zu viel Wasser zu schnell in den Rohrbach strömt, sollen zwei Staubecken mit einem Gesamtvolumen von 255 Kubikmetern in die Landschaft integriert werden. Das noch bestehende Becken wird zurückgebaut. Sobald Klarheit über die Höhe der Fördermittel für die Renaturierung herrscht, soll der Baubeschluss gefasst werden. "Rechnen wir mal mit 75 Prozent", schätzte Bürgermeister Peter Thalmann in der Ausschusssitzung. Der Beginn der Bauarbeiten ist für Juli geplant. Im Mai 2018 könnte dann alles fertig sein.



