Verwaltung hat "Teller"-Problem auf Agenda
Nach tödlichem Unfall in Schlierbach: Temposchwellen in Fulminastraße in Diskussion - Zunächst soll zweite Furt geschaffen werden

Noch sieht die Situation bei der "Neukauf"-Einfahrt so aus: Um nicht über die "Kölner Teller" fahren zu müssen, können Zweiräder nur nach links ausweichen, weil dort die einzige Furt besteht. Das bringt sie allerdings in den Gegenverkehr. Mittlerweile hat die Verwaltung reagiert, einige Teller sollen rechts entfernt werden, um auch dort einen Durchgang zu schaffen. Foto: Kraus-Vierling
Von Stephan Kraus-Vierling
Edingen-Neckarhausen. Seit dem tödlichen Sturz eines 41 Jahre alten Radfahrers Ende Oktober 2017 in Heidelberg-Schlierbach sind die sogenannten "Kölner Teller" in der öffentlichen Debatte. Nicht nur Rad-Experten sehen diese gewölbten Metall-Rundlinge, im Raster quer über die Fahrbahn verlegt, als sehr gefährlich für Zweiräder an. Auch in Edingen-Neckarhausen gibt es die umstrittenen Kölner Teller, die zum Langsamfahren zwingen sollen, an zwei Stellen in der Fulminastraße.
Doch handelt es sich dort um eine verkehrsberuhigte Zone mit Schritttempo und ohne Gefälle wie in Heidelberg, allerdings mit Fahrrad-Furt nur auf einer Seite. Zudem liegt eines der Raster direkt vor der 30er-Zone und der Einfahrt zum "Neukauf"-Parkplatz.
Nur eine Woche vor dem tödlichen Unfall in der Schlierbacher Wolfsbrunnensteige, einer Einbahnstraße bergab mit Höchsttempo 20, hatte ein Leser in der RNZ eindringlich vor der Gefahr der "Kölner Teller" gerade bei Dunkelheit und Nässe gewarnt. Im November passierte es genau dort dann erneut: Diesmal war es ein 74-jähriger Radfahrer, der stürzte und sich Prellungen und eine Platzwunde am Kopf zuzog.
Die Heidelberg Verwaltung ließ die Stelle daraufhin von einem Experten des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) begutachten. Er riet zu einer weniger gefährlichen Tempodrosselung. Daraufhin beschloss die Stadt, die "Kölner Teller" in Schlierbach wieder zu entfernen.
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Die Presse berichtete nach dem tragischen Todesfall von weiteren, teils schweren "Teller"-Unfällen: In Neckargemünd erlitt ein Radler "Fraktur und Prellungen von Schulter und Rippen"; in Weimar brach sich ein Radler den Unterkiefer; bei Bingen schwebte ein Gestürzter gar in Lebensgefahr. Es waren aber die Heidelberger Unfälle, die das Thema auch in anderen Kommunen der Region zur Sprache brachten. Neckargemünd will demnach an den Tellern festhalten, ebenso wie Spechbach. In Gaiberg hat eine Ratsfraktion das Entfernen beantragt; die Entscheidung steht noch aus.
Die Kölner Teller in der Fulminastraße in Edingen gibt es seit rund zehn Jahren. Anfangs hatten sie gar keine Furt, alle Verkehrsteilnehmer, auch Eltern mit Kinderwagen, Senioren mit Rollatoren oder Rollstuhlfahrer mussten über die Hubbel drüber. Auf Kritik hin wurden dann Teller entfernt, aber nur auf einer Straßenseite.
Dadurch jedoch zieht man dort die Radler und andere Zweiradfahrer mal eben auf die linke Fahrbahnseite und somit in den Gegenverkehr. Das kann dann gefährlich werden, wenn genau in dem Moment ein Auto entgegenkommt.
Eine beidseitige Furt, jeweils circa einen Meter breit, gehört zu den Sicherheitsempfehlungen, die Herstellerfirmen für ihre "Kölner Teller" geben. Zudem solle diese Radspur mit weißen Linien nebst blau-weißem "Radler"-Piktogramm hervorgehoben werden.
Auch im Edinger Rathaus hat die Gemeindeverwaltung nach den Heidelberger Unfällen das Teller-Problem auf der Agenda. Aber, sagte Frank Kucs, Leiter des Ordnungsamts, man dürfe nichts pauschalisieren, sondern müsse genau die jeweilige Situation betrachten. Auch die Einschätzung bei Bürgern sei ganz verschieden.
So habe es vorigen Sommer beim Verkehrsforum der Gemeinde sowie danach gar Anregungen gegeben, diese Brems-Methode auch in anderen verkehrsberuhigten Bereichen einzusetzen. Nach den Unfällen in Schlierbach sei nun aber die gegenteilige Forderung gekommen. Eine gute Gelegenheit, das "Teller"-Thema für die Fulminastraße konstruktiv mit den Bürgern zu behandeln, gebe die Auftaktveranstaltung für die "Zukunftswerkstatt" am Donnerstag, 18. Januar, sagte Kucs. Auch die Anwohner wolle man noch nach ihren Erfahrungen fragen. Und vor Ort müsse man mit Experten schauen, was verändert werden soll, so der Ordnungsamtsleiter.
In erster Reaktion und in Rücksprache mit Bau- und Umweltamtsleiter Horst Göhrig aber hat Kucs bereits den Bauhof angewiesen, auch auf der anderen Seite der "Kölner Teller" in Edingen einen Ein-Meter-Durchgang zu schaffen.
Die von Herstellern empfohlene Radwegkennzeichnung jedoch komme für die verkehrsberuhigte Zone nicht in Frage. Die Furten seien dort schließlich auch für die Fußgänger oder Rollstuhlfahrer.



