Borkenkäfer bringt Odenwälder Fichten in Not
Forstbezirk informierte Waldbesitzer über die Bedrohung - Wöchentliche Kontrollen im Forst sind nötig

Käfer, Larve, Puppe (v.l.): die Entwicklungsstadien eines Borkenkäfers. Repro: kaz
Von Karin Katzenberger-Ruf
Heiligkreuzsteinach. Die Fraßgänge, die Larven von Borkenkäfern im Innern einer Fichtenrinde hinterlassen, sind beeindruckend. Sie sehen fast aus wie ein Kunstwerk. Deshalb heißen die Schädlinge auch "Buchdrucker". Zustand kommen diese Gänge, indem die Weibchen ihre Eier wie in einer Kette senkrecht im Stamm ablegen. Sobald sie geschlüpft sind, fressen sich die Larven waagrecht durch die Leitbahnen des Stammes. "Buchdrucker" können gesunde Fichten innerhalb weniger Wochen so sehr schädigen, dass sie absterben und gefällt werden müssen.
Der Jahrhundertsommer 2018 hat vor allem wegen der anhaltenden Trockenheit die Borkenkäfer-Population explodieren lassen. Deshalb lud der Forstbezirk Odenwald unter Leitung von Manfred Robens private Waldbesitzer und sonstige Interessierte am Samstagvormittag zu einer Informationsveranstaltung ein. Treffpunkt war der Wanderparkplatz "Eichköpfel" zwischen Heiligkreuzsteinach und Heddesbach. Von dort ging’s in Fahrgemeinschaften bis zum "Hackwald" und dann wiederum zu Fuß über Stock und Stein.

Muster wie diese hinterlassen die Larven von Borkenkäfern am Stamm - daher heißen sie auch "Buchdrucker". Foto: Katzenberger-Ruf
"Kontrollieren Sie Ihren Wald ab jetzt und wenn möglich jede Woche", so der eindringliche Appell von Manfred Robens. Seiner Schilderung nach ist der Borkenkäfer wegen seiner "Massenvermehrung" und seiner Vorliebe für alte und damit über 50-jährige Fichtenbestände so gefährlich. Nach dem heißen Sommer 2003 war der Borkenkäferbefall für etwa vier Jahre ein Problem, dann herrschte vorübergehend Ruhe. Doch nun hatte der Baumschädling erneut beste Fortpflanzungsbedingungen - weil Insekten nun mal die Wärme lieben. "Es geht vorbei, aber es dauert", weiß Förster Robens.
Doch der Forstmann fürchtet, dass die Borkenkäfer 2019 flächendeckend großen Schaden anrichten könnten. Deshalb wünscht er sich eigentlich ein verregnetes Frühjahr. Weil er das Wetter aber nicht beeinflussen kann, legt er den privaten Waldbesitzern ans Herz, als Teil der "Solidargemeinschaft" den gesetzlich verankerten Verpflichtungen nachzukommen und besagte Kontrollgänge durchzuführen - und zwar "ab jetzt". Mit Bußgeldern wegen Ordnungswidrigkeiten will er eigentlich nicht drohen, tut es aber vorsichtshalber doch.
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Wie gefährlich Borkenkäfer sind, erfuhren nun die Teilnehmer einer Tour durch den Hackwald. Foto: Katzenberger-Ruf
Die Käfer-Statistik spricht indessen für sich. Demnach kann die ausschwärmende Borkenkäfer-Population einer Fichte bis zu 20 weitere Fichten zu Fall bringen - wobei sich der "Faktor 20" bis in die Tausender-Reihe fortsetzen ließe. Wenigstens die Hälfte der Schädlinge "abzufangen", würde die Lage schon deutlich entspannen. Dies geht im Grunde nur durch Baumfällungen. Dies vor dem Hintergrund, dass der Preis für einen Festmeter Fichtenholz derzeit wegen eines Überangebots in ganz Mitteleuropa bei nur etwa 40 Euro liegt. Überall herrschte Trockenheit, gab es Sturmschäden. Dazu kommt, dass im gut 10.000 Hektar großen Forstbezirk Odenwald der Anteil der Nadelbäume bei gut 50 Prozent liegt.
Als stellvertretende Forstbezirksleiterin kennt auch Ulrike Riedl die Vorteile von Fichten: Diese sind demnach gerade und hoch gewachsen und liefern beispielsweise für Zimmerleute das ideale Holz, um Dachstühle zu bauen. Offenbar sind selbst bei Sägewerken Fichten gern gesehen, weil bei anderen Baumarten die Messer eher stumpf werden. Nur verträgt die "nordische Art" Hitze nicht besonders gut, weil dadurch die Produktion von Harz zur Schädlingsbekämpfung eingeschränkt wird.
Nun sind die privaten Waldbesitzer auch aufgefordert, auf ihrem Terrain durch Sturm heruntergefallen Äste zu entfernen. Denn auch diese können zur "Brutstätte" für den Borkenkäfer werden.