Stadt- und Landkreis Heilbronn

Raser, Schläger und ein Beinahe-Amok-Fahrer

Das vergangene Wochenende war für Polizei und Rettungskräfte ungewöhnlich ereignis- und arbeitsreich

30.09.2024 UPDATE: 30.09.2024 18:45 Uhr 3 Minuten, 33 Sekunden
Lebensgefährlich verletzt wurde der Fahrer dieses Kastenwagens, der am Sonntag bei Lauffen gegen einen Baum gefahren war und dabei aus dem Fahrzeug geschleudert wurde. Dieses brannte anschließend aus. Foto: 7aktuell.de

Unterland Heilbronn. (zy) Lag was in der Luft? Ticken die Menschen zu Herbstbeginn anders? Sind sie reizbarer? Man weiß es nicht. Sicher aber ist, dass das zurückliegende Wochenende die Polizei im Unterland und ganz besonders die Beamten des Reviers Heilbronn ungewöhnlich stark gefordert hat.

Es sei "schon ziemlich viel los gewesen", insbesondere habe es ungewöhnlich viele bedeutende Vorfälle gegeben, räumte ein Polizeisprecher auf Nachfrage ein – nicht nur im Stadt- und Landkreis Heilbronn, sondern auch im Neckar-Odenwald-Kreis. Hinzu kommt, dass auch an der Polizei die zunehmende Zahl an erkältungsbedingten Personalausfällen nicht vorbeigeht.

Raser, Schläger, eine Brandstiftung, Einbrüche, ein von einem Polizeihund gebissener Einbrecher und ein beinahe Amok fahrender Autofahrer – der Einsatzbericht liest sich wie ein Parforceritt durchs Strafgesetzbuch für Erstsemester-Jura-Studenten. Er kann hier nur in einer gestrafften Auswahl wiedergegeben werden.


Zunächst wurden bei Geschwindigkeitskontrollen am Sonntag bei Löwenstein und Schwaigern 27 rasende Zweiradfahrer erwischt. Den traurigen Rekord stellte ein Motorradfahrer auf, der bei erlaubten 70 Kilometern pro Stunde auf der Kreisstraße 2160 bei Niederhofen mit 218 Sachen gemessen wurde.


Bereits am Freitagmorgen hatte jemand in Heilbronn auf dem Parkplatz einer Kirche in der Goethestraße offenbar einen Opel in Brand gesteckt, jedenfalls ergaben sich bei den Ermittlungen nach dem Löschen Hinweise auf eine mögliche Brandstiftung. Der Schaden wird auf 8000 Euro geschätzt.


Ausrücken musste die Polizei am Freitagabend auch in Neckarsulm: zu einem Unfall mit drei Verletzten, dessen Hergang noch nicht geklärt ist. Gegen 23.10 Uhr soll ein 20-Jähriger mit seinem BMW auf der Kreisstraße 2000 in Richtung Bad Friedrichshall auf Audi-Betriebsgeländes mit überhöhter Geschwindigkeit eine Zeugin überholt haben. Im weiteren Verlauf soll ein 61-Jähriger mit seinem Jeep am Einmündungsbereich zu Tor 6 nach links auf die Kreisstraße 2000 in Richtung Bad Friedrichshall eingebogen sein. Dort kollidierten die Fahrzeuge. Beide Fahrer und ein Beifahrer wurden verletzt, der BMW-Fahrer schwer. Bei dem 61-Jährigen wurden 0,5 Promille Alkohol nachgewiesen, sein Unfallgegner stand möglicherweise unter Drogen. Beide mussten Blutproben abgeben. Ihre Fahrzeuge wurden sichergestellt, und zur Klärung der genauen Unfallursache wurde ein Gutachter hinzugezogen.


Deutlich mehr Alkohol intus, nämlich 2,4 Promille, hatte ein 61-Jähriger, der am Samstagabend bei Bad Friedrichshall-Jagstfeld mit seinem Auto an einer roten Ampel in ein dort stehendes Auto eines 29-Jährigen gekracht war. Sein Führerschein wurde einbehalten.


Von einem Diensthund gebissen wurde ein 27-Jähriger, der am Samstag gegen 0.30 Uhr über ein Baugerüst in ein Firmengebäude in der Rötelstraße eingestiegen war. Weil er dabei Alarm auslöste, begab sich ein Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens zum Firmengebäude und schloss den Mann ein. Die Polizei durchsucht die Firma dann mit Hunden und fand den Mann in einem Büro. Als er sich auf die Polizisten zubewegte, wurde er von einem Diensthund in den Arm gebissen und anschließend von dessen Hundeführer festgenommen.


Eingebrochen wurde am Samstag auch in ein Bürogebäude in der Bismarckstraße, wobei der Einbrecher auf den Bewohner im angrenzenden Wohnhaus traf und flüchtete. Entwendet wurde nach bisherigem Kenntnisstand nichts.


Anders war das bei einem Einbruch in ein Firmenfahrzeug, das in der Max-Planck-Straße in Sontheim geparkt war. Nachdem der Dieb die Heckscheibe zertrümmert hatte, stahl er Werkzeuge im Wert von mehreren tausend Euro.


Beute in noch unbekanntem Wert machten auch die Einbrecher, die am Freitag in ein Wohnhaus in der Straße Im Wannental eindrangen. Bargeld und Schmuck fehlten anschließend.


Auch die Fäuste saßen am Wochenende locker: Am Samstag hatten zwei Unbekannte auf der Allee in Heilbronn auf einen Mann eingeschlagen. Als ein Zeuge versuchte, die Tat zu filmen, sollen sie ihm sein Smartphone entrissen haben und in Richtung Alter Friedhof geflüchtet sein.


Die Polizei sucht dazu und auch zu einem weiteren brenzligen Vorfall Zeugen. Bei diesem soll ein 36-Jähriger am Samstagmorgen nach einer Körperverletzung mit seinem Kleinwagen auf eine Personengruppe zugefahren sein. Zuvor hatte der Mann gegen 3.20 Uhr einem 27-Jährigen vor einer Diskothek in der Hafenstraße ins Gesicht geschlagen. Anschließend soll der Schläger in einem VW Up auf eine auf dem Fußweg laufende Personengruppe zugefahren und erst im letzten Moment ausgewichen sein. Danach setzte der Mann seine Fahrt fort und bog an der Kreuzung Karlsruher Straße/Theresienstraße nach rechts auf die Otto-Konz-Brücke ab. Einige Zeit später konnte er von der Polizei kontrolliert werden.


In ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht wurde ein 53-Jähriger, der am Sonntag einen Smart und einen Holzstapel in Brand gesetzt haben soll. Der brennende Holzstapel wurde gegen 3 Uhr in der Heilbronner Straße in Eberstadt gemeldet. Dort hatte der Tatverdächtige außerdem die Fassade des Hauses mit einem Schriftzug beschmiert. Gegen Mittag schlug vermutlich derselbe Mann die Heckscheibe eines auf dem Parkplatz eines Sportheims in Dimbach geparkten Smart ein und setzte das Auto in Brand. Anschließend flüchtete er mit einem E-Scooter. Bei der Fahndung nach ihm wurde auch ein Hubschrauber eingesetzt. Polizisten konnten den 53-Jährigen schließlich entdecken und festnehmen.


Bislang unbekannte Täter haben am Freitag am Haupteingang des Heilbronner Hauptbahnhofes einen 19-jährigen Mann attackiert. Der junge Mann wurde verletzt auf dem Boden liegend gefunden. Die Unbekannten sollen ihn kurz zuvor aus bislang nicht bekannten Gründen niedergeschlagen haben und anschließend geflüchtet sein.


Lebensgefährlich verletzt wurde schließlich der Fahrer eines Pritschenwagens, der am Sonntag bei Lauffen am Neckar gegen einen Baum gefahren war und dabei auf die Straße geschleudert wurde. Kurz darauf brannte das Fahrzeug im Wert von etwa 60.000 Euro aus. Der Mann war auf der Bundesstraße 27 in Richtung der Staustufe am Neckar unterwegs gewesen, als er im Bereich der dortigen S-Kurve offenbar wegen nicht angepasster Geschwindigkeit mit seinem Gefährt von der Fahrbahn abkam und gegen einen Baum krachte. Die B27 musste für die Bergungsarbeiten und die Unfallaufnahme bis kurz vor 20 Uhr in beide Fahrtrichtungen gesperrt werden.