Planung der Landesgartenschau Eppingen wirkt Wunder
Das zweitälteste Haus Eppingens soll Eigentum des Raußmühlenvereins bleiben, aber mit kommunaler Hilfe vorzeigbar gemacht werden

Ein bau- und stadtgeschichtliches Kleinod, aber von einer Perle im Fachwerkensemble noch weit entfernt: Das Haus "Steingasse 4" könnte nun aber bald mit finanzieller und logistischer Hilfe der Stadt saniert werden. Foto: Guzy
Eppingen. (guz) Die Gartenschau 2021 in Eppingen gewinnt zusehends an Gestalt, gerade hat der Gemeinderat den Planungsauftrag für die weitere Ausgestaltung des Siegerentwurfes vergeben und in diesem Zug auch die erste Änderung im Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs einstimmig genehmigt. Statt bisher null Euro sind darin nun Verpflichtungsermächtigungen von insgesamt 750.000 Euro festgeschrieben, verteilt auf die kommenden drei Jahre. Zudem verhandelt die Verwaltung weiter mit Kleingarten- und Grundstücksbesitzern, deren Flächen für die Gartenschau benötigt werden.
Aber auch an anderer Stelle zeigt sich die Gartenschau als Motor: So hat der Gemeinderat nun beschlossen, einen Höchstbetrag von 120.000 Euro für die Sanierung des Hauses "Steingasse 4" in die anstehenden Haushaltsberatungen aufzunehmen und mit dem Eigentümer, dem Förderverein Raußmühle, einen Vertrag über die künftige Nutzung abzuschließen sowie eine Regelung zur möglichen Eigentumsübertragung zu treffen. "Das Haus wird eine außerordentlich große Rolle spielen", blickte Bürgermeister Peter Thalmann auf das Gartenschaujahr voraus. Es solle daher, begleitet von Architekten der Stadt, ein Projekt "aus einem Guss" werden. Eigentümer bleibt dennoch der Förderverein, der auch sämtliche Unterhaltungskosten und die Lasten der Verkehrssicherungspflicht übernimmt.
Der Förderverein hatte das um 1475 erbaute und damit zweitälteste Haus der Stadt vor fünf Jahren für einen symbolischen Preis von 100 Euro gekauft. Ziel war zuförderst, das denkmalgeschützte Haus vor dem Verfall zu bewahren. In Eigenregie und so behutsam wie möglich will der Verein das Gebäude seither sanieren, um später Besucher durch die Räume führen und ihnen die baulichen und geschichtlichen Hintergründe zu erläutern - anhand möglichst originalgetreuer Bausubstanz. Auch die Eppinger Heimatfreunde haben sich in das Projekt eingeklinkt und unter anderem ein Gutachten zur Statik finanziert. Ende 2011 stimmte die Landesdenkmalbehörde einer Sanierung zu.
Geschehen ist seither wenig Sichtbares, auch wenn vor allem Raußmüller Frank Dähling ("Das Haus ist ein hochrangiges Kulturdenkmal") im Hintergrund weitere Weichen für die Sanierung stellte. Unter anderem der langwierige Kampf um Gutachten und Zuschüsse und die dünne Personaldecke beider beteiligten Vereine hemmten den Beginn der Arbeiten.
Angesichts der exponierten Lage des Hauses am Ende von Bürgerpark und Fachwerkpfad, und damit am künftig noch stärker frequentierten Eingang zur Altstadt, hat sich nun der Gemeinderat mit der Sanierung befasst. Im August besichtigte der Kernstadtausschuss das Haus und diskutierte anschließend über ein Sanierungs- und Finanzierungsmodell. Weder Raußmühlenförderverein noch Heimatfreunde, so die Auffassung des Gremiums, seien derzeit in der Lage, die Sanierung personell und finanziell im reinen Ehrenamt zu stemmen.
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"Der Verein funktioniert", stellte Thalmann im Beisein von Dähling und der Fördervereinsvorsitzenden Doris Stein fest, warf aber zugleich die Frage auf, was im Falle einer Vereinsauflösung mit dem Haus geschehen solle. Dähling sieht in diesem Falle den Heimatfreundeverein als neuen Eigentümer prädestiniert. Der mögliche Übergang soll nun in einen Vertrag gegossen werden.
Über den genauen Kosten für die Sanierung von Dach, Fassade, Fenstern und Eingangstüre brüten derzeit noch Mitarbeiter des städtischen Hochbauamts. In der Sitzung des technischen Ausschusses am kommenden Dienstag sollen aber konkrete Zahlen auf dem Tisch liegen.