Corona-Helden

Eppelheimer begleitet Menschen in den Tod

Manuel Kahl nimmt als Palliativfachkraft viele Einschränkungen in Kauf, um Patienten nicht zu gefährden

20.04.2020 UPDATE: 21.04.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Die RNZ traf sich mit Manuel Kahl vor dem Eppelheimer Wasserturm. Foto: Geschwill

Eppelheim. (sg) Sein Beruf hat es in sich – nicht nur in Zeiten von Corona! Denn Manuel Kahl ist Palliativfachkraft und arbeitet seit zwei Jahren bei der häuslichen Palliativversorgung "Aki" in Heidelberg. Der Tod gehört damit für den 29-Jährigen zu seinem Arbeitsleben. Der Eppelheimer, der seit 2007 in der Pflege tätig ist, kümmert sich um Schmerzpatienten und Menschen mit verkürzter Lebenserwartung. Er begleitet sie in ihrer letzten Lebensphase. Im Schnitt besucht er im Umkreis von 30 Kilometern etwa fünf Patienten am Tag und gibt ihnen die Lebensqualität, die sie sich auf ihrem letzten Weg wünschen. Auch kümmert er sich umfassend um die Angehörigen.

"Meine Patienten sind immer Risiko-Patienten. Für sie wäre schon eine übliche Grippe schlecht", weiß er. Daher achtet Manuel Kahl penibel darauf, sich möglichst nirgends mit dem Coronavirus anzustecken und verzichtet in diesen Zeiten auf Vieles, um seine Patienten nicht zu gefährden. Er nimmt sich zu Herzen, was eine seiner hochbetagten Patientinnen kürzlich zu ihm sagte: "Junger Mann, wir hatten damals unseren Krieg. Das ist jetzt Ihr Krieg, den Sie gegen einen unsichtbaren Feind zu führen haben."

Beruflich hat sich, seit das Coronavirus Deutschland erreicht hat, vieles für Manuel Kahl geändert. "Das Krisenmanagement ist bei uns sehr gut", lobt er seinen Arbeitgeber. "Wir erhalten jeden Tag per E-Mail einen Lagebericht und werden über den Stand der Corona-Maßnahmen informiert." Für den Fall, dass nun bald auch Corona-Infizierte zu seinen Patienten gehören, steht ihm ein Vollschutzanzug samt Visier und Schutzmaske zur Verfügung.

Seinen geplanten Urlaub hat er vorgezogen und Ende März genommen. Der Grund ist ein trauriger: "Damit alle Palliativpflegekräfte da sind, wenn sie gebraucht werden", erklärt er. "In den Kliniken wird der Höchststand an Corona-Infizierten Ende April erwartet." Wenn die Krankenhäuser dann ausgelastet sein sollten und Menschen in ihrem gewohnten Lebensumfeld sterben möchten, "dann sind wir da, um sie zu Hause zu pflegen."

Manuel Kahl ist im Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund aufgewachsen. Als Jugendlicher hat er in der evangelischen Stephanus-Gemeinde Theatererfahrung gesammelt und gehörte dem ersten Jugendgemeinderat Heidelbergs an. Er liebt Fußball und ist seit zehn Jahren als Schiedsrichter auf den Sportplätzen in der Region unterwegs. Seit einigen Jahren lebt er zusammen mit seiner Freundin in Eppelheim. Hier ist er Mitglied des Theaterensembles Wildfang und seit vergangenem Jahr dessen Vorsitzender. Schauspielproben fallen derzeit aber genauso flach wie der Fußballsport. "Kontaktverbote und Einschränkungen werden uns noch eine ganze Weile verfolgen", vermutet Kahl.

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Der engagierte Eppelheimer ist ein ausgeprägter Familienmensch, in normalen Zeiten wird immer donnerstags im Kreise der Familie gekocht. Doch um seine Patienten nicht zu gefährden, fällt das gemeinsame Kochen aus. Und er selbst verzichtete auf einen Besuch bei seiner Mutter und seiner Oma, die beide im März ihren Geburtstag feierten. Gratuliert wurde per Videochat. "Meine Familie zeigt großes Verständnis für meine reduzierte Anwesenheit. Meine Mama ist sogar stolz, dass ihr Sohn so einen wichtigen Job macht", berichtet er.

Info: Weitere Folgen der RNZ-Serie "Corona-Helden" gibt es im hier

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