Schnelles Internet könnte ein Traum bleiben
Unternehmer sehen im BBV-Angebot die vorerst letzte Chance - "Der derzeitige Zustand ist katastrophal"

Jan Unser (rechts) und Jan Heuser sind beruflich auf schnelles Internet angewiesen und machen deshalb Werbung für das BBV-Angebot in Eschelbronn. Foto: Roland Wolf
Eschelbronn. (rw) Ist die Messlatte für das schnelle Internet in Eschelbronn zu hoch gelegt? Oder fehlt es in der Breite am Bedarf für den rasanten Datentransport? Die Wahrscheinlichkeit, dass in Eschelbronn Glasfaserkabel verlegt werden, schwindet mit jedem Tag, an dem der Abgabetermin für die von der Firma Breitbandversorgung GmbH (BBV) gestartete Werbeaktion für ihre Vorverträge näher rückt. Nur gut die Hälfte der von BBV verlangten und erhofften Verträge ist bisher unterschrieben.
Das Thema treibt Jan Unser und Jan Heuser vom Finanzdienstleistungsbüro "Vermögensberatung Eschelbronn" um. Die beiden träumen von einer schnellen Internetverbindung - und werben aktiv für eine Vertragsunterzeichnung. Sie sind die große Ausnahme: Nur vier Gewerbetreibende sollen sich bisher für das BBV-Angebot entschieden haben. "Es wurden zahllose Gespräche geführt und das Interesse ist da, aber das Ergebnis ist bisher enttäuschend" sagt BBV-Vertriebschef Wolfgang Ruh.
"Der derzeitige Zustand ist katastrophal", sagt Jan Heuser. Momentan müsse man sich mit 1,6 MB pro Sekunde begnügen, die sich sechs Beschäftigte mit sechs Computern, vier Tablets und sechs Smartphones teilen müssen. "Da sind die 100 MB, die von BBV in Aussicht gestellt werden, geradezu paradiesische Zustände" und die beiden Finanzdienstleister geben deutlich zu erkennen, dass der Glasfaserausbau im Ort für sie von existenzieller Bedeutung ist.
Die Digitalisierung schreite mit einem rasanten Tempo voran, und das Datenvolumen verdopple sich innerhalb kürzester Zeit. Jan Unser befürchtet, dass der ländliche Raum eine große Chance vergibt, wenn der zeitnahe Glasfaserausbau mangels Unterstützung durch die Bevölkerung und durch die Geschäftswelt nicht realisiert werden kann.
Jan Heuser spricht auch als Gemeinderat. Er hat die Gemeindefinanzen im Blick und ist skeptisch. Denn dass die Gemeinde den Glasfaserausbau aus eigener Kraft schultern kann, glaubt er nicht. Er hat "gefühlt" 300 Bürger auf dieses Thema angesprochen, und jeder habe versichert, dass er den unterschriebenen Vertrag abgegeben habe. Aber die vorliegenden Zahlen sehen nicht danach aus.
Auch interessant
Auch für Bürgermeister Marco Siesing ist Situation bedenklich, wobei man gerade in Gesprächen mit den Firmen stets den Eindruck hatte, dass die Bedeutung des Glasfaserausbaus erkannt werde. "Es ist unverständlich, dass man sich selbst für einen kostenfreien Anschluss nicht entscheiden kann", meint Siesing, der von einer "Riesenbelastung" spricht, wenn Eschelbronn den Ausbau irgendwann selbst in die Hand nehmen müsse. Aber er werde sich dafür einsetzen, dass das Ziel bis Monatsende noch erreicht werde.



