Umlandgemeinden wollen "Kölner Teller" behalten
Neckargemünd, Gaiberg und Spechbach haben gute Erfahrungen gemacht – Doch es gab schon mehrere Unfälle

Von Christoph Moll
Region Heidelberg. Nach dem tödlichen Unfall eines 41-jährigen Radfahrers in Heidelberg sind auch die "Kölner Teller" in Städten und Gemeinden der Region in die Diskussion geraten. Bekanntlich war vor etwa drei Wochen ein Radler in der Schlierbacher Wolfsbrunnensteige über die Metallnoppen auf der Fahrbahn gestürzt und hatte dabei so schwere Kopfverletzungen erlitten, dass er wenige Tage später starb. Nicht nur in Heidelberg wird seitdem Kritik an den "Tellern" laut. Die Stadt Neckargemünd will die Situation erneut prüfen, aber ebenso wie die Gemeinden Gaiberg und Spechbach nach positiven Erfahrungen an den Metallnoppen festhalten.
Dabei gab es in Neckargemünd nach der Installation der "Kölner Teller" an der Bahnunterführung in der Banngartenstraße beim Friedhof im Jahr 2013 bereits mindestens zwei Unfälle mit Radlern. Bereits kurz nach dem Unfall in Heidelberg hatte sich Matthias Kirsch aus Neidenstein bei der RNZ gemeldet, der in letzten Juli auf dem Weg zur Arbeit mit dem Rad stürzte. Er blieb an den Metallerhebungen hängen und stürzte über den Lenker. Das Ergebnis: Bruch und Prellungen von Schulter und Rippen sowie blutende Knie und Ellenbogen.
Bereits zwei Jahre zuvor - im Juli 2015 - erwischte es Harald Fink aus Bammental. Der Krankenpfleger war auf dem Heimweg von seiner Arbeitsstelle in der Schlierbacher Orthopädie, als er gegen 21 Uhr an den "Kölner Tellern" wegen eines entgegenkommenden Motorrades stürzte. Beim Bremsen geriet er mit dem Vorderrad auf einen der "Teller" und stürzte ebenfalls über den Lenker. Zum Glück trug er einen Helm. Mit Schmerzen und blutenden Wunden an Ellenbogen, Schulter und Jochbein fuhr er weiter. Gebrochen war nichts, doch die Folgen für das Schultergelenk spürt der 62-Jährige bis heute. Noch vor einem halben Jahr bekam er Krankengymnastik. Fink würde Schwellen auf der Fahrbahn besser finden. "Die wären berechenbarer", meint er. Die Lust am Fahrradfahren hat er nicht verloren. Fast täglich fährt er die Strecke. Fink will den Unfall nun bei der Stadt melden, denn im Rathaus war bisher nichts bekannt. Man habe nur positive Erfahrungen gemacht, die gewünschte Verkehrsberuhigung sei erreicht worden, sagte Stadtsprecherin Petra Polte.
Auch in Gaiberg und Spechbach wurden "Kölner Teller" installiert. "Bisher haben sich nur Autofahrer beschwert", berichtet Gaibergs Bürgermeister Klaus Gärtner. Bei manchen sei aber auch der Ehrgeiz geweckt worden, diese geschickt zu umkurven. Die Metallnoppen wurden vor etwa einem Jahr auf Wunsch der Anwohner an zwei Stellen der Heidelberger Straße in der Tempo-30-Zone angebracht, um Autos zu bremsen - was auch erreicht worden sei mit dem Nachteil, dass das Darüberfahren für Lärm sorgt. Schilder und andere Warnhinweise würden kaum Wirkung zeigen, sagt Gärtner aus Erfahrung. Die aufgeklebten Metallhubbel seien haftungsrechtlich kein Problem, wenn rechts und links ausreichend Platz für Radler gelassen werde. Anfangs hätten Autofahrer versucht, die "Kölner Teller" über den Gehweg zu umfahren, was aber inzwischen mit Pfosten und Blumenkübel verhindert worden sei.
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Genau diese zusätzlichen Hindernisse sieht Eberhard Gehring problematisch. "Hier könnten Radfahrer oder Motorradfahrer hängen bleiben", meint der Gaiberger. Auch parkende Autos würden das Umfahren unmöglich machen. Eberhard Gehring kritisiert zudem, dass kein Schild vor den "Tellern" hinter der Kurve auf der stark abschüssigen Straße warnt: "Ein Fahrrad- oder Motorradfahrer trifft unvorhergesehen auf die gefährlichen Stolperfallen."
Anders als in Gaiberg gilt in Spechbach Schrittgeschwindigkeit an den "Kölner Tellern" . Diese seien für den verkehrsberuhigten Bereich an der Grundschule "die bestmögliche Lösung", wie Guntram Zimmermann sagt. Der Bürgermeister weiß, wovon er spricht - schließlich stürzte er vor mehreren Jahren selbst einmal mit dem Rennrad schwer - an einem Bahnübergang. "Ich habe es selbst ausprobiert: Mit Schrittgeschwindigkeit kann man bei Trockenheit problemlos drüberfahren, bei Nässe sollte man die Teller umkurven." Schon wegen des geringeren Tempolimits sei die Situation nicht mit jener in Heidelberg vergleichbar. Zimmermann räumt aber ein, dass die Metallnoppen auch in Spechbach anfangs umstritten waren - ebenso wie das zuvor aufgestellte Warnschild mit der Aufschrift "Kinder, seid vorsichtig! Hier fahren eure Eltern".
Mit ein Grund für die "Kölner Teller" sei auch der tödliche Unfall des Schülers in der Heidelberger Theaterstraße gewesen, sagt Zimmermann. Seitdem gab es aber auch in Spechbach schon einen Unfall: Im vergangenen Winter stürzte ein Fußgänger auf den Metallnoppen und erlitt eine Platzwunde. Zimmermanns Fazit ist dennoch positiv: "Die Sicherheit der Kinder ist jetzt nach vielen Jahren und vielen Versuchen endlich erreicht."



