Mammut-Backenzahn bei Brunnenbohrung entdeckt
Bei einer Brunnenbohrung kam der über 200.000 Jahre alte Zahn ans Tageslicht - Naturkundemuseum: "Ein besonderer Fund" - Noch ist unklar, was mit dem Zahn passiert

Von Annette Steininger
Hirschberg-Leutershausen. Eigentlich ging es Ende vergangener Woche auf einem Feld zwischen Leutershausen und Großsachsen nur darum, einen Brunnen zu schaffen. Doch bei der Bohrung förderte die Spirale plötzlich nicht nur Geröll und Erde aus neun Metern Tiefe zutage, sondern auch den Backenzahn eines Mammuts.
Christian Svenson vom Wasserrechtsamt der Kreisbehörde, der die Bohrung begleitete, erkannte, dass es sich wohl nicht nur um Erde handelte. Denn Svenson ist nicht nur Mitarbeiter des Landratsamtes des Rhein-Neckar-Kreises, sondern auch Geologe und Paläontologe, also ein Experte für Lebewesen und Lebewelten der geologischen Vergangenheit. "Es ist ein besonderer Moment, wenn im übrigen Bohrgut ein so beeindruckendes Fossil sichtbar wird. Da gerät das ungemütliche Wetter im nasskalten Umfeld der Baustelle in Vergessenheit", wird Svenson in einer Pressemitteilung des Rhein-Neckar-Kreises zitiert.
Den Fund-Standort wollte die Behörde nicht nennen. Es handele sich um ein Privatgrundstück, erläuterte Sprecherin Silke Hartmann. Nach RNZ-Informationen befindet sich das Areal südlich des Hirschberger Autobahnzubringers zwischen den Ortsteilen Großsachsen und Leutershausen. Dort fand der Fotograf auch noch entsprechende Gerätschaften vor. Wohl aber informiert der Rhein-Neckar-Kreis zu den Daten rund um den prähistorischen Fund. So sei der Zahn vermutlich älter als 200.000 Jahre. Er ist 27 Zentimeter lang und wiegt 4,7 Kilogramm.
Experten des Naturkundemuseums Karlsruhe haben eine Bestimmung der genauen Spezies vorgenommen und sind zum Ergebnis gekommen, dass es sich um ein Steppenmammut handelt.
"Das ist schon etwas Besonderes, denn ein Steppenmammut kam im Oberrheingraben nicht so häufig vor", erklärt der Leiter der geowissenschaftlichen Abteilung des Naturkundemuseums, Professor Eberhard "Dino" Frey. Das Wollhaarmammut sei hier am häufigsten gewesen. Zudem handelt es sich um einen richtig "alten" Fund. Das Wollhaarmammut, das sich in Nordasien aus dem Steppenmammut entwickelte, trat vor gut 250.000 Jahren in Europa in Erscheinung. Es löste seinen Vorläufer nach einer kurzen Übergangszeit vollständig ab. Die Steppenmammute konnten wohl bis zu zehn Tonnen schwer werden.
Typisch für ein Mammut ist laut Frey das Lamellen-Muster am Zahn, das Steppenmammut konnte der Abteilungsleiter aber anhand der Schmelzinseln ausmachen.
"Ein schöner Fund", meint jedenfalls Frey. Was mit ihm passiert, ist noch unklar. "Die Eigentumsverhältnisse müssen noch geklärt werden", erläutert Hartmann. Aktuell kümmere sich Christian Svenson als Experte um die fachgerechte Konservierung.
Update: 21 Uhr, Montag, 4. Februar 2019