Ums Kabelnetz entbrennt ein Preis-Krieg
Glasfaserverleger BBV sieht sich durch Netcom-Forderungen benachteiligt - Nach Ultimatum ist ein Spitzengespräch angesetzt

Die Backbone-Anschlüsse sollen im kommenden Jahr komplettiert werden. Wie es dann in den einzelnen Gemeinden - im Bild Epfenbach - weiter geht, ist noch nicht klar. Foto: Günther Keller
Von Günther Keller
Waibstadt/Meckesheim. Sind ausgerechnet diejenigen, die dafür sorgen solle, dass der nördliche Kraichgau schnellstmöglich mit besseren Internetverbindungen ausgestattet wird, schuld daran, dass das Glasfaser nicht bei den Endkunden ankommt? Die Breitbandversorgung Rhein-Neckar GmbH (BBV) sieht sich bei ihren Ausbauplänen massiv behindert. Lieber heute als morgen würde man die Haushaltsanschlüsse verlegen - aber die NetCom-BW, die im Auftrag des Zweckverbands High-Speed-Netz Rhein-Neckar das so genannte Backbone-Netz betreibt, blockiere das Projekt. BBV-Vertriebsleiter Wolfgang Ruh spricht von Wettbewerbsbehinderungen. Wahrscheinlich, so sein Verdacht, wolle die EnBW-Tochter Netcom sich die Konkurrenz vom Leibe halten, um das Glasfaser selbst zu nutzen.
Zunächst habe die Netcom wochenlang auf eine Preisanfrage für das Backbone-Netz überhaupt nicht reagiert, dann Mondpreise weit über den üblichen Konditionen verlangt - so schildert es die BBV. Und konterte mit einem Ultimatum: Falls sich die Ausgangslage "in den nächsten zwei oder drei Wochen nicht ändert", lasse das Unternehmen seine Ausbaupläne für den "Cluster Sinsheim" entweder ganz fallen oder baue gleich eigene Glasfaserstrecke - parallel zu den Leitungen des Zweckverbands, kündigte BBV-Chef Manfred Maschek in einem Schreiben an Landrat Stefan Dallinger an. Der Brief zeigte Wirkung: In der nächsten Woche soll es ein Spitzengespräch der Beteiligten geben. "Die Tür ist noch nicht zu", hieß es von Seiten der BBV, man sei an einem konstruktiven Dialog interessiert.
Letztlich geht es ums Geld: "Open access", also offener Zugang, ist das Schlüsselwort bei der Nutzung des aus Steuergeldern finanzierten Backbone-Netzes. So war es vertraglich mit der Netcom vereinbart. Konfliktstoff birgt allerdings die Tatsache, dass Netcom selbst als Telekommunikationsanbieter auf dem Markt ist und schnelles Internet, Telefonie und Fernsehen per Kabel offeriert. Netcom erhielt den Zuschlag für das komplette Netz, das alle 54 Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises bedienen soll. Der Endausbau wird bis ins Jahr 2030 dauern, so der Zeitplan des Zweckverbands. Die BBV will dagegen innerhalb von maximal zwei Jahren ihre Hausanschlüsse legen - kostenlos für die Abnehmer, wenn sich mindestens ein gutes Drittel innerhalb des "Clusters" für zwei Jahre zu einer Monatsgebühr von 45 Euro an die BBV bindet. Momentan läuft die Vermarktung über ein Ladengeschäft in Meckesheim, dem weitere in den Gemeinden zwischen Hoffenheim und Reichartshausen folgen sollen.
Acht Millionen Euro, so hat Meckesheims Bürgermeister Maik Brandt hochgerechnet, würde es seine Gemeinde kosten, wenn sie selbst die Kabel verlegt. "Das Geld können wir uns sparen, wenn ein Privater den Ausbau übernimmt", sagt der Rathauschef, der deshalb den Wettbewerb ums schnelle Internet in seiner Kommune nur begrüßen kann. Im nahen Epfenbach würde Brandts Amtskollege Joachim Bösenecker jedem "die Füße küssen, der Millionen in meiner Gemeinde investiert" und damit den Leidensdruck der schlechten Datenübertragungsrate mindert. Aber Bösenecker und Brandt haben auch von "schwierigen Verhandlungen" zur Kabelnutzung gehört. Man könne sich da nicht einmischen, das sei Sache des Zweckverbands.
Auch interessant
Auch dort hält man sich bei der Bewertung des Preiskonflikts zurück: "Rechtlich haben wir keine Möglichkeit zu intervenieren", erklärte Fibernet-Geschäftsführer Peter Mülbaier auf RNZ-Anfrage. Das BBV-Engagement sei grundsätzlich zu begrüßen, da das private Glasfaser "uns Druck aus dem Kessel nehmen" könne, spielt Mülbaier auf den engen Zeitplan bei der Breitbandverlegung an. Dass Netcom überhöhte Preise für die Backbone-Nutzung verlange, will Mülbaier allerdings nicht glauben. Der Kabelbetreiber sei schließlich auch mit anderen Nutzern im Rhein-Neckar-Raum einig geworden. Grundsätzlich sei allerdings darauf zu achten, dass sich BBV nicht nur die Rosinen aus dem Netz-Kuchen picke, sondern die Gemeinden flächendeckend anbinde. Gerade diese Komplettversorgung verspricht Marketing-Mann Ruh: Sein Unternehmen werde Gemeindegebiete ganz oder gar nicht anschließen.



