Zeitbombe im Fichtenholz

Überwinternde Borkenkäfer werden zur Gefahr für den Wald

Forstamt appelliert an Waldbesitzer – Warum ist die Gefahr derzeit besonders hoch ist

05.02.2019 UPDATE: 06.02.2019 08:45 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Befallene Bäume sollten so schnell, wie möglich, aus dem Wald entfernt werden. Wenn die Rinde aber fast komplett abgefallen ist, dann ist der Borkenkäfer ausgeflogen. Foto: John/FVA

Rhein-Neckar. (sha) Das vergangene, viel zu trockene und warme Jahr hat auch im Rhein-Neckar-Kreis für erhebliche Käferholzmengen gesorgt. Bis in den Herbst hinein hatten die Borkenkäfer optimale Bedingungen, um sich zu vermehren und große Populationen aufzubauen. Das bedeutet, dass sich nun eine noch nie da gewesene Käferzahl im Boden und in befallenen Bäumen befindet. Diese "Überwinterer" können in diesem Jahr zu einer massiven Gefahr für die Fichtenwälder werden, warnt das Kreisforstamt in einer Mitteilung.

Warum ist die Gefahr aktuell besonders hoch? In normalen Jahren legen Buchdrucker (Großer achtzähniger Fichtenborkenkäfer) ab Mitte August keine neuen Bruten mehr an. Aufgrund der hohen Temperaturen im August und September 2018 legten die Käfer Eier jedoch bis weit in den September hinein. Da auch im weiteren Verlauf bis fast Mitte November hohe Temperaturen herrschten, ging die Entwicklung der Larven und Puppen weiter bis zum hellbraunen Jungkäfer. Deshalb ist davon auszugehen, dass ein ungewöhnlich hoher Anteil der Nachkommen als fertig ausgebildete Käfer überwintert. Käfer können im Gegensatz zu Larven und Puppen auch starken Frost überleben. Somit ist für 2019 und die Folgejahre mit einer ausgesprochenen Borkenkäferplage zu rechnen.

Was ist zu tun? Waldbesitzer müssen jetzt im Winter alle sich bietenden Maßnahmen ergreifen, um die Käferpopulationen zu verringern. "Deshalb ist es gerade jetzt besonders wichtig, die eigenen Fichtenwälder wöchentlich zu kontrollieren und befallene Bäume schnellstmöglich aus dem Wald zu schaffen", appelliert Forstbezirksleiter Manfred Robens. "Bäume mit fast vollständig abgefallener Rinde können stehen bleiben, hier ist der Käfer schon ausgeflogen", weiß der Experte. Das Fällen dieser Bäume trage nichts mehr zur Käferbekämpfung bei. Aber solange ein Großteil der Rinde noch am Stamm anhafte und die Krone benadelt sei, müsse kontrolliert werden, ob Borkenkäfer vorhanden sind. Bei Befall müsse der Baum gefällt und abtransportiert werden.

Wo anfangen? Die Wahrscheinlichkeit für Stehendbefall ist in der Nähe von nicht aufgearbeitetem Sturmholz oder alten Käfernestern am höchsten. Die Kontrollen sind aber unbedingt auch auf die umgebenden Waldflächen auszuweiten. Schon länger befallene Fichten sind anhand roter oder vollständig entnadelter Krone gut aus der Ferne sichtbar. Schwerer zu finden sind die eher unscheinbaren "Überwinterungsbäume". Diese Fichten haben meist noch eine grüne, eventuell etwas schüttere Krone, die aus der Ferne nicht auffällig ist. Nur selten sind Harztropfen zu sehen, Bohrmehl tritt gar nicht auf. Auf dem Waldboden sieht man jedoch häufig einen grünen Teppich abgeworfener Nadeln. Typischerweise sind mit dem Fernglas erste Spechtabschläge zu erkennen. Diese käferbefallenen Stämme sind unbedingt aus dem Wald zu holen, appelliert das Kreisforstamt. Dazu gehören auch Fichten mit roter Krone und noch anhaftender Rinde. Resthölzer können gegebenenfalls durch Hacken "unschädlich" gemacht werden. "Dies alles muss möglichst schnell passieren, denn mit zunehmender Dauer nach dem Befall löst sich die Rinde vom Holz ab", Robens. Und fällt die Rinde ab, bleiben auch die Käfer im Wald.

Lohnt sich die Aufarbeitung überhaupt noch? "Trotz des massiven Preisrückgangs für Fichtenstammholz bleibt für die Waldbesitzer immer noch ein Gewinn übrig", erklärt Thomas Falk, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft "Kleiner Odenwald". Allerdings sollten dafür mindestens fünf Festmeter anfallen. Kleinere Mengen wandern am besten gleich ins Brennholz. Wichtigstes Gebot ist, mit Käfern befallenes Material unschädlich zu machen. Denn sicherlich wolle niemand das Risiko eingehen, für den Borkenkäferbefall des Nachbarwaldes verantwortlich zu sein.

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