Windradflügel drehen sich mit Tempo 270 - Fragen und Antworten zum Greiner Eck

Geschwindigkeit? Baufortschritt? Zacken auf den Rotorblättern? Die RNZ beantwortet Leserfragen.

16.02.2017 UPDATE: 17.02.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden

Imposant: Hoch über den Baumkronen des Greiner Ecks sind die ersten Windräder fertiggestellt, die weiteren folgen bald. Foto: 3P Energieplan GmbH

Von Nikolas Beck

Neckarsteinach. Der Windpark am Greiner Eck ist in aller Munde. Zum einen bestaunen Wanderer bei ihren Ausflügen inzwischen nicht mehr nur Baustellen, sondern auch bereits fertige Windräder. Zum anderen handelt es sich bei den Anlagen um die ersten überhaupt im südlichen Odenwald - und mehrere sollen folgen. So erreichen auch die RNZ immer wieder Fragen zum Thema. Warum sind die Windräder nicht wie ursprünglich gedacht schon Ende 2016 in Betrieb gegangen? Das erste Windrad dreht sich schon länger, aber produziert es auch Strom? Welche Geschwindigkeiten sind im Spiel und was hat es mit den Zacken auf den Flügeln auf sich?

Ist der Windpark fertig?

Nein, die Arbeiten am Greiner Eck sind noch in vollem Gange. Man sei oft aufgehalten worden, erklärt Planer Jürgen Simon. Zwei der fünf Windräder sind inzwischen aber fertig, bei zwei weiteren ist das Maschinenhaus angebracht, die Rotorblätter fehlen noch. Bei dem erst nachträglich genehmigten fünften Windrad ist das Betonfundament mittlerweile gegossen, demnächst wird mit dem Turmbau begonnen.

Was führte zu den Verzögerungen?

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Egal ob Wind, Schnee oder Nebel - die Bedingungen seien "nicht optimal gewesen", so Planer Simon. Vor allem der Wind: Sind die Anlagen einmal in Betrieb, ist er eigentlich gerne gesehen, aber beim Bau der Anlagen stört er. Für die Montage von Maschinenhaus, Rotor und Flügel oben auf den 135 Meter hohen Türmen bedarf es beinahe Windstille. Zusätzlich musste ein Großkran von einem Windradstandort zum anderen umgesetzt werden, da ein weiterer Kran vom Windradhersteller Enercon aufgrund von terminlichen Verpflichtungen auf den Kanarischen Inseln gebraucht wurde.

Am Ende des Flügels sind spitze Zacken angebracht, die den Geräuschpegel im Anlagenbetrieb reduzieren sollen. Foto: Beck

Warum befinden sich an den Windradflügeln spitze Zacken?

Weil die Anlagen dadurch leiser werden. Auf einem Rotorblatt gibt es eine Saug- und eine Druckseite, auf denen unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten herrschen. Dadurch kommt es an der Hinterkante des Flügels zu Luftverwirbelungen. Durch diese Turbulenzen steigt im Anlagenbetrieb der Geräuschpegel. Um diesen Geräuschpegel zu senken, wird an der Endkante ein Zackenprofil, der sogenannte Hinterkantenkamm montiert. Durch diese Zacken werden die gebildeten Turbulenzballen aufgebrochen, was zu einer verminderten akustischen Abstrahlung führt.

Produzieren die fertiggestellten Anlagen schon Strom?

Ja, am Mittwoch wurde die erste Anlage in Betrieb genommen und die erste Kilowattstunde Strom eingespeist. Darauf hatte man eigentlich schon im Januar gehofft, schließlich ist das erste Windrad seither fertiggestellt. Strom produzieren konnte sie da aber nicht, weil die Fernsteuerung noch nicht funktionierte. "Nicht nur Wind, Schnee und Nebel, sondern auch die Telekom kann zu Verzögerungen führen", trägt es Jürgen Simon mit Fassung. Steuerung, Abschaltung und Überwachung der Anlagen laufen über Datenleitungen, die zwar verlegt, aber noch nicht freigeschaltet waren. Simon: "Die Rahmenbedingungen machten uns ein bisschen einen Strich durch die Rechnung." Aber seit Mittwoch ist auch die Leitung freigeschaltet und das Windrad in Betrieb.

Warum drehte sich das fertige Windrad schon vorher?

"Das Windrad trudelte im Wind", erklärt Jürgen Simon. Es produzierte zwar noch keinen Strom, drehte sich aber trotzdem schon in einer Art Leerlauf. Damit sollten sogenannte "Stillstandsmacken" verhindert werden. Diese könnten durch das hohe Gewicht der Bauteile bei einem kompletten Stillstand am Lager entstehen.

Wie beweglich ist die Anlage?

Nicht nur die Rotorblätter - also die "Flügel" des Windrads - drehen sich, sondern auch das Maschinenhaus kann sich je nach Windrichtung um 360 Grad drehen. Die sogenannte Windrichtungsnachführung erfolgt über Stellmotoren, die den Rotor gegen den Wind ausrichten können. Hinzu kommt, dass auch der Anstellwinkel der Rotorblätter verändert werden kann. Mit dem Blattwinkel ändert sich der Antrieb des Rotorblatts und damit auch die Kraft, mit der das Blatt den Rotor dreht. Im normalen, automatischen Betrieb wird der Blattwinkel so eingestellt, dass einerseits die im Wind enthaltene Energie optimal ausgenutzt wird, andererseits aber keine Überlastung der Anlage eintritt. Unterschieden wird zwischen der Normalstellung der Blätter, mit der das Windangebot maximal ausgenutzt wird, dem Trudelbetrieb, bei dem wegen zu geringer Windgeschwindigkeit von der Anlage keine Leistung mehr eingespeist wird - hier dreht sich der Rotor nur mit geringer Drehzahl oder steht bei völliger Windstille still - und der sogenannten Fahnenstellung. Mit Letzterer wird der Rotor angehalten, sodass die Blätter auch bei Wind keinen Auftrieb mehr erzeugen.

Mit welcher Geschwindigkeit kann sich das Windrad drehen?

Die Anlagen am Greiner Eck haben ein Drehzahlband von 4 bis 12,4 Umdrehungen pro Minute, je nachdem wie stark der Wind weht. Damit kommen die Blattspitzen, die bei einer Umdrehung den weitesten Weg zurücklegen, laut Planer Jürgen Simon auf eine Umlaufgeschwindigkeit von bis zu 270 Kilometer pro Stunde.

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