Schulungsraum wird Spielgruppe für ukrainische Flüchtlingskinder
Die Gemeinde bekommt kein Geld von Bund oder Land. Bis zu 15 Kinder können betreut werden.

Helmstadt-Flinsbach (bju) Immer wieder fordern Bund und Land die Kommunen dazu auf, für die steigende Zahl von ukrainischen Flüchtlingskindern ein Betreuungsangebot zu organisieren. Einerseits, um diese schnell zu integrieren, andererseits, damit die Mütter einer Arbeit nachgehen können. Im Kraichgaudorf hat die Verwaltung innerhalb von vier Wochen eine adäquate Betreuung für Kinder im Kindergartenalter auf die Beine gestellt.
Seit dieser Woche hat die "Spielgruppe für ukrainische Kinder" im Schulungsraum der Flinsbacher Feuerwehr gestartet. "Bereits vier Kinder sind angemeldet", erzählt Rechnungsamtsleiter Jochen Leinberger, der federführend mit Hauptamtsleiter Joachim Weschbach und dem technischen Mitarbeiter Thomas Hönig die vielen "Auflagen und Bedingungen" bearbeitet hat. Denn die deutsche Bürokratie hört auch bei der Flüchtlingshilfe nicht auf, auch wenn die unbürokratische Hilfe immer wieder gefordert wird.
"Dass die Feuerwehr ihren Schulungsraum zur Verfügung gestellt hat, ist absolut vorbildlich und hat uns natürlich gefreut", sagt Leinberger. Der große Vorteil sei, dass dieser sich im Komplex von Turnhalle und Kindergarten befindet, sanitäre Einrichtungen hat und ein Spielplatz in der Nähe ist, erklärt Weschbach.
Hier, wo kleine Fahnen der Ukraine an den Kinderstühlen hängen, ein deutsch-ukrainisches Bilderwörterbuch und eine Karte der Ukraine Hinweise auf die zukünftige Nutzung geben, sollen die Kinder im Alter bis sechs Jahren von 7.30 bis 13.30 Uhr eine gute Zeit mit Spielen, Basteln und Singen verbringen. "Eine geringere Betreuungszeit wäre nicht sinnvoll, denn die Mütter sollen die Gelegenheit bekommen ihrer Arbeit nachzugehen", weiß Leinberger, der sich auch mit dem Versicherungsschutz auseinandersetzen musste. "Die Spielgruppe ist vorerst für drei Monate genehmigt, und somit ist das eine Art Sondergenehmigung, aber keine Betriebserlaubnis. Deswegen übernehmen auch nicht die üblichen Versicherungen die möglichen Schäden, sondern wir als Gemeinde haften dafür."
Zwischen 30 und 40 Geflüchtete werden der Kommune wohl zugewiesen. Aktuell sind 14 gemeldet, die zum Teil auch mithilfe von Privatinitiativen aus der Ukraine fliehen konnten. Die Kontakte zu den Erntehelferinnen im Spargelhof Wasserschloss helfen dabei natürlich. Dieser bietet übrigens auch Arbeitsplätze für die Geflüchteten an. "Wichtig ist zu wissen, dass die betreute Spielgruppe ein niederschwelliges Angebot ist. Es gibt Nicht-Fachkräfte, die aber eine entsprechende Betreuung garantieren und von denen sogar einige Russisch sprechen", erklärt Leinberger. Bis zu 15 Kinder dürfen nach Erlaubnis des Kommunalverbands Jugend und Soziales in Flinsbach betreut werden. Dieser hatten die Räume gemeinsam mit den Verantwortlichen besucht und alles positiv bewertet.
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Und wer kommt für die Finanzierung auf? "Einige Spielsachen und Möbel sind bereits vorhanden, aber wir erwarten auch noch eine Spende", sagt Hönig. Vom Land oder dem Bund gibt es kein Geld. "Das Personal und die Betreuung der Kinder finanziert bislang die Kommune", ergänzt der Rechnungsamtsleiter. Auch dafür gibt es wohl keine Zuschüsse vom Jugendamt, weil die Spielgruppe keine Betriebserlaubnis hat. Ob das Jobcenter für die eine oder andere Mutter zahlen wird, sei nicht sicher. "Wir beraten die gesamte Finanzierung noch im Gemeinderat und wie diese gestaltet werden kann." Spannend bleibe für alle die Frage, was nach drei Monaten mit der Spielgruppe passiert und wie es dann weitergeht. An ein Ende der Flüchtlingsströme glaubt nämlich momentan niemand von den Herren.
Info: Anmeldungen für die betreute Spielgruppe für ukrainische Kinder können direkt beim Rathaus bei Michaela Prior unter Telefon 07263 / 912011 oder per E-Mail an GV-Post@helmstadt-bargen.de erfolgen. Die Gemeinde sucht auch weitere Betreuungskräfte.