Der Allmende-Waldgarten wächst
Der Verein sieht die Kommune auf dem Weg zur "ökologischen Vorzeigegemeinde".

Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Eine Fläche gemeinschaftlich bewirtschaften und zusammen von der Ernte profitieren: Ein wenig verkürzt ist das der Gedanke vom "Allmende-Waldgarten" in Edingen-Neckarhausen. Inzwischen hat sich auf dem Grundstück im Erlenweg einiges getan.
Die Idee hinter dem Projekt hatten Rolf Stahl, Gemeinderat der Offenen Grünen Liste und Imker Dietz Wacker lange thematisiert. In Helga Frohoff, engagiert unter anderem in der "Solidarischen Landwirtschaft" (SolaWi) mit Depot in Edingen, haben die beiden eine engagierte Mitstreiterin gefunden. Auch durch die Zukunftswerkstatt und die Formulierung eines Leitbilds für die Gemeinde, nahm der Gedanke, ein solches Pilotprojekt am Ort zu initiieren, Gestalt an. Seit der Vereinsgründung im vergangenen Dezember ist die Zahl der Mitglieder von neun auf inzwischen 25 angewachsen. Im Januar begannen die Arbeiten auf dem Privatgrundstück.
"Projekt für unsere Enkel"
Die 100 Meter lange und 22 Meter breite Wiesenfläche hat sich inzwischen stark verändert. Dahinter stecken viel Fleißarbeit und Enthusiasmus. "Es war schon recht schwierig, unter Corona-Bedingungen an drei, vier Samstagen die Pflanzaktion zu stemmen", schildert Dietz Wacker beim Vor-Ort-Termin mit Helga Frohoff, Rolf Stahl und Alois Danzer. Aber alles, was in die Erde sollte, ist jetzt auch gesetzt. "Wir haben nun eine Konsolidierungsphase", sagt Frohoff.
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Das heißt, die Aktiven können sich nun etwas zurücklehnen und neue Pläne langsamer angehen. Die gibt es durchaus: Auf dem Boden markieren Holzpfosten, wo neue Wege angelegt werden sollen. Kleine Tümpel sollen entstehen und die pro forma liegende Wasserleitung funktionstüchtig gemacht werden. Zurzeit helfen die benachbarten Freizeitfarmer mit Wasser aus.
"Dieses Projekt hier ist eigentlich für unsere Enkel und die nächsten Generationen von Edingen-Neckarhäusern", sagt Rolf Stahl mit Blick übers Gelände. Sobald es wieder möglich ist, könnten Schulklassen, Kindergärten und interessierte Erwachsene übers Gelände geführt werden. "Wir werden ein Konzept entwickeln, das ist unser Wunsch", bekräftigt Wacker. "Wir möchten die Nutzung von Wildkräutern populärer machen, und wenn die Obsternte ansteht, davon auch an Kindergärten spenden.
Der Allmende-Gedanke in diesem Konstrukt ist wichtig", betont Frohoff. Beim Gang übers Gelände bleibt das Auge immer wieder an kleinen und größeren Inseln hängen. Liebevoll haben Frohoffs und Stahls Enkel ein "Kinderbeet" angelegt, mit Sonnenblumen in der Mitte, mit Kresse, Erbsen, Bohnen und Spinat drumherum. Ein Abschnitt ist als Modell- und Schaugarten unterverpachtet an Johannes Rau, der hier zeigen will, wie man mit Permakultur nachhaltig eine Fläche bewirtschaftet. Diesem Grundsatz folgen auch die anderen Bereiche des Grundstücks: Sie berücksichtigen in ihrer Anordnung und ihrem Aufbau dem Verlauf von Sonne, Schatten und Wind – die Bepflanzung von Kräutern, Beeren, Gemüsen, niederen und höheren Bäumen unterstützt sich gegenseitig. "Waldgarten" meint im Fall des Projekts aber nicht, dass hier ein Wald entsteht, sondern er bezieht sich auf die Vielfalt an Waldrändern.
Allmende ist übrigens ein Begriff aus dem Mittelhochdeutschen, der im Hochmittelalter entstand. Er geht zurück auf die Wörter "almeinde" und "almeine", was bedeutet, dass es innerhalb der Grenzen eines Dorfes gemeinsam genutzte Flächen und Ressourcen gab. Die Vereinsaktiven sind froh über ihre Förderer, die teils Geld-, teils Sachspenden für das Allmende-Projekt zukommen ließen, wie der Obsthof Scherer in Mannheim-Rheinau Ableger von Beerensträuchern. "Ein paar Ecken sind noch leer, die werden wir langsam füllen. Aber das Wichtigste ist eingebracht", sagt Frohoff. Und ergänzt: "Edingen-Neckarhausen entwickelt sich zur ökologischen Vorzeigegemeinde." Da ist was dran. Mit den Freizeitfarmern jetzt neu an zwei Standorten, dem Nabu-Garten und den Mikrofarmern ist die Kommune in diesem Bereich beispielhaft aufgestellt.
Info: Mehr über den Verein und das Projekt gibt es im Internet unter: www.allmende-waldgarten.de