Auf Pilzsuche mit Korb und Kamera
Die Journalistin und Fotografin Galina Hecker war im Wald südlich von St. Leon-Rot auf der Suche.
Von Galina Hecker
St. Leon-Rot. Schönes warmes Herbstwetter im Wechsel mit Regen – die beste Zeit zum Pilzesuchen. Als Pilzkenner bin ich fast eine Null und kenne sicher nur Fliegenpilze, aber die beeindruckenden Trophäen meiner pilzsammelnden Nachbarn lassen mir keine Ruhe. Nach jeder Pilztour in der Umgebung bringen sie einen vollen Korb Maronenpilze, Butterpilze und sogar Steinpilze mit.
Besonders empfehlen sie den Wald zwischen St. Leon-Rot, Kirrlach und Kronau als Ort, wo man viele Pilzarten sehen und sammeln kann. So habe ich mich auch für dieses Pilzparadies entschieden – mit dem Ziel, Steinpilze zu finden. Dorthin ging es nicht nur mit Korb, sondern auch mit Fotokamera!
Unterwegs versuchte ich herauszufinden, wo genau es Steinpilze gibt. Der erste entgegenkommender Radfahrer riet mir mit diesem "Wissen", Pilze besser im Laden zu kaufen und nichts zu riskieren. Er selbst sammele keine Pilze, weil er Angst vor einer Vergiftung habe. Guter Rat.
Der zweite Passant, den ich im Wald traf, riet mir, noch zwei, drei Kilometer zu laufen und dann zu schauen. Er zeigte mir auf seinem Handy die Bilder von Pilzen, die er kürzlich gesammelt hatte. Er konnte aber nicht deutlich erklären, wo genau das war. Wahrscheinlich wollte er mir seinen geheimen Platz nicht verraten.
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Tiefer im Wald sah ich immer mehr Pilze, aber die Pilzapp auf dem Handy sagte: "Pass auf, giftig, nicht essbar!" Bunte Fliegenpilz-Familien schauten fröhlich unter dem goldenen Laub hervor, wie weiße exotische Blumen standen Chinesische Todespilze im Kreis rund um Bäume und bildeten ausgefallene Arrangements mit Moos und heruntergefallenen Blättern oder Ästen. Weiße Knollenblätterpilze und eine große Menge malerischer Pilz-Sippen, die auf Baumstümpfen leben, boten ein schönes Stillleben zum Fotografieren. Aber leider nichts für die Bratpfanne.
Noch eine Begegnung mit Pilzsammlern spornte mich an: Eine Familie aus Oberhausen-Rheinhausen hatte Erfolg, in ihrem Körbchen hatten sie einige prächtige Exemplare und einen großen Pilz trugen sie in der Hand – man müsse jetzt nach Hause, um den Riesen zu identifizieren. Eigentlich hätten sie nach Pfifferlingen gesucht, die sie in dieser Gegend im vorigen Jahr in Hülle und Fülle gefunden hatten, aber das habe leider nicht geklappt. Trotzdem war ihre Laune nach dem Spaziergang im goldenen Wald prächtig.
Vier Stunden war ich im Wald, viele schöne Bilder hatte ich im Kasten – aber keinen einzigen Steinpilz. Um den Weg zum Auto abzukürzen, bog ich auf einen schmalen Pfad ab – und mein Herz blieb stehen: Ein riesiger Steinpilz erhob sich stolz über einem Haufen Blätter! In diesem Moment habe ich mich an ein altes Tiroler Sprichwort erinnert: "Nicht du suchst die Pilze, die Pilze suchen dich". Und der Chef-Pilz hatte mich endlich gefunden – ein echter Glückspilz. Der Koloss brachte stolze 780 Gramm auf die Waage.