Der Zaunprotest ist wieder aufgeflammt
Gegner des Zauns am Edeka-Markt machten ihrem Ärger lautstark Luft - Forderung an Eigentümer und Gemeinderat gestellt

Für eine 86-jährige Eppelheimerin bedeutet der geschlossene Zugang im Zaun einen weiteren Weg zum Einkaufen. Dabei kommt es für sie auf jeden Meter an, denn jeder Schritt ist mühsam, wie sie sagt. Foto: Geschwill
Von Sabine Geschwill
Eppelheim. Der Menschenauflauf auf dem Parkplatz am Edeka-Markt war am Samstagmittag nicht zu übersehen und der Einsatz der Trillerpfeifen nicht zu überhören. Warum das Ganze? Martin Hornung, Sprecher der Protestinitiative gegen den Edeka-Zaun, erklärte es im Vorfeld der von ihm und seinen Mitstreitern kurzfristig einberufenen Kundgebung: "Als die Klage von Edeka Ende März im Berufungsprozess vom Oberlandesgericht in Karlsruhe abgelehnt wurde, hat kaum jemand damit gerechnet, dass der Zaun wirklich wieder dicht gemacht werden könnte."
Doch es kam anders: Keine drei Wochen nach dem abschließenden Urteil in dem bald vier Jahre währenden Streit um den Edeka-Zaun haben die Verantwortlichen den Zaun am vergangenen Dienstag wieder schließen lassen. Das fehlende Segment, das Ende 2014 bis zu einem abschließenden Urteilsspruch entfernt worden war, wurde wieder eingesetzt. Damit kann nun ein vor fast 20 Jahren von der Stadt angelegter Fußweg über den Bahndamm als verkehrssichere Abkürzung für die umliegenden Anwohner zum Markt erneut nicht mehr genutzt werden.
"Alle Wohneigentümer, mit denen wir gesprochen haben oder die uns angerufen haben, haben uns gesagt, dass sie davon genauso wenig gewusst haben und am Dienstag ebenso überrascht waren", so Hornung gegenüber der RNZ. Die Wohneigentümer hatten bei einer Eigentümerversammlung im April 2013 mit einer Stimme Mehrheit den Zaunbau an der westlichen Seite des Edeka-Parkplatzes beschlossen, um Störungen durch Wegnutzer zu unterbinden. Seither gab es keine weitere Abstimmung der Wohneigentümer in dieser Sache, also auch keine Rücknahme des Zaunbaubeschlusses.
Für Hornung und seine Mitstreiter war klar, dass sie auf die Zaunschließung zeitnah reagieren müssen, da diese einem ganzen Wohnquartier nur Nachteile beschere. Ganz einfach war die Organisation der Kundgebung im Gegensatz zu den früheren nicht. Wie Hornung den gut 60 Protestierern mitteilte, hatte er im Vorfeld Besuch von der Polizei. Die Beamten hätten deutlich gemacht, dass diese Versammlung auf dem Edeka-Parkplatz genehmigungspflichtig sei. Sollte er aufgrund der Osterfeiertage keine Genehmigung mehr bekommen und dennoch die Kundgebung durchführen, werde man nach der Versammlung auf jeden Fall einen Strafbefehl erlassen mit Geldstrafe, ersatzweise Gefängnis. Diese Mitteilung wurde von der Versammlung mit Buh-Rufen und einem lauten Pfeifkonzert quittiert. Doch Hornung brauchte keine Angst zu haben: Es gelang ihm noch in letzter Minute, eine Genehmigung vom Landratsamt zu bekommen.
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Die Protestinitiative ließ bei der Kundgebung durchblicken, dass die Zaunschließung als "reine Schikane" angesehen werde. "Wen stört es, wenn hier jemand über den Weg läuft", meinte eine 86-Jährige. "Das ist doch kleinkariert." Als Anwohnerin der Rathenaustraße nutzt sie fast täglich den Fußweg zum Markt. "Wenn man älter ist und nicht mehr so gut zu Fuß, dann ist jeder Meter, den man mehr laufen muss, mühsam", erklärt sie. "Das mit dem Zaun hier ist ein ärgerliches, aber vor allem trauriges Kapitel", erklärt eine andere Eppelheimerin.
Hornung machte deutlich, dass sich die Wohneigentümer mit der Zaunschließung ins eigene Fleisch schneiden würden. Zum einen könnten sie jetzt selbst den Bahndammweg nicht mehr nutzen, was viele von ihnen nach eigenen Aussagen getan hätten, und zum anderen achte nun der Edeka-Pächter genau darauf, welche Fahrzeuge auf seinem Kundenparkplatz parken. "Wohneigentümer und Mieter, die den Edeka-Parkplatz als Dauerparkplatz benutzen, werden aufgefordert, ihre Fahrzeuge umgehend zu entfernen - ansonsten werden sie kostenpflichtig abgeschleppt", wusste Hornung.
Unabhängig von dem Gerichtsurteil setzt die Protestinitiative auf die Vernunft aller Beteiligten. "Wir hoffen, dass sich eine Mehrheit zusammenfindet und in einer Eigentümerversammlung die Öffnung des Zauns beschlossen wird." Sollte dies nicht der Fall sein, so will die Protestinitiative möglichst schnell einen Alternativweg zum Markt schaffen. "Wir bitten und fordern Gemeinderat und Verwaltung auf, in Gesprächen mit der Bahn zu ermöglichen, dass der Pfad auf dem Bahndamm zum Edeka-Markt umgehend am Zaun vorbei verlegt wird." Bis dahin müsste der Zaun ohne Wenn und Aber wieder geöffnet werden, hieß es.



