Gemeinden stemmen sich gegen Einkesselung durch Windkraft
"Energiewende muss vom Verstand getragen werden"

Symbolfoto: Getty Images
Von Thomas Seiler
Heiligkreuzsteinach. Mobil macht der Gemeindeverwaltungsverband Schönau, ein Zusammenschluss der vier Gemeinden Heiligkreuzsteinach, Heddesbach, Schönau und Wilhelmsfeld, gegen die Ausweitung der Windenergieanlagen im südhessischen Odenwald an den Grenzen des Verbandsgebietes. "Uns geht es nicht darum, die Windkraft zu verteufeln, sondern sie in Einklang mit unserer in hohem Maße schützenswerten Natur zu bringen", betonte Geschäftsführer Werner Fischer vor dem Gemeinderat. Das bedeutete für ihn, "dass wir von den Planungs- und Genehmigungsbehörden bei der Umsetzung Vernunft und Augenmaß einfordern". Und das hieß für ihn zuvorderst, dass keine Einkesselung der Orte mit Windrädern stattfindet. "Das Umzingelungsverbot wie in Hessen muss auch bei uns gelten", lautete daher eine der zentralen Forderungen der später einstimmig verabschiedeten Resolution, die bis zum April auch in den anderen Gemeinden zur Abstimmung kommt.
Anhand konkreter Pläne legte Fischer dar, dass die "derzeit vorgesehenen Flächen in dieser Ausdehnung völlig inakzeptabel" seien. Das betrifft insbesondere das nordöstlich von Heiligkreuzsteinach gelegene 495 Hektar große Areal "Stillfüssel", wo nicht mehr als die bereits fünf genehmigten Anlagen entstehen sollen. Auch am "Greiner Eck" dürfen zu den bereits genehmigten und errichteten fünf Anlagen keine neuen hinzukommen. Ebenso tritt der Verband für eine Begrenzung von maximal fünf Anlagen im 358 Hektar großen Gebiet "Flockenbusch" ein.
"Weitere Flächen an den Gemarkungsgrenzen wie die Stiefelhöhe lehnen wir ab", gab sich der Geschäftsführer kämpferisch. Und: Man trete für eine "bessere länderübergreifende Abstimmung der Planung" ein. Jene durch den Verband beantragte Verfahrensbeteiligung wurde beispielsweise bei der Anlage "Greiner Eck" genauso vermisst wie beim Windpark "Stillfüssel". Die Krux für Fischer: Während ausgewiesene Flächen in Baden-Württemberg häufig "als besonders wertvoll und schützenswert" gelten, verlieren die "gleichen zusammenhängenden Flächen auf hessischer Seite an Bedeutung und haben offenbar keine besondere schützenswerte Funktion" mehr.
Im gleichen Tenor appellierte Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl an "alle Funktions- und Entscheidungsträger auf welcher Ebene auch immer", dass sie sich "ihrer Verantwortung für den Erhalt von Natur und Landschaft stellen" müssen. Das weitere Problem aus ihrer Sicht für Heiligkreuzsteinach: "Alle Anlagen befinden sich im Umkreis von weniger als 15 Kilometer zu uns". Auch wenn das Gesetz eine Verfahrensbeteiligung nicht vorsieht, hielt sie eine freiwillige Mitwirkung für unabdingbar, zumal "wir in einem Rechtsstaat leben".
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Gegen die Windenergie stellte sich Gemeinderat Karl-Heinz Ehrhard (CDU) ebenfalls nicht. Er plädierte dabei aber genauso für Arten- und Naturschutz. "Die Energiewende muss allerdings vom Verstand getragen werden", meinte er. Sein Postulat: "Ein Teil der Fördermittel muss in die Erforschung von Speichertechnologien fließen, die Schwankungen zwischen Überproduktion und Totalausfall abfedern."
Ähnlich äußerte sich Hans-R. Klee (SPD), während Walter Bernhold (FL) die "Aufnahme der Gemeinde in das Geoparknetzwerk der Unesco" hervorhob und man deshalb neben einem sehr guten infrastrukturellen Angebot mit einer "wunderschönen landschaftlichen Umgebung" punkten könne. Er sprach sich deshalb vehement gegen einen "Wildwuchs beim Ausbau der Windkraft" aus und hielt den Preis einer damit einhergehenden Umweltzerstörung für zu hoch.



