Trotz elf Metern Straßenbreite gibt es keinen Platz für Radfahrer?
Die Neugestaltung der Schönbornstraße wurde im Rauenberger Gemeinderat vorgestellt. Und es gab viel zu diskutieren.

Von Timo Teufert
Rauenberg. Die Straßenverkehrsordnung ist eindeutig: In einer Tempo-30-Zone dürfen keine Schutzstreifen für Fahrradfahrer markiert werden. Allein durch das Zonen-Tempolimit sieht der Gesetzgeber sie als ausreichend geschützt an. Bei der Umgestaltung der Schönbornstraße in Rauenberg zwischen Wieslocher Straße und der Straße "Im Brühl" haben die Ingenieure vom Büro Schulz deshalb auch keine Schutzräume für Fahrradfahrer eingeplant. Das führte bei der Vorstellung der Pläne in der Sitzung des Gemeinderates am Mittwochabend zu massiver Kritik von Grünen und SPD. Sie fordern, auf dem 362 Meter langen Abschnitt alle Verkehrsarten gleich zu behandeln.
Dass die Planung und die Aufteilung des elf Meter breiten Verkehrsraumes nicht einfach seien, weil viele Anforderungen erfüllt werden müssten, machte Jörg Fischer von Büro Schulz in der Sitzung deutlich. Wegen des Kindergartens und des Pflegeheims soll etwa der südliche Fußweg eine Breite von zwei Metern haben. Die Fahrbahn soll von bislang sieben Metern auf 6,50 verschmälert werden: "Das ist die Breite, die wir benötigen, damit sich zwei Busse begegnen können." In den Bereichen, in denen die insgesamt 18 Längsparkplätze geplant sind, soll eine Fahrbahnbreite von 5,55 Meter den Begegnungsverkehr von Lastwagen und Autos ermöglichen. Der Gehweg auf der Nordseite soll 1,80 Meter breit werden, dort, wo die Parkplätze eingerückt werden, liegt die Breite bei 1,50 Metern. Ein Radschutzstreifen sei in der Schönbornstraße nicht möglich, da in der Straßenverkehrsordnung grundsätzlich keine Leitlinien in Tempo-30-Zonen vorgesehen werden dürfen, so Fischer.
"Bei einer Gesamtbreite des Verkehrsraums von elf Metern ist es zwingend nötig, eine separate Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen", zeigte sich Manuel Steidel (Grüne) überzeugt. Denn trotz Tempo-30-Zone seien diese Gruppen de facto nicht geschützt. Wünschenswert wäre aus seiner Sicht vielmehr, den kombinierten Fuß- und Radweg, den es am Sportplatz gibt, ins Plangebiet zu verlängern und dort fortzusetzen. "Stattdessen wird das illegale Gehwegparken legalisiert, die Gehwege werden schmal und es gibt eine unübersichtliche Situation für den Radverkehr durch die parkenden Autos dort", ärgerte sich Steidel.
"Auch wir sind nicht so glücklich mit der Planung", erklärte Christiane Hütt-Berger (SPD). Sie forderte ein Gesamtkonzept auf Grundlage einer Verkehrsanalyse: "Nur wenn man auf alles schaut, kann man auch eine Lenkungsfunktion ausüben." Die Straße habe viele Anforderungen aufzunehmen, doch man sollte auch in die Zukunft schauen: "Wir hoffen, dass wir mehr zum Fuß- und Radverkehr kommen", so Hütt-Berger. Sie möchte daher eine Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer erreichen. "Mit diesem Ausbau sehen wir das aber nicht." Die Fahrradfahrer seien nicht berücksichtigt, obwohl man ihnen Priorität einräumen müsse.
"Der Auftrag ist nicht so einfach, weil die eierlegende Wollmilchsau gebaut werden soll", sagte Bürgermeister Peter Seithel. Zum einen solle der Verkehr fließen, andererseits solle er aber auch gebremst werden. In der Verwaltung sehe man, dass Rad- und Fußverkehr geschützt werden sollten, ergänzte Bauamtsleiter Martin Hörner. Denn das Ordnungsamt habe sehr wohl rückgemeldet, dass der Radverkehr dort eine zentrale Rolle spiele. Nun müsse eine Abwägung getroffen werden, wie man die Flächen anordne.
"Man könnte den Eindruck bekommen, dass die Schönbornstraße so gefährlich ist, dass wir alle vier Wochen einen schweren Unfall haben", wunderte sich FDP-Rat Friso Neumann. Er forderte, alle Belange zu berücksichtigen: "Durch das Weglassen von Parkplätzen wird man die Autos nicht wegbekommen", ist er überzeugt. Jürgen Bender (CDU) forderte, das "Augenmerk auf den fließenden Verkehr in der Straße zu legen". Die Schönbornstraße werde stark frequentiert – auch von Bussen. "Ganz wichtig wird sein, eine geordnete Parkplatzsituation herzustellen. Durch das wilde Parken ist es morgens oft unmöglich, dass Busse aneinander vorbeikommen", so Bender. Christa Albrecht (Freie Wähler) war wichtig, dass die Bordsteine an den Querungen abgesenkt werden, damit mobilitätseingeschränkte Personen besser passieren können.
Die Umgestaltung ergebe sich aus dem Zusammenspiel vom Zustand der Kanäle, der Straßenoberfläche und der Versorgungsleitungen, erklärte Seithel. Deshalb soll nicht nur der Straßenraum umgestaltet werden, auch die Kanäle werden erneuert. Dafür sind zwei Bauabschnitte vorgesehen: Der erste reicht von der Wieslocher Straße bis zur Hausnummer 10b. In diesem Bereich kann der Kanal in geschlossener Bauweise saniert werden, der zweite Bauabschnitt reicht von der Hausnummer 10b bis zur Straße "Im Brühl". Dort werden die Kanäle in offener Bauweise vergrößert. Auch die Hausanschlüsse sollen erneuert werden. Für den ersten Abschnitt rechnet Fischer im kommenden Jahr mit einer Bauzeit von sechs Monaten. Für den zweiten sind 2025 elf Monate eingeplant. Theo Hess (CDU) wollte wissen, ob für die Anlieger Erschließungsbeiträge fällig werden, wovon Kämmerer Thomas Dewald derzeit ausgeht.
Zur Billigung des Planentwurfs, die eigentlich vorgesehen war, kam es aufgrund der Kritik im Gemeinderat nicht. Stattdessen versprach Fischer, das Thema Radverkehr noch einmal mit dem Straßenverkehrsamt des Rhein-Neckar-Kreises zu besprechen.