"Windenergie im Rhein-Neckar-Kreis ist Blödsinn"
Heiligkreuzsteinacher Gespräche zur Windkraft: FDP-Mitglieder, Experten und Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl bezogen klar Stellung

Symbolfoto: dpa
Von Thomas Seiler
Heiligkreuzsteinach. Mit seinem Fazit brachte der Vorsitzende der FDP Rhein-Neckar, Alexander Kohl, die gesamte Problematik auf den Punkt und erntete in dem aus allen Nähten platzenden "Hirsch" uneingeschränkten Beifall: "Die Nutzung von Windenergie im Rhein-Neckar-Kreis ist Blödsinn!" Schützenhilfe für diese These bei den vierten Heiligkreuzsteinacher Gesprächen erhielt er von jedem Referenten. Angefangen bei dem energiepolitischen Sprecher der FDP-Fraktion, dem Landtagsabgeordneten Andreas Glück, und dem im Ort lebendenden Biologen Markus Sonnberger über Bernhard Stay von der Bürgerinitiative "Lebenswerter Odenwald" (Leo) bis hin zu Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl.
Pfahl bezog sich unmissverständlich auf die jüngst im Gemeinderat einstimmig verabschiedete Resolution des Gemeindeverwaltungsverbandes Schönau, dass die "derzeit vorgesehenen Flächen entlang der Verbandsgrenzen auf hessischer Seite in dieser Ausdehnung völlig inakzeptabel" seien. Sie bezog sich dabei auf die bereits genehmigten Anlagen der Windparks "Stillfüssel" und "Greiner Eck" sowie auf das Areal "Flockenbusch". Sie trat dabei für "maximal fünf Anlagen" auf jedem der Areale ein, zumal "das alles vor unserer Nase sitzt und keine länderübergreifende Abstimmung der Planung stattfand".
Pfahl appellierte deshalb an alle Verantwortlichen, die Landschaft "um jeden Preis" zu erhalten, da sich der "Odenwald für die Windkraft nicht" eigne. Sie trat stattdessen für Landschafts- und Artenschutz ein und belegte dies mit einer Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts, wonach gerade beim "Stillfüssel" eine "erhebliche Beeinträchtigung für das Landschaftsbild, die Erholungseignung und die Eigenart der Landschaft" stattfindet.
Schockiert über die Genehmigung im "Stillfüssel" zum Jahreswechsel und den folgenden Rodungsarbeiten zeigte sich immer noch die Bürgerinitiative "Lebenswerter Odenwald", so Stay. Aus seiner Sicht zerschneide man nun eines der letzten zusammenhängenden Waldgebiete im Odenwald und verletze hierbei den Artenschutz. "Wir lassen aber nicht locker", betonte er.
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Im Gegenteil: Man gründet am 21. März in der "Krone" in Eiterbach einen Verein, "um noch mehr Gewicht zu besitzen". Ein Hebel könnte dazu die grundsätzliche Forderung sein, "alle Genehmigungen über förmliche Verfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung" durchzuführen, erläuterte Biologe Sonnberger. Dass er mit seiner zweiten Mahnung, "keine Windräder im Gemeindewald" zuzulassen, bei der Bürgermeisterin offene Türen einrannte, verstand sich von selbst.
Auch Andreas Glück untermauerte, dass der Odenwald viel zu wenig Wind für Windparks bringe und die Windräder nur zur Vernichtung der vorhandenen Population von Schwarzstörchen, Rotmilanen oder Mäusebussards führe. "Erinnern Sie Christdemokraten und Grüne an deren Grundsätze zur Energiepolitik", gab der Landespolitiker den Anwesenden mit auf den Weg und rief sie dazu auf, sich vehement gegen die Windkraft zu wehren. "Auch wenn es vielleicht ein Kampf David gegen Goliath ist, schauen Sie einfach in die Bibel", machte er mit dem Ergebnis dort Mut.



