Geheimnis der SVS-Erweiterung wird gelüftet
Die Ergebnisse des Runden Tischs werden nach fast zwei Jahren erstmals präsentiert. Gibt es ein neues Stadion oder Umzug eines Nachbarvereins?

Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. Ein neues Stadion für den sportlich kriselnden Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS)? Oder werden am Ende doch "nur" zwei neue SVS-Trainingsplätze außerhalb des Waldschutzgebiets gebaut, verbunden mit einem Umzug eines der beiden benachbarten Sportvereine? Und was geschieht mit dem Vorschlag der Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" (BI), wonach der SVS entgegen der bisher geforderten zwei zusätzlichen Sportplätze nur ein weiteres Spielfeld erhalten würde? Wann der Gemeinderat über diese Fragen entscheidet, ist zwar noch unklar. Sicher ist aber, dass in der Sitzung des Gremiums am Montag, 27. September, die Ergebnisse des Runden Tischs erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Bisher wurden die seit Januar 2020 erarbeiteten Alternativen zu den ursprünglichen Rodungsplänen geheim gehalten – der RNZ liegen die verschiedenen Variantenpläne bereits vor. Ein Überblick:
Worum geht es? Nach den Protesten gegen das "Sportzentrum Süd" fasste der Gemeinderat im Oktober 2019 einen Beschluss: Dieses mit einer Rodung von geschütztem Wald verbundene Bebauungsplanverfahren zur SVS-Erweiterung wurde auf Eis gelegt; fortan sollte ein Runder Tisch Alternativen dafür erarbeiten. Dieser bestand aus Vertretern der Gemeindeverwaltung, der vier Ratsfraktionen, der BI sowie betroffener Vereine: der damalige Bürgermeister Georg Kletti, der frühere Ortsbaumeister Michael Schirok, Uwe Herzog (CDU), Thomas Schulze (SPD), Ernst Klinger (FDP), Ralf Lauterbach (GAL), BI-Sprecherin Petra Weiß, SVS-Präsident Jürgen Machmeier und mit Ralf Kuhn vom FC Sandhausen sowie Michael Pfeffer vom Tennisclub 1970 die Vorsitzenden der zwei SVS-Nachbarn.
Teil des Beschlusses von 2019 war auch eine "Hausaufgabe" an den SVS: Der Club sollte "Kontakt mit den benachbarten Fußballvereinen in Walldorf, St. Ilgen und Nußloch aufnehmen, um weitere Kooperationsmöglichkeiten zu prüfen" – auch so könnte der Mangel an Platzkapazitäten behoben werden, hieß es damals. Seit Januar 2020 tagte der Runde Tisch dreimal in kleiner Runde und im Dezember ein viertes Mal zusammen mit dem gesamten Gemeinderat. Bei letzterem Termin wurden die Ergebnisse vorgestellt. Über den Inhalt der Sitzungen wurde von offizieller Seite noch nichts bekannt gegeben.
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Wie sehen die Alternativen aus? Zunächst wurden nach Informationen der RNZ vonseiten des SVS vier Varianten vorgeschlagen; jede davon ist mit der Rodung einiger ungeschützter Bäume zwischen Sonnenweg und Jahnstraße verbunden. Variante 01 sieht den Neubau eines Sportplatzes auf einem Teil des Parkplatzes am Walter-Reinhard-Stadion vor; zudem würde der FC Sandhausen eine neue Anlage auf dem Gewann "Schwammerswiesen" an der Landesstraße L598 erhalten, sodass das bisher vom FC genutzte Spielfeld etwas verschoben – also an leicht veränderter Stelle neu gebaut – werden und dem SVS zufallen könnte.
Ferner würden an der Jahnstraße weitere Parkplätze entstehen und der Tennisclub würde drei neue, besser zu bespielende Felder erhalten – die Fläche von drei alten Tennisplätzen würde bepflanzt werden. Variante 02a beinhaltet den Bau eines weiteren Sportplatzes an der jetzigen FC-Anlage, ebenfalls samt geringfügiger Verschiebung des bestehenden FC-Platzes.

Der Amateurverein würde auch bei dieser Alternative auf die "Schwammerswiesen" ziehen. Es sollen Parkplätze an der Jahnstraße entstehen und drei neue Tennisplätze gebaut werden. Variante 02b gleicht nahezu der Version "02a" – aber ohne Neubau der Tennisplätze. Bei Variante 03 würde der Tennisclub auf die andere Seite der Jahnstraße an das Walter-Reinhard-Stadion umziehen. Auf dem jetzigen Tennisgelände würden zwei Sportplätze für den SVS entstehen, der FC bliebe auf seiner bisherigen Anlage.
Ebenfalls würde entlang der Jahnstraße neuer Parkraum entstehen. Und im November 2020 beim dritten Termin des Runden Tischs überraschte SVS-Präsident Machmeier bekanntlich mit einem "großen Wurf" als weitere Variante: Ein neues Stadion samt Trainings- und Parkplätzen könnte auf einer rund zwölf Hektar großen Ackerfläche im Süden des Ortes entstehen: zwischen der Autobahn A 5 und der Landesstraße L 598. Dabei wäre demnach auch eine neu zu bauende Autobahnabfahrt denkbar.
Was geschieht in der Gemeinderatssitzung am Montag? Der neue – und bis zu seinem Amtsantritt im Juli lediglich als CDU-Gemeinderat mit dem Thema befasste – Bürgermeister Hakan Günes betonte in einer Mitteilung bereits, dass es bei der Sitzung nur um "reine Kenntnisnahme" der Ergebnisse des Runden Tischs gehe. Entschieden werde an diesem Abend noch nichts. Auch wird keine Diskussion der Gemeinderäte über das Thema erwartet; wahrscheinlich werden aber zahlreiche Bürger um 19 Uhr in der Festhalle erscheinen und sich in der "Fragestunde" am Schluss zu Wort melden.
Bürgerinitiative ist "enttäuscht"
Schon vor der Präsentation der Ergebnisse des Runden Tischs am Montag in öffentlicher Gemeinderatssitzung knirscht es zwischen zwei maßgeblich an diesem Thema beteiligten Seiten: Die Bürgerinitiative wirft insbesondere in Richtung des Rathauses die Frage auf, was überhaupt als "Ergebnisse des Runden Tischs" zu verstehen sei.

Denn wie BI-Sprecherin Petra Weiß, die im Frühjahr auch um das Bürgermeisteramt kandidiert hatte, auf RNZ-Anfrage sagte, habe die BI bei der Sitzung des Runden Tischs im Februar 2020 eine Variante für die Erweiterung des SVS vorgeschlagen. Bürgermeister Hakan Günes erklärte nun aber auf Nachfrage, dass diese "BI-Variante" den Mitgliedern des Gemeinderats durch den Runden Tisch in der Sitzung vom 5. Dezember nicht vorgestellt worden sei: "Somit ist sie kein Ergebnis des Runden Tisches und wird nicht vorgestellt."
Der BI-Vorschlag lehnt sich an die vom SVS eingebrachte "Variante 01" an, jedoch nur mit einem statt zwei weiteren Sportplätzen: Dieser soll demnach auf dem Parkplatz am Walter-Reinhard-Stadion entstehen. Um die so verlorenen Stellplätze zu ersetzen, schlägt die BI wiederum zwei Lösungen vor: entweder ein offenes Parkdeck an der südlichen "Spitze" zwischen Jahn- und Hauptstraße oder ein "höher gelegtes" Fußballfeld auf Ständern, sodass darunter geparkt werden könnte.

Weiß reagierte auf Nachfrage am Freitagnachmittag "enttäuscht" auf die Ankündigung, dass diese Variante am Montag nicht vorgestellt wird: "Wir wundern uns, weil man die BI doch von Anfang an als Kooperationspartnerin mit im Boot haben wollte." Zudem habe sie bereits vor über einer Woche genau jene Frage per E-Mail an Günes gerichtet: Wird in der Gemeinderatssitzung auch die von der BI eingebrachte Variante vorgestellt? Am gestrigen Freitagnachmittag habe sie aber noch keine Antwort darauf erhalten. Allgemein kritisiert die BI, dass in keinem Protokoll der vier Sitzungen des Runden Tischs festgehalten sei, was eigentlich als "Ergebnisse" erarbeitet wurde.