Wo wohnt eigentlich der Osterhase?
Das Feldhasen-Monitoring startet in der Region. Dazu gibt es eine Online-Oster-Zählaktion für alle Interessierten.

Von Noemi Girgla
Neckar-Odenwald-Kreis. Aus den Supermarktregalen grinst er einem derzeit schokoladig entgegen, als Hefegebäck ist er aus der Auslage beim Bäcker nicht wegzudenken, und auch als Dekoartikel hat er gerade Hochsaison. Man kann sagen, der Osterhase ist – wie jedes Jahr um diese Zeit – allgegenwärtig. Doch wo wohnt er eigentlich?
Dieser Frage gehen auch die Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg und die Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg nach – und bitten dafür um Mithilfe aus der Bevölkerung. Über die Meldeplattform bw.wildenachbarn.de können alle Interessierten in ganz Baden-Württemberg Meldungen zu Feldhasen und Wildkaninchen eingeben und so das landesweite Monitoring unterstützen.
Speziell das Feldhasen-Monitoring läuft laut der Wildforschungsstelle in Baden-Württemberg schon seit 25 Jahren. Auffallend: Für den Neckar-Odenwald-Kreis liegen bislang keine Zahlen vor. Das soll sich nach Angaben von Tobias Kuhlmann, Wildtierbeauftragter des Neckar-Odenwald-Kreises, ab diesem Frühjahr ändern. "Sowohl im Kleinen Odenwald als auch im Buchener Raum wurden nun erstmalig mehrere Zählreviere eingerichtet, um in Zukunft Daten zu liefern", verrät er. In diesen Revieren sollen Zählungen im Frühjahr und Herbst Aufschluss darüber geben, wie sich die Feldhasen-Population im Lauf des Jahres, aber auch über mehrere Jahre hinweg verändert und entwickelt.
Bislang kann der Wildtierbeauftragte über die Anzahl der Feldhasen im Kreis lediglich Schätzungen abgeben: "Ich halte die Population für stabil und nehme an, dass sie ähnlich wie im Schwarzwald sein dürfte. Dort gibt es 8,4 Tiere pro Quadratkilometer Offenlandfläche. Das ist etwas unter dem Landesdurchschnitt, den die Wildforschungsstelle mit etwa 16 Tieren angibt." Der Neckar-Odenwald-Kreis sei keine "ausgesprochene Hasenregion", aber zwanghaft suchen müsse man den langohrigen Gesellen auch hier nicht. "Er ist wahrlich nicht vom Aussterben bedroht", meint Kuhlmann.
Auch interessant
Anders sieht es mit Wildkaninchen aus. Nicht, dass sie vom Aussterben bedroht seien, aber der Landkreis sei für die nur fast halb so großen Verwandten des Feldhasen einfach nicht sonderlich attraktiv. "Die Tiere bevorzugen wärmere Gebiete. Mittelgebirgsregionen ab 400 Höhenmeter zeichnen sich nicht als ihre bevorzugten Habitate aus. Da sind eigentlich keine Kaninchen mehr zu finden", weiß der Experte. Momentan seien ihm keine stabilen Wildkaninchen-Populationen bekannt; man vermute aber, dass es in der Region um Haßmersheim welche geben könnte. "Sie brauchen trockene, sandige Böden zum Graben. Es wäre also möglich, dass sie in der Nähe von Weinbergen zu finden sein könnten."
Die Osteraktion der Wildforschungsstelle mit der Uni Freiburg freut den Wildtierbeauftragten. "Das ist gerade für Kinder etwas Tolles, wenn man sie fragt: ,Sollen wir mal schauen, ob wir den Osterhasen finden?’ Besonders, wenn man dann tatsächlich einen sieht und den Erfolg gleich bei der Plattform melden kann." Zu enttäuscht sollte man aber nicht sein, wenn sich der Osterhase nicht blicken lässt. Meister Lampe bevorzugt die Dämmerung und Nacht für seine Unternehmungen. Logisch, es soll ja auch nicht jeder beobachten können, wo er die ganzen bunten Eier versteckt ...
Daher finden die künftigen Monitoring-Zählungen auch im Dunklen statt. Dafür werden die eingeteilten Reviere im Scheinwerferlicht abgefahren, "und dann sieht man die Hasen da sitzen und zählt sie", beschreibt der Wildtierbeauftragte die simple Vorgehensmethode. Etwas Hoffnung auf eine Sichtung in den Ostertagen schürt er dann doch: "Momentan ist Paarungszeit, da ist die Chance erhöht, den Hasen am hellen Tag zu sehen."
Große Überraschungen erwartet Tobias Kuhlmann von der Osteraktion auf der Melde-Plattform eigentlich nicht. Dennoch befürwortet er, dass diese Wildart dadurch einmal in den Fokus gerückt wird. "So kann man den Kindern gut den Unterschied zwischen Hase und Kaninchen erklären", meint er. Und wann böte sich dafür eine bessere Gelegenheit als an den Ostertagen.
Über die Sichtung Hunderter Kaninchen würden Kuhlmann und seine Kollegen sich im Neckar-Odenwald-Kreis dann doch wundern. "Aber wer weiß, vielleicht finden sich in einem Industriegebiet oder Ähnlichem ja doch einige Tiere, die wir so gar nicht auf dem Schirm hatten und nicht in Betracht gezogen haben", räumt er ein. Es wäre ja schließlich nicht unüblich, dass an Ostern etwas Verstecktes gefunden wird ...
Info: Die Osteraktion der Wildtierforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg und der Uni Freiburg läuft vom heutigen Montag an bis einschließlich 24. April. Alle Sichtungen können unter bw.wildenachbarn.de/node/11003 gemeldet werden.