Neckar-Odenwald-Kliniken: "Die Sanierung wird uns gelingen"
Geschäftsführer Norbert Mischer im RNZ-Gespräch über die aktuelle Lage der Kliniken.

Nach drei Jahren an der Spitze der Neckar-Odenwald-Kliniken ist Geschäftsführer Norbert Mischer trotz eines voraussichtlichen Defizits von 5,7 Millionen Euro in diesem Jahr davon überzeugt, dass die Sanierung erfolgreich sein wird. Foto: Alexander Rechner
Von Alexander Rechner
Buchen/Mosbach. Er hat einiges zu tun. Die Kliniken in Buchen und Mosbach soll er auf ein tragbares finanzielles Fundament stellen und als Sanierer mit Rotstift und guten Ideen den Häusern eine gesicherte Zukunft in Trägerschaft des Kreises ermöglichen. Die Rede ist von Diplom-Kaufmann Norbert Mischer, der seit drei Jahren das Ruder an den hiesigen Kliniken in die Hand genommen hat. Im Frühjahr ist sein Vertrag bis 2020 verlängert worden. Nun sprachen wir mit ihm über die aktuelle Lage.
Herr Mischer, Sie haben vor gut drei Jahren den Patienten "NO-Kliniken" übernommen. Damals haben Sie gesagt, dass die Sanierung drei Jahre bis 2016 dauern wird. Jedoch liegen die Kliniken dem Landkreis noch immer auf der Tasche. Im Juli wurden eine Deckungslücke von 1,8 Millionen Euro und ein voraussichtliches Defizit von 5,7 Millionen Euro bekannt gegeben. Ist die Sanierung gescheitert?
Die Sanierung ist natürlich nicht gescheitert. Wir haben eine Menge erreicht. 2013 hatten wir einen Verlust von über 10 Millionen Euro vorgefunden, und in diesem Jahr rechnen wir in der Tat mit einem Defizit von 5,7 Millionen Euro. Damit liegen wir zwar deutlich unter dem Ergebnis aus dem Jahr 2013, aber zufriedenstellend ist es noch nicht.
Wie kommt es zu diesem voraussichtlichen Defizit?
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Die größten Herausforderungen waren die Chefarztwechsel. Von acht Chefärzten von bettenführenden Fachabteilungen verließen vier die Kliniken. Und ein solcher Wechsel bedeutet immer, dass zunächst weniger Patienten in die Krankenhäuser kommen.
Und wie wollen Sie aus den roten Zahlen rauskommen?
Wir wollen einerseits die Einnahmen steigern. In allen chefärztlichen Bereichen sind wir jetzt wieder besetzt. Nun wollen wir wieder Vertrauen zurückgewinnen, damit mehr Patienten zu uns kommen. Und wir setzen auf Qualität, so ist unsere Unfallchirurgie/Orthopädie seit Kurzem als Endoprothetikzentrum zertifiziert. Ich selbst würde mich jederzeit in den Kliniken behandeln lassen. Und wir schauen strukturiert auf die Kosten und überprüfen dabei permanent den Einkauf und die Stellenbesetzung in allen Bereichen.
Sie sprachen gerade die Stellenbesetzung an. Werden Sie Personal entlassen, um Kosten zu senken?
In einem gewissen Umfang werden wir sicher unser Personal reduzieren, aber nicht viele Stellen. Wir stellen jeden Bereich auf den Prüfstand. Hierbei führen wir strukturierte Gespräche mit jedem Bereich. Und am Ende dieser Diskussionen steht dann ein Ergebnis fest. Per Order di Mufti handle ich nicht. Bei dem Bereich Küche werden wir unseren Personalbestand anpassen, wenn wir sie zentralisiert haben. Dadurch können wir sicher ein paar Stellen abbauen. Aber dazu müssen wir zunächst Strukturen verändern.
Die Mitarbeiter müssen also mit weiteren Veränderungen rechnen...
Das ist ein kontinuierlicher Vorgang, den machen alle Kliniken Jahr für Jahr. Darüber hinaus müssen wir jedes Jahr effizienter werden, weil wir allein die Tariflohnsteigerung nicht vollständig vom Gesetzgeber finanziert bekommen. In diesem Jahr entsteht uns dadurch eine Deckungslücke von 150.000 Euro. Wichtig für mich ist: Die Krankenhausfinanzierung muss verlässlich sein. Da ist die große Politik in Berlin gefragt.
Und wo wollen Sie weitere Einsparungen vornehmen?
Bei den Sachkosten verhandeln wir immer wieder mit den Lieferanten oder versuchen, im Energiebereich Einsparungen vorzunehmen. Im Wohn- und Pflegezentrum Hüffenhardt stellen wir jetzt die Energieversorgung um. Ein Blockheizkraftwerk wird das Haus künftig versorgen. Damit sparen wir zwischen 100.000 und 200.000 Euro ein.
Apropos Küche: Ist es denn ökonomisch und ökologisch sinnvoll, das Essen per Lkw nach Buchen und Hüffenhardt zu liefern?
Es ist wirtschaftlicher als bisher. Denn wir können die Speisen an einem Standort, hier in Mosbach, rentabler zubereiten. Im Übrigen gehen wir diesen Weg nicht neu. Die Diakonie hat ihre Küche in Schwarzach und beliefert von dort aus alle diakonischen Einrichtungen bis nach Walldürn. Und vor allem behalten wir dadurch die Speiseversorgung in der eigenen Hand. Wir gehen gerade nicht den Weg wie es andere Kliniken handhaben, die eine Fremdfirma damit beauftragen. Wir wollen die Qualität der Speisen in unserer eigenen Hand behalten.
Und wenn ihre Medizin nicht wirken sollte, wäre dann eine Privatisierung eine Lösung?
Die Sanierung der Kliniken mit den beiden Standorten Buchen und Mosbach wird uns gelingen. Davon bin ich fest überzeugt. Dafür arbeite ich jeden Tag mit Rückdeckung des Kreistags. Eine Privatisierung ist kein Thema.
Wie entwickeln sich derzeit die Patientenzahlen an den Kliniken?
Wir haben leicht steigende Patientenzahlen gegenüber dem Vorjahr. Dies ist ein gutes Zeichen.
Wie sieht die Situation am Wohn- und Pflegezentrum Hüffenhardt aus?
In Hüffenhardt sind wir auf einem guten Weg. Das Haus ist zu 95 bzw. 96 Prozent belegt. Das schwankt immer leicht. Damit haben wir eine Vollauslastung. Betriebswirtschaftlich sind wir noch dabei, die Kosten noch zu reduzieren.
Und auf welcher Genesungs- und Therapieetappe wähnen Sie sich jetzt?
Die große Operation ist erfolgt. Und der Heilungsprozess läuft. Manchmal gibt es noch Wundheilungsstörungen. Hier müssen wir sehen, dass wir die Wunde in Ordnung halten. Ansonsten müssen die Nebenkrankheiten, die auftraten, weiter behandelt werden.
Vielen Dank!



