Dem "Patienten" geht es etwas besser
Verluste verringern sich - Defizit 2017: 5,2 Millionen Euro, Defizit-Schätzung 2018: 4,5 Millionen

Der Standort Buchen der Neckar-Odenwald-Kliniken wird erweitert. Im Jahr 2019 soll mit der Modernisierung begonnen werden. Foto: Tanja Radan
Neckar-Odenwald-Kreis. (tra) "Die Neckar-Odenwald-Kliniken haben nach sehr schwierigen Jahren langsam wieder Boden unter den Füßen und sind trotz Defizit auf dem richtigen Weg: Das Wirtschaftsjahr 2017 schließt mit einem Jahresfehlbetrag in Höhe von rund 5,2 Millionen Euro ab. Gegenüber 2016 konnten die Kliniken somit eine deutliche Ergebnisverbesserung um rund 1,3 Millionen Euro erzielen. Diese Entwicklung wird sich 2018 auch fortsetzen", unterstrich Landrat Dr. Achim Brötel bei der Sitzung des Kreistags, die am Mittwoch in der Eckenberghalle in Adelsheim stattfand und bei der die Kreisräte den Jahresabschluss 2017 einstimmig absegneten.
Für das Jahr 2018 wird mit einem Jahresverlust von 4,5 Millionen Euro gerechnet: Gegenüber 2017 soll der Jahresverlust somit nochmals um 0,7 Millionen Euro verringert werden.
Die Ergebnisverbesserung um 1,3 Millionen Euro wertete Norbert Ahrens, der Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken, als "großen Schritt". "2017 wurde eine Stabilisierung der Leistungen erreicht", erläuterte Ahrens. Vakante Chefarztstellen konnten besetzt werden, auch im stationären Bereich seien die Leistungen gesteigert worden.
Im Wirtschaftsplan 2018 sind Erträge in Höhe von 76,6 Millionen Euro geplant. Dagegen sind Aufwendungen mit einer Höhe von 78,3 Millionen eingestellt. Das geplante Ergebnis aus Zinsen und Abschreibungen auf eigenfinanziertes Anlagevermögen ergibt ein Minus von 2,8 Millionen Euro. Eingeplant wird ein Jahresverlust in Höhe von 4,5 Millionen Euro.
Ahrens erläuterte, dass der Wirtschaftsplan, der jeweils im November des Vorjahres vorliegen müsse, jedoch stark von Parametern geprägt sei, die zum Planungszeitraum noch nicht bekannt seien: So können Preissteigerungen, Tarifsteigerungen und Sachkostensteigerungen zu Planabweichungen führen. "Und bei einem Umsatz von 76 Millionen Euro entspricht eine Planabweichung von einem Prozent 760.000 Euro", unterstrich Ahrens.
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Ein weiteres zentrales Thema sei auch die Erweiterung und Modernisierung des Standorts Buchen der Neckar-Odenwald-Kliniken. In das Bauprojekt werden 19,2 Millionen Euro investiert. Zehn Millionen Euro übernimmt das Land Baden-Württemberg, 1,8 Millionen das Regierungspräsidium. Rund sieben Millionen Euro muss der Neckar-Odenwald-Kreis stemmen.
Der Förderbescheid des Ministeriums liegt bereits vor, die Förderbescheide des Regierungspräsidiums folgen. Baubeginn soll 2019 sein: "Mit dem Bau der Endoskopie soll Mitte 2019 begonnen werden, der Baubeginn des Bettenhauses ist für Anfang 2020 geplant", so Ahrens.
Der laufende Betrieb des Krankenhauses Buchen soll - da ein Neubau erstellt wird - durch die Baumaßnahmen kaum beeinträchtigt werden. "Das Krankenhaus wird nach dem Umbau eine klare Struktur haben", blickte Ahrens in die nahe Zukunft.
Kreisrat Rainer Houck von der CDU-Fraktion unterstrich: "Wir konnten das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr um rund 1,3 Millionen Euro verbessern. Eine Entwicklung, die auch im laufenden Jahr anhält. Die Ziele des Wirtschaftsplans, mit einem Verlust von fünf Millionen Euro abzuschließen, konnten dabei nicht ganz erreicht werden. Dennoch sehe ich den Verlauf der Sanierung unserer Klinik gGmbH als sehr erfolgreich." Die Systematik der Krankenhausfinanzierung sei darauf angelegt, bundesweit die Zahl der Kliniken zu reduzieren. Vor allem die Kassen hätten das Heft in der Hand. Umso wichtiger sei es somit, die Neckar-Odenwald-Kliniken wirtschaftlich stabil und zukunftssicher aufzustellen.
Kreisrat Norbert Bieneck von der SPD-Fraktion wies auf die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen hin: "Trotz enormer Anstrengungen des Personals, die verdichteten Gesundheitsleistungen zu bewältigen, holen uns die alten Rahmenbedingungen in der Finanzierung der Krankenhäuser ein. Ich hoffe, dass die angekündigten Mindestbesetzungen beim Pflegepersonal nicht unter der Hand als Höchstbesetzungen erklärt werden." Hinsichtlich des Erlöses lägen die Kliniken in Mosbach und Buchen sehr nahe zusammen, was die Akzeptanz in der Bevölkerung spiegle.
Die Leistungsfähigkeit beider Standorte sei vergleichbar. Ausdrücklich lobte er das Bildungszentrum, das gute Pflegekräfte ausbilde. Bienek wies darauf hin, dass trotz sorgfältiger Wirtschaft und Planung immer noch eine Finanzierungslücke bestehe, die durch den Landkreis ausgeglichen werden müsse (237.500 Euro).
Heribert Fouquet sprach für die Fraktion der Freien Wähler und betonte, dass der "Patient Krankenhaus nicht genesen ist, sondern am Tropf hängt und fragil ist". Er appellierte an Bund und Land, die Versorgung sicherzustellen. Der Gesundheitssektor sei in Deutschland allgemein zum Sorgenkind geworden. Die Rahmenbedingungen, in denen sich die Kliniken behaupten müssen, seien schwierig.
Achim Walter von der FDP sagte, dass die Zielmarge hinsichtlich des Defizits drei Millionen betragen sollte. "Wenn das unterschritten werden könnte, wäre es natürlich besser."
Den Bericht von Simone Heitz, Fraktionsvorsitzende der Grünen, verlas Kreisrätin Dorothee Roos: Es bleibe weiterhin spannend, da sich die Gesellschaft der Neckar-Odenwald-Kliniken aus 27 Millionen Euro Bankdarlehen finanziert und dass für 2018 bis 2021 mit einem Liquiditätsbedarf von über 15 Millionen Euro zu rechnen sei. Den Pflegenotstand bezeichnete sie als "gelebte Realität" und kritisierte, dass besonders auch Kliniken mit Geburtsstation unter Kostendruck litten, da die Geburtshilfe schlecht finanziert sei.
Die Kreisräte stimmten dem Jahresabschluss 2017 und der Entlastung des Aufsichtsrats der Neckar-Odenwald-Kliniken einstimmig zu. Da Brötel und alle Stellvertreter bei dem Thema befangen waren, wurde der Landrat unter der Sitzungsleitung des eigens für diesen Tagesordnungspunkt gewählten stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Norbert Rippberger beauftragt, für die Entlastung des Aufsichtsrats zu stimmen.



