"Baugebiete schwächen Innenentwicklung"
Bürgerinitiative reicht Einwände gegen geplantes Baugebiet in Walldürner Naherholungsziel ein - 1212 Unterschriften gesammelt

Walldürn. (jam) Die "Bürgerinitiative Walldürn – Für Mensch und Natur" hat beim Gemeindeverwaltungsverband Hardheim-Walldürn eine 50-seitige Stellungnahme abgegeben, in der sie die Pläne der Stadt Walldürn, ein Neubaugebiet im Naherholungsziel "Vorderer Wasen" auszuweisen, scharf angreift. Die Mitglieder der BI haben sich jedoch nicht nur inhaltlich mit dem Entwurf des Flächennutzungsplans 2030 auseinandergesetzt, sondern darüber hinaus an Informationsständen überall in Walldürn Unterschriften gesammelt von Bürgern, die eine Umwandlung des regionalen Grünzugs im Nordwesten Walldürns in Wohnbebauung ebenfalls ablehnen. "Unser Dank gilt 1212 Bürgerinnen und Bürger des Gemeindeverwaltungsverbands, die sich mit ihrer Unterschrift für den Erhalt des Natur- und Naherholungsraums ,Vorderer Wasen‘ ausgesprochen haben", erklärt Martin Kuhnt, der Sprecher der BI.
Berthold Mairon, ebenfalls von der BI, freut es ganz besonders, dass manche Bürger eigens zu einem der Informationsstände gefahren waren, um zu unterschreiben. Die Resonanz an den Ständen sei hervorragend gewesen, ergänzen Markus und Heike Kreis: "Die Leute erkennen: So wie es im Moment läuft, ist das nicht richtig. Die Bürger sehen die freien Grundstücke, sehen den Leerstand." Und bei diesem Punkt sind sich alle Mitglieder der BI einig: "Jedes Baugebiet, das neu dazukommt, schwächt die Innenentwicklung."
Martin Kuhnt und seine Mitstreiter haben sich zwar den Erhalt des Naherholungsziels auf die Fahnen geschrieben, sie sehen aber noch weitere "problematische Entwicklungen" im "FNP 2030", so zum Beispiel bei der Sonderbaufläche "Westernpark". Nur: "Was in der Peripherie passiert, können wir gar nicht thematisieren", sagt Kuhnt. Die BI habe allein für den "Vorderen Wasen" 50 Seiten Text verfasst. "Wie sollen wir da einen gesamten Flächennutzungsplan durcharbeiten?"
Während die Bürgerinitiative am Freitag von ihrem Recht, eine Stellungnahme abzugeben, Gebrauch gemacht hat, haben es ihr nur wenige Bürger gleichgetan, wie Alexander Beuchert, Bausachverständiger beim GVV, auf Nachfrage mitteilt. Ihm zufolge war das Interesse trotz der Größe des Verfahrens und mehrerer Hinweise in der Presse geringer als noch bei der ersten, frühzeitigen Offenlage. "Ich hätte gedacht, dass viel mehr Leute kommen", sagt Beuchert, ergänzt aber direkt: "Entscheidend sind die Inhalte, nicht die Zahl."
Seit Samstag ist die öffentliche Auslegung beendet, die Stellungnahmen einiger Fachbehörden stehen aber weiterhin aus. Diesen wurde laut Alexander Beuchert eine Fristverlängerung genehmigt. Sobald alle Unterlagen eingegangen sind, muss das Planungsbüro diese analysieren und daraus Handlungsempfehlungen ableiten. Führen die Anregungen dazu, dass der Entwurf geändert oder ergänzt wird, so muss ihn die Verwaltung erneut auslegen und ein weiteres Mal Stellungnahmen einholen.
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Wird dagegen "eine Fläche aus der Planung herausgenommen, dann müssen wir das Verfahren nicht neu beginnen", erklärt Beuchert. Denn: "Die Stellungnahmen zu den bestehenden Flächen sind ja schon enthalten." Relevant könnte dies zum Beispiel dann werden, wenn das Regierungspräsidium keine Ausnahmegenehmigung für das geplante Baugebiet "Vorderer Wasen II" erteilt. Die Behörde in Karlsruhe prüft derzeit das Zielabweichungsverfahren, das der Stadt Walldürn erlauben soll, in den regionalen Grünzug und in das Vorbehaltsgebiet für die Landwirtschaft einzugreifen.