Piktogramme sollen Radlern den Weg weisen
Gemeinderat diskutierte über die Metallnoppen - Die sollen auch nach dem tödlichen Unfall in Heidelberg bleiben

An zwei Stellen in der Heidelberger Straße befinden sich Kölner Teller. Prüfer befanden sie nun als vorschriftsmäßig - auch weil an den Seiten ein Meter Platz für Radfahrer ist. Foto: A. Dorn
Von Agnieszka Dorn
Gaiberg. Sollen die Kölner Teller in Gaiberg bleiben oder nicht? Diese Frage beschäftigte den Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwochabend. Nach dem tödlichen Fahrradunfall, der sich vergangenes Jahr in Heidelbergs Stadtteil Schlierbach ereignete, hatten die Freie Wähler beantragt, die Metallnoppen im Ort zu entfernen. Diese wurden vor etwa einem Jahr an zwei Stellen in der Heidelberger Straße befestigt. Die Begründung der Fraktion lautete: "Dass die Kölner Teller montiert wurden, halten wir aus heutiger Sicht für falsch. In Heidelberg haben solche Teller zu einem tödlichen Unfall geführt. Wir können und wollen hier in Gaiberg nicht darauf warten, dass Verkehrsteilnehmer körperlichen Schaden erleiden oder gar zu Tode kommen."
Der Antrag wurde aber mit acht Gegenstimmen, zwei Enthaltungen und einer Zustimmung abgelehnt. Zum Schuss fiel noch eine andere Entscheidung: Mit acht Ja-Stimmen und drei Enthaltungen wurde beschlossen, jeweils rechts und links der Kölner Teller an der Durchfahrt Piktogramme für die Fahrradfahrer anzubringen. Die Fahrradfahrer sehen dann gleich, dass sie dort vorbeifahren sollen, sagte Rathauschef Gärtner. Das gilt für beide Standorte.
So ganz ohne Folgen blieb aber auch der angelehnte Antrag nicht. Laut Hauptamtsleiter Alexander Wenning wurden die Kölner Teller von der Polizei und der Unteren Verkehrsrechtsbehörde vor zwei Wochen noch einmal begutachtet. Demnach entsprechen sie allen Richtlinien der Straßenverkehrsordnung: An den Seiten ist vorschriftsmäßig jeweils ein Meter Platz, sodass Fahrradfahrer bequem vorbeifahren können. Auch die zwei Poller, die im oberen Teil der Straße bei den Metallnoppen stehen, sind rechtens. Damit soll verhindert werden, dass Autofahrer auf den Gehweg ausweichen, um das Hindernis zu umfahren.
Es sei natürlich schlimm, was in Schlierbach passiert sei, meinte Ralph Steffen (SPD/Aktive Gaiberger). Allerdings dürfe man dort nur mit Tempo 20 fahren - und das gelte auch für Fahrradfahrer, so Steffen. Zudem sei in Schlierbach seitlich genug Platz gewesen, um daran vorbeizufahren. Steffen plädierte dafür, die Metallnoppen in Gaiberg zu belassen.
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Ein wenig anders sah es Maximilian Haider (Grüne Liste): Aufgrund der runden Form bestehe für Radfahrer ein erhöhtes Sturzrisiko. Haider schlug vor, die Metallnoppen gegen Kunststoffwellen auszutauschen. Stephan Weber (parteilos) kam auf eine ganz andere Idee: Man könne jeweils eine Reihe der Metallnoppen entfernen und diese dann an weiteren Stellen entlang der Heidelberger Straße platzieren - nämlich da, wo es am steilsten ist. Denn da würden die meisten Autofahrer ohnehin automatisch schneller fahren.
Den Kompromiss fand Eric Schuh (SPD/Aktive Gaiberger) gar nicht so übel: So bleiben die bremsenden Hindernisse und Radfahrer könnten sogar durch die Metallnoppen fahren, meinte Schuh. Wer dann noch stürze, der könne nicht Fahrradfahren. Auch sein Parteikollege Rolf-Dieter Schaetzle fand den Vorschlag gut. Seitdem die Kölner Teller in der Heidelberger Straße seien, habe sich die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer extrem vermindert, meinte Matthias Volkmann (CDU); die Anwohner seien froh darüber.
Die Fraktionen waren sich durchweg einig, dass mehrere Geschwindigkeitshindernisse in der Straße notwendig sind. Dieter Sauerzapf (Freie Wähler) stieß einen weiteren Punkt an. Er sah am unteren Teil der Heidelberger Straße ein Problem: Die Gemeinde hat dort vor den Metallnoppen an der einen Seite extra einen großen Blumenkübel hingestellt. Damit sollte eigentlich erreicht werden, dass dort nicht geparkt wird.
Einige Gaiberger lassen sich dadurch aber nicht davon abbringen: Damit sie dort eben doch parken können, schieben sie den Blumenkübel einfach hin und her. Das dürfe natürlich nicht sein, sagte Bürgermeister Klaus Gärtner mahnend. Genau gegenüber stellt zudem laut Dieter Sauerzapf ein BMW-Besitzer sein Auto ab und versperrt somit auch auf der anderen Seite die Raddurchfahrt. Sauerzapf teilte zudem von der Firma Debuschewitz Verkehrstechnik Informationen über die korrekte Anbringung von Kölner Tellern aus.



