"Kölner Teller" kommen auch in Neckargemünd auf den Prüfstand
Nach einem tödlichen Unfall in Heidelberg will Neckargemünd die Metallnoppen genau anschauen - Stadtsprecherin: "Kein akuter Gefahrenherd"

Die einzigen "Kölner Teller" im Neckargemünder Stadtgebiet sind an der Bahnunterführung in der Banngartenstraße am Friedhof platziert. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Nach dem tödlichen Unfall eines 41-jährigen Fahrradfahrers in Heidelberg nimmt nun auch die Stadt Neckargemünd ihre "Kölner Teller" unter die Lupe. Bekanntlich war am Montag vergangener Woche gegen 8 Uhr in der Schlierbacher Wolfsbrunnensteige ein Fahrradfahrer an den Metallnoppen auf der Fahrbahn gestürzt und hatte so schwere Kopfverletzungen davongetragen, dass er wenige Tage später starb. Die Stadt Neckargemünd hat sogenannte "Kölner Teller" - diese heißen so, weil der Hersteller in der Domstadt sitzt - im Jahr 2013 an der Bahnunterführung in der Banngartenstraße am Friedhof installiert, um den dortigen Schulweg sicherer zu machen.
Wie die RNZ berichtet hatte, war es auch hier schon zu einem schweren Unfall gekommen. Matthias Kirsch, der zweimal pro Woche von seinem Wohnort Neidenstein im Kraichgau nach Heidelberg mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, stürzte an einem Julitag genau hier, als er die wegen der Sanierung gesperrte Bundesstraße umfahren wollte. Weil er sich auf die Ampel konzentrierte, bemerkte er die "Kölner Teller" kaum, wie Kirsch der RNZ berichtete. Er blieb an den Metallerhebungen hängen und stürzte über den Lenker. Das Ergebnis: Bruch und Prellungen von Schulter und Rippen sowie blutende Knie und Ellenbogen. Er kam ins Krankenhaus und war drei Wochen lang krankgeschrieben. Die Beeinträchtigungen in der Schulter sind bis heute geblieben, Kirsch geht noch immer zur Krankengymnastik.
Ein Einzelfall? Bei der Stadtverwaltung sei kein Unfall bekannt, nicht einmal jener von Matthias Kirsch, wie Stadtsprecherin Petra Polte gegenüber der RNZ sagte. "Hier ist nach unserem Kenntnisstand noch nichts passiert." Die "Kölner Teller" in der Banngartenstraße seien die einzigen im Stadtgebiet und seien im Jahr 2013 nach Forderungen von zahlreichen Bürgern zusammen mit Pollern zur Verkehrsberuhigung installiert worden.
"Wir müssen uns nun die Situation genau anschauen und überlegen, ob wir etwas tun müssen", sagte Polte. Die "Kölner Teller" in Neckargemünd seien jedoch nicht vergleichbar mit jenen in Heidelberg. An der Stelle könne wegen der engen Bahnunterführung und der folgenden Kreuzung mit der Bundesstraße auch mit dem Rad nicht schnell gefahren werden. "Die Gefahr ist aus unserer Sicht nicht so groß, weil anders als in Heidelberg das Tempo hier niedriger ist."
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Geprüft werde nun auf jeden Fall, ob der Platz von einem Meter rechts und links der "Kölner Teller" ausreichend für Radfahrer ist, um die Metallnoppen sicher umfahren zu können. "Eventuell werden wir einen Teller entfernen, um mehr Platz zu schaffen", sagte Polte. "Wir haben aber den Eindruck, dass die Radfahrer hier aufpassen und die Stelle sicher passieren." Dennoch müsse man bedenken, dass sich nicht jeder Radfahrer dort auskennt. Die Stelle sei aber nachts hell erleuchtet. "Wir sind sensibilisiert, sehen aber keinen akuten Gefahrenherd", so Polte.
Für die Installation der "Kölner Teller" war übrigens die Stadt verantwortlich, da es hier um eine Gemeindestraße geht und es sich um eine "bauliche Einrichtung" und keine Verkehrseinrichtung handelt. Sonst wäre das Landratsamt zuständig. "Grundsätzlich müssen Straßenbaulastträger im Rahmen ihrer Verkehrssicherungspflicht beachten, dass bei Aufbringung von Kölner Tellern auf die Fahrbahn ein ausreichend breiter Streifen für Radfahrer freigehalten wird", teilte Silke Hartmann, Sprecherin des Landratsamtes in Heidelberg mit. "Bauliche Einrichtungen auf der Fahrbahn sind grundsätzlich nicht unproblematisch und werden daher nur spärlich unter Abwägung der Vor- und Nachteile im Rahmen von Verkehrsschauen in Betracht gezogen", so Hartmann.
Die Erfahrungen in Neckargemünd seien sehr positiv, wie Stadtsprecherin Polte sagte. Die Autofahrer würden nun viel langsamer fahren. Die "Kölner Teller" seien der "kleinstmögliche Eingriff" in den Straßenverkehr gewesen.



