Dürre und Schädlinge setzen dem Wald zu
Begehung in Östringen - Fichte wird aus heimischen Wäldern verschwinden - Waldnachwuchs entwickelt sich überwiegend gut

Von Wolfgang Braunecker
Östringen. Bürgermeister Felix Geider und die Mitglieder des Gemeinderats ließen sich jetzt bei einer Waldbegehung In Östringen über die aktuelle Situation in den städtischen Forsten und über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Waldbewirtschaftung informieren.
"Der zunehmende Mangel an Niederschlägen im Frühjahr sowie insbesondere die übermäßig warmen und trockenen Sommermonate setzen unseren Wäldern erheblich zu", erläuterte Forstabteilungsleiter Simon Boden vom Karlsruher Landratsamt den Ernst der Lage.
Unter hohem klimatischem Druck stehe derzeit vor allem die im Stadtwald mit einem Anteil von etwa drei Prozent vertretene Fichte. Dieser Baumart, die ursprünglich aus Bergwaldregionen mit kühlem bis gemäßigtem Klima stammt, machen ausbleibender Regen sowie die übermäßige sommerliche Hitze der letzten Jahre besonders zu schaffen. An vielen Stellen des Östringer Forsts sind dementsprechend geschwächte Fichten inzwischen bereits auch dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen, wie Forstabteilungsleiter Boden und Revierleiter Jochen Kaiser an sogenannten "Käferlöchern" vor Augen führten. Diese sind Lücken, die nach Käferbefall im Waldbild entstehen. Aller Voraussicht nach wird die Fichte nach Einschätzung der beiden Forstexperten zumindest vorerst ganz aus dem heimischen Waldbild verschwinden.
Weithin sichtbar, vor allem auf Lagen mit tonigen Böden, sind darüber hinaus die Trockenschäden bei der Buche. Mit einem Anteil von gut 32 Prozent prägt sie das typische Erscheinungsbild des Östringer Stadtwalds maßgeblich mit reagiert ebenfalls sensibel auf die mittlerweile ungünstigeren klimatischen Rahmenbedingungen. "Unsere Wälder werden sich unter Berücksichtigung des Klimawandels zwangsläufig verändern müssen und wir sollten diese Veränderung aktiv gestalten", lautete vor diesem Hintergrund die Empfehlung von Simon Boden für die kommunale Forstwirtschaft.
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Schon zuletzt musste Revierleiter Jochen Kaiser ein besonderes Augenmerk auf die nicht längerfristig vorhersehbaren "zufälligen Nutzungen" richten, also Baumfällarbeiten, die beispielsweise durch Stürme, aber eben auch durch Trockenheit oder Käferbefall zustande kommen. "Dieses Jahr stammt unser Holzeinschlag zu rund 80 Prozent aus solchen zufälligen Nutzungen", berichtete Kaiser jetzt den Gemeinderäten und fügte hinzu, dass ein Großteil der planmäßigen Hiebmaßnahmen daher zurückgestellt werden musste.
Die sogenannte Forsteinrichtung muss daher in Östringen dementsprechend angepasst werden. Diese am Grundsatz der Nachhaltigkeit ausgerichtete forstliche Betriebsplanung wird regelmäßig im Abstand von zehn Jahren durchgeführt und gibt auf Basis einer Inventur des Zustands von Bäumen und Waldflächen das multifunktionale Konzept für die Bewirtschaftung des Walds in der folgenden Dekade vor. Die aktuell geltende Forsteinrichtung für Östringen stammt aus dem Jahr 2015 und soll zeitnah überarbeitet werden. Die Bewirtschaftung des Stadtforsts wird dabei weiterhin den im Landeswaldgesetz verankerten ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Funktionen des Walds Rechnung tragen – absehbar ist dabei allerdings schon jetzt, dass der Aufgabenkreis dem kommunalen Haushalt in den kommenden Jahren im Unterschied zur jüngeren Vergangenheit erst einmal "rote Zahlen" bescheren wird.
Positives konnte Revierleiter Kaiser hingegen von den Pflanzkulturen berichten, die in einzelnen von Trockenschäden besonders betroffenen Distrikten bereits 2019 sowie im laufenden Jahr angelegt wurden. Etwa 85 Prozent der ausgepflanzten Jungbäume, die jeweils mit einer Wuchshülle vor Verbiss geschützt werden, entwickeln sich seinen Angaben zufolge gut bis sehr gut. Allein 2020 wurden im Östringer Stadtwald auf einer Fläche von etwa 11,4 Hektar knapp 35.000 junge Waldbäume versetzt. Einen Hauptanteil nimmt dabei die Elsbeere ein: Eine Waldbaumart, die sich nach derzeitgem Stand unter den veränderten klimatischen Bedingungen gut behaupten kann.